Geesthacht. Das Unternehmen CTS hat bei der Sanierung des Bauwerks mitgewirkt und spezielle Bodenplatten geliefert. Was das besondere daran ist.

Die Einweihung und Inbetriebnahme der Europabrücke über die Oder von Neurüdnitz in Brandenburg zum polnischen Siekierki am Sonnabend hat eine enorme symbolische Bedeutung für die Region im Osten. „Deutschland und Polen rücken dadurch ein weiteres Stück zusammen“, heißt es im offiziellen Einladungsschreiben.

Die Eröffnung von 10 bis 13 Uhr wird vor Ort groß mit Live-Musik und Festzelt gefeiert. Die Einweihungszeremonie mit Durchschneiden eines roten Bandes führen Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und sein polnischer Amtskollege Olgierd Geblewicz durch, der Marschall des Verwaltungsbezirks Westpommern, der sich auf der Ostseite der Oder anschließt. Dann werden die beiden mit Gästen aus beiden Ländern erstmals die Brücke von Deutschland nach Polen überschreiten – und das über einen Fußboden aus Geesthacht.

Einweihung der Brücke mit vielen Gästen

Denn die Kunststoff-Bohlen, die den Brückenboden bilden, stammen von der Firma CTS, beheimatet an der Mercatorstraße. „Mit unserem neuen Unternehmen, der Hacon Brücken GmbH, haben wir einen hochmodernen Brückenbelag aus GFK-Planken montiert“, erläutert CTS-Chef Philipp Wilczek. GFK besteht aus mit Glasfasern verstärktem Kunststoff. Die Brücke ist 330 Meter lang und acht Meter breit. „Damit ist es die größte Brücke in Deutschland, die mit unseren patentierten Hacon-Planken saniert wurde“, sagt er.

Der Geesthachter gehört zu den Gästen der Einweihung, wie auch Marten Mallinckrodt von Hacon, der Erfinder der Planke. Die Ausschreibung wurde im Dezember 2019 gewonnen. Für das Geesthachter Unternehmen bedeutet der Auftrag ein Geschäftsvolumen von 800.000 Euro. Baubeginn war im zweiten Quartal 2020. Herangefahren wurden die Planken aus Geesthacht und in einem Betrieb vor Ort zwischengelagert. Verlegt wurde in vier Bauetappen mit jeweils drei bis vier Mitarbeitern vor Ort.

Belag wirkt wie ein Dach und schützt die Tragkonstruktion

Die Vorteile der GFK-Planken sind Langlebigkeit, hohe Rutschsicherheit auch bei Nässe sowie die sehr gute Ökobilanz“, erklärt Philipp Wilczek. Da der neue GFK- Laufbelag geschlossen ist und mit einem Nut- und Federsystem arretiert wird, wirkt er wie ein Dach und schützt so die Tragkonstruktion vor den Einflüssen der Witterung. Wil­czek: „Zukünftig werden wir auch komplette Fuß- und Radwegbrücken mit einer Spannweite bis zu 12 Metern komplett aus GFK bauen.“

Ein marodes Bauwerk: So stellte sich die Brücke dar vor Beginn der Arbeiten.
Ein marodes Bauwerk: So stellte sich die Brücke dar vor Beginn der Arbeiten. © CTS | CTS

Es ist nicht der erste Auftrag für eine Brückensanierung für das Geesthachter Unternehmen. Und sicher nicht der letzte. „In den nächsten Jahren müssen allein in Deutschland circa 50.000 Holzbrücken saniert werden“, weiß Philipp Wilczek.

Platten sind bereits in vielen anderen Brücken verbaut

Platten aus Geesthacht sind unter anderem bereits in der Söderstrombrücke in Stockholm verbaut, in der Hohenzollernbrücke über den Rhein in Köln und in einem Eisenbahnviadukt bei St. Gallen in der Schweiz.

Aber es geht auch eine Nummer kleiner, etwa mit der Hafenbrücke zum Menzer-Werft-Platz in Geesthacht. Und wer das Geländer der Seebrücke in Ahlbeck anfasst, berührt ebenfalls ein Stückchen Geesthacht. Der Handlauf ist von CTS. Mehr durfte nicht sein, der Denkmalschutz bestand bei der Sanierung für den Rest der Brücke auf Holzbau.

Brücke wurde innerhalb von 18 Monaten saniert

Abgesehen von Wartungsfahrzeugen ist die restaurierte historische Brücke – der deutsche Teil steht unter Denkmalschutz – als Europaradweg ausgelegt. Die erste Brücke von 1892 an dieser Stelle war eine Eisenbahn- und Straßenbrücke, 1930 kam eine Eisenbahnbrücke hinzu, während die alte Brücke den Autos gewidmet wurde. Nach der Sprengung beider Brücken 1945 wurde 1957 nur die Eisenbahnbrücke aus militärischen Gründen wieder aufgebaut, aber sehr wenig genutzt.

Diese alte Brücke wurde – im Zusammenspiel verschiedener Gewerke – innerhalb von 18 Monaten saniert. Die Schienen wurden zurückgebaut, die Brücke gestrahlt und mit Korrosionsschutz versiegelt.

Brücke hat Schlüsselbedeutung für den Radtourismus

Gleich nach der Freigabe werden die ersten Radtouristen erwartet. Den ersten konnte die Fertigstellung gar nicht schnell genug gehen, hat Philipp Wilczek bei seinen Besuchen vor Ort, bei denen er sich den Fortschritt des Renommier-Projektes angeschaut hat, beobachtet. Dabei sei es abenteuerlich zugegangen: Einige hätten ihre Räder über die Absperrungen gehoben, seien hinterher geklettert und Huckepack mit dem Rad auf der Baustelle über den Fluss balanciert.

„Die Brücke hat eine Schlüsselbedeutung für den Radwanderweg Oder-Neiße“, erklärt Helge Suhr, Leiter des Bau- und Ordnungsamts im Amt Barnim-Oderbruch. Es warte ein weit verzweigtes Wegenetz bis Westpommern. „Das Vorhaben wurde bereits seit 20 Jahren im Hause angestrebt.“