Geesthacht/Dassendorf. Jetzt doch: Geesthacht denkt über Kameras an einigen Sammelstellen nach. Dassendorf wartet erstmal Pilotprojekt ab.

Für die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) ist es ein Kampf gegen Windmühlen. Teilweise bis zu dreimal in der Woche rücken die Fahrer zu den Sammelstellen für Altglas, Altpapier und Altkleider aus, die besonders oft mit illegalem Sperrmüll verdreckt werden. Mitunter sind sie kaum weg, da kommen schon die nächsten Beschwerden über abgelegte Autoreifen, halb leere Farbeimer oder ausrangierte Elektrogeräte.

Im Kampf gegen die Müllfrevler könnte in Geesthacht bald eine Maßnahme ergriffen werden, die die Stadtverwaltung im Mai dieses Jahres noch ausgeschlossen hatte: die Überwachung mit Videokameras. Dagegen gab es aus Sicht der Stadtbediensteten datenschutzrechtliche Bedenken.

Videoüberwachung an Containern an Zentraler Sportanlage

Die Entscheidung von Großhansdorf (Kreis Stormarn), die Sammelstelle am Waldreiterweg mit zwei Kameras in einem Modellprojekt zu filmen, hat nun auch in Geesthacht zu einem Umdenken geführt. „Wir prüfen derzeit die Möglichkeit, Videoüberwachungen an ausgewählten Standorten durchzuführen“, teilte Pressesprecherin Wiebke Jürgensen auf Nachfrage mit.

Im Geesthachter Stadtgebiet gibt es derzeit 21 solcher Sammelstellen. Ein Ort, an dem besonders viel illegaler Müll anfällt, sind die Sammelcontainer an der Zentralen Sportanlage. Die sind von der Straße aus nicht einsehbar und könnten erster Kandidat für eine Überwachung werden.

Sammelstelle verschwand wegen Vermüllung

Viele Beschwerden hat es auch über die Sammelstelle am Marksweg gegeben. Deshalb hatte sich Anwohner Hans Homann an unsere Redaktion gewandt und eine Videoüberwachung angeregt. Stattdessen schmiss die AWSH das Handtuch: Im Juli wurde die Sammelstelle aufgelöst.

„Wir begrüßen eine Videoüberwachung. Wir übertragen ja sogar unsere Ratsversammlungen, und da soll das nicht möglich sein?“, fragt Volker Harburg (Bürger für Geesthacht) und betont: „Wer sich nichts zuschulden kommen lässt, hat ja auch nichts zu befürchten.“

Dassendorf stimmt gegen eine Videoüberwachung

Zu einer anderen Einschätzung waren die Dassendorfer Lokalpolitiker gekommen, als sie bei ihrer Gemeindevertreter-Sitzung Anfang Oktober über einen Antrag der SPD zur Videoüberwachung abstimmen sollten.

„Unsere rechtlichen Bedenken waren nicht vollständig ausgeräumt“, sagt Bürgermeisterin Martina Falkenberg (Fraktion WIR). Nach ihren Angaben brauche es trotzdem zwei Zeugen, um einen Täter zu überführen. Zudem befürchtet Falkenberg eine Verlagerung des Problems, etwa in die Feldmark.

Weil zudem die Vermüllung am Kreuzhornweg/Müssenweg sowie am Bornweg in Dassendorf nicht so stark sei, wurde der Antrag mehrheitlich ablehnt, auch die SPD enthielt sich. „Wir haben beschlossen, dass wir den Modellversuch in Großhansdorf abwarten wollen“, erklärte Dassendorfs Bürgermeisterin.

Menge an illegal entsorgtem Müll nimmt von Jahr zu Jahr zu

Ein teurer Spaß für alle sind die Verfehlungen einiger weniger dennoch: Rund 400.000 Euro kosten die zusätzlichen Entsorgungsfahrten. Dieses Geld hat die AWSH in ihrer Kalkulation bereits mit einbezogen, das heißt, es ist in der Summe, die die jeweilige Kommune für die Müllentsorgung zahlen muss, bereits enthalten.

Die Menge, die illegal anfällt, nimmt übrigens von Jahr zu Jahr zu. Um die 300 Tonnen dürften es in diesem Jahr im Kreis Herzogtum Lauenburg werden. 2020 waren es lediglich knapp 256 Tonnen, 2021 dann 260 Tonnen.

Sammelstelle in Großhansdorf ist jetzt sauber wie nie

In Großhansdorf gibt es derweil erste positive Auswirkungen. Auch wenn noch nicht viele Täter ermittelt werden konnten, schreckt die zunächst auf ein Jahr befristete Maßnahme wohl ab. Der überwachte Platz sei sauber wie nie.

Die Kameras werden von einem Bewegungsmelder aktiviert, die Aufnahmen verschlüsselt auf den Servern einer Sicherheitsfirma in Lübeck gespeichert und nach sieben Tagen gelöscht. „Kommt es zu einer illegalen Abfallentsorgung, kann ich das Material aus dem betroffenen Zeitraum anfordern“, hatte Anett Olischer vom Umweltamt Großhansdorf im Juni erklärt. Die Personen würden einen Bußgeldbescheid vom Ordnungsamt erhalten.