Geesthacht. Geesthacht: Termin für Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht kann nicht gehalten werden. Doch es könnte noch schlimmer kommen.

Die Pendler, die während der sanierungsbedingten Sperrung für den Pkw-Verkehr die Elbbrücke beim Geesthachter Stauwehr in Massen auf Fahrrädern überquert haben – ihre Liebe zum Zweirad hielt nicht lange. Am 25. August wurde die Sperrung nach fast acht Wochen aufgehoben, und nun sitzen sie alle wieder im Auto. Vier Fahrräder passierten am Mittwochnachmittag innerhalb einer halben Stunde die Brücke, aber Hunderte von Fahrzeugen standen in dichten Schlangen.

Nur die beiden Ampeln auf der westlichen Fußwegseite künden noch von der großen Zeit der Fahrradpendler. Sie regulieren nach wie vor mit grünem und rotem Licht, wo eigentlich nichts mehr zu regulieren ist. Sieben Minuten dauert die Umschaltzeit.

Geesthacht: Vor allem Speditionen und deren Fahrer sind verärgert

Was haben die Planer und Firmen nicht alles unternommen, um das erste gesteckte Ziel pünktlich zu erreichen. So wurden etwa wegen der zeitweise extremen Witterungsbedingungen am Tag mit Temperaturen über 35 Grad Arbeitszeiten in die Nacht und in die frühen Morgenstunden verlegt. Und es klappte: Die Elbbrücke wurde wie geplant nach den Sommerferien wieder freigegeben.

Die Fahrradfahrer sind nicht mehr da, die Ampeln aber schon. Sie regulierten den Strom der Zweiradpendler in der Zeit der Sperrung für den Autoverkehr. Nun stehen sich hin und wieder einsame Radler die Beine in den Bauch – und niemand kommt entgegen.
Die Fahrradfahrer sind nicht mehr da, die Ampeln aber schon. Sie regulierten den Strom der Zweiradpendler in der Zeit der Sperrung für den Autoverkehr. Nun stehen sich hin und wieder einsame Radler die Beine in den Bauch – und niemand kommt entgegen. © Dirk Palapies

Aber nun ist der Zeitplan beim Fortgang der Arbeiten doch noch ins Stolpern geraten. Das ärgert vor allem Speditionen und deren Fahrer. Denn eine Sperrung gilt nach wie vor für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen. Bis Ende des Jahres, so der ursprüngliche Plan. Nun ist klar: Dieser Termin ist nicht zu halten. Schuld sei die allgemein angespannte Lage, so der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH).

Verlegung der Arbeiten auf die Westseite erst Mitte Dezember

„Die Arbeiten zur Sanierung des Gehweges auf der Ostseite liegen leider in Folge der aktuellen Entwicklungen hinter dem angestrebten Zeitplan“, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Demnach ist die Umlegung des Verkehres zur Sanierung des Gehweges auf der Westseite in Richtung Hamburg aufgrund des erreichten Baufortschrittes nun erst Mitte Dezember 2022 zu erwarten. Der Rückbau der Schrammborde auf dieser Seite und somit auch die Ermittlung des notwendigen Umfanges der Rissesanierung auf der Westseite kann erst dann beginnen.

„Da die Sanierung der Risse aber Voraussetzung für die Aufhebung der Gewichtsbeschränkung ist, muss diese noch für einige Wochen in 2023 aufrecht erhalten bleiben. Sofern sich das Schadensausmaß auf der Ostseite auf die Westseite übertragen lässt, wird die Aufhebung der Gewichtsbeschränkung nunmehr Ende März 2023 möglich sein“, erläutert der LBV.SH. Das reicht zeitlich immer noch, um die verbliebene Sperrung aufzuheben, bevor die Arbeiten auf der Elbbrücke in Lauenburg beginnen. Sie sollen im Sommer 2023 starten.

Beurteilung der Schäden für die Westseite erst nach Umbau möglich

Zum Hintergrund des Vorgehens: Im Mai wurden bei vorbereitenden Arbeiten zur Sanierung auf der Ostseite Risse in Schweißnähten an tragenden Teilen der Metallkonstruktion entdeckt. Besonders der Bereich der Schrammborde war betroffen. Daraufhin wurden umfangreichere Untersuchungen eingeleitet. Die sind mittlerweile für diese Seite der Brücke abgeschlossen. Im Fortgang der Arbeiten wurden dann keine weiteren Schäden vorgefunden.

„Eine Beurteilung der Schäden für die Westseite kann erst nach dem Umbau der Verkehrsführung erfolgen“, so der LBV.SH. „Hier konnten aufgrund der noch benötigten Schrammbordhauben die Untersuchungen nur stichprobenartig an einzelnen Stellen durchgeführt werden. Damit sich die Arbeiten nicht noch weiter verzögern, ist die ebenfalls als umfassend angestrebte Untersuchung der entdeckten Schäden mit etwas Vorlauf parallel zur Rissesanierung geplant.“

Energiekrise könnte sich auf das Beheizen der Zelte auswirken

Weitere Risiken, die sich auf den geänderten Zeitplan auswirken können: Der LBV.SH weist auf die Ausführung der noch zu erledigenden Arbeiten in der ungünstigen Jahreszeit hin. „Trotz entsprechender Schutzmaßnahmen können witterungsbedingte Verzögerungen nicht ausgeschlossen werden. Um die Arbeiten überhaupt zu ermöglichen, müssen die Arbeitsbereiche eingehaust (z.B. durch Zelte) werden. Insbesondere ist die Einhausung zu beheizen, insofern können unmittelbare Auswirkungen der Energiekrise nicht ausgeschlossen werden.“

So geht es nun weiter: Die Sanierungen am östlichen Gehweg laufen nun noch bis voraussichtlich Mitte Dezember. Anschließend wird nach dem Umbau der Verkehrssicherung unmittelbar die Sanierung des westlichen Gehweges begonnen. Eine Freigabe des westlichen Gehweges ist voraussichtlich im Sommer 2023 zu erwarten. Nach dem Umbau sind die Fuß- und Radwege dann auf jeder Seite auf 2,50 Meter breit. Zum Abschluss der Arbeiten 2024 wird noch ein neuer Rostschutzanstrich aufgebracht.