Lauenburg. Im September sollte die Sanierung der Lauenburger Elbbrücke weitergehen. Warum die Bahn nun einen Rückzieher macht.

Die Planung war sportlich: Wenn die derzeitige Sanierung der Geesthachter Elbbrücke abgeschlossen ist, sollten sich fast nahtlos die Arbeiten an der Lauenburger Brücke anschließen. Dieses Vorhaben ist jetzt vom Tisch. Die Bahn hat die für September vorgesehene Weiterführung der Sanierung in Lauenburg abgesagt. Die Arbeiten sind auf das nächste Jahr verschoben. „Es soll nicht zu Konflikten mit der Sperrung der Brücke in Geesthacht kommen“, so eine Bahnsprecherin. Man sei mit dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV) in enger Absprache.

Eine Überschneidung hätte in der Region wohl auch zu einem Verkehrskollaps geführt. Durch die Sperrung der Geesthachter Brücke hat der Fahrzeugverkehr in Lauenburg um das Doppelte zugenommen. Das ergibt die regelmäßige Erfassung der Verkehrszahlen durch die Stadt auf der B 209.

Wann die Sanierung in Lauenburg weitergeht, steht noch nicht fest

Viele Pendler aus und nach Geesthacht weichen derzeit über die Lauenburger Elbquerung aus. Allerdings hieß es noch Ende Mai vonseiten der Bahn: „Die Einflüsse des Parallelprojektes werden aktuell inhaltlich wie terminlich bewertet. Die Situation hat bisher noch keine erheblichen Beeinträchtigungen auf die Sanierung genommen.“ Jetzt will man aber offenbar auf Nummer sicher gehen. Auf der Webseite des LBV ist allerdings noch die Rede davon, dass die Arbeiten in Geesthacht am 24. August beendet sein werden – also deutlich vor Beginn der geplanten Arbeiten in Lauenburg.

Bei der Stadt ist man überrascht worden von der verschobenen Sanierung. „Wir haben davon gehört, wissen aber bisher nicht, wann die Arbeiten konkret fortgesetzt werden, und ob die Brücke dann voll oder nur halbseitig gesperrt wird“, sagt Christian Asboe aus dem Stadtentwicklungsamt. Er hoffe, dass es in Geesthacht zu keinen Verzögerungen kommt und die Brückensperrung planmäßig am 24. August aufgehoben wird. Neben dem erhöhten Pkw-Aufkommen gibt es nämlich noch eine weitere Auswirkung auf Lauenburg: Bis zur Freigabe der Geesthachter Brücke hat der Kreis Herzogtum Lauenburg das Durchfahrtverbots für Lkw über 12 Tonnen auf der B 5 in der Ortsdurchfahrt Lauenburg aufgehoben.

Zuständigkeiten für Lauenburger Elbbrücke sind geteilt

Die Deutsche Bahn und der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr teilen sich die Zuständigkeit für die Lauenburger Brücke – die Bahn ist für die Tragwerkskonstruktion zuständig, der LBV für Gehweg und Straßenbelag. Dies ergibt sich aus der Funktion als kombinierte Bahn- und Straßenbrücke.

Anders als in den vergangenen Jahren soll die marode Brücke diesmal nicht nur notdürftig geflickt, sondern gründlich repariert werden. Im September sollte es vor allem um die Querfugen sowie die Entwässerungsabläufe gehen. Im Oktober vergangenen Jahres wurden bereits die Brückenlager erneuert und einige Stahlteile des Tragwerks von Rost befreit und mit neuem Korrosionsschutz versehen. Für diese Arbeiten wurde die Lauenburger Elbbrücke eine Woche lang voll gesperrt, geplant waren ursprünglich drei Tage.

Sicherheit der Lauenburger Elbbrücke laut Bahn nicht gefährdet

Außerdem steht noch der Austausch des Straßenbelages und die Erneuerung der Gehwege an. Hier ist wieder eine besondere Koordinierung zwischen Bahn und LBV gefragt. Ob und wie diese Arbeiten im nächsten Jahr miteinander abgestimmt werden, ist derzeit noch unklar. Das wäre aber ein Abwasch und würde eine weitere Sperrung der Brücke überflüssig machen.

Den einen oder anderen Autofahrer könnte angesichts der verschobenen Sanierung ein mulmiges Gefühl beschleichen, wenn er über die Lauenburger Elbbrücke fährt. Schließlich ist deren maroder Zustand bereits seit 2009 amtlich.

Trotz schlechtem Zustand: Sorge um Sicherheit müsse niemand haben

Immerhin sind von den 25.700 Eisenbahnbrücken in Deutschland nur vier Prozent – auch die in Lauenburg – der schlechtesten Kategorie zugeordnet. Sorge um die Sicherheit müsse trotzdem niemand haben. Die Zustandsnote treffe keine Aussage über die Betriebssicherheit, heißt es vonseiten der Bahn. Die Zustandsnote diene vielmehr dazu, eine Entscheidung zu treffen, ob weitere Investitionen sinnvoll seien oder gleich ein Ersatzbau wirtschaftlicher sei.

„Selbst Brücken der schlechtesten Zustandskategorie sind für die Nutzung sicher, sonst würde gar kein Betrieb zugelassen“, versicherte eine Bahnsprecherin bereits im vergangenen Jahr.