Geesthacht. Der Geesthachter Hans Homann beklagt vermüllte Sammelstellen. Die AWSH entsorgt knapp 300 Tonnen jährlich.

Als die Müllsammelstelle für Altglas, Altpapier und Altkleider am Marksweg in Geesthacht kürzlich wieder einmal zweckentfremdet worden war, platzte Anwohner Hans Homann der Kragen. Unbekannte hatten über das Wochenende unerlaubterweise einen Berg Sperrmüll abgeladen.

Neben den Papiercontainern lagen ein Satz alter Autoreifen, eine ausrangierte Geschirrspülmaschine und halb leere Farbeimer, um nur eine kleine Auswahl der von Homann beobachteten Gegenstände zu benennen. „Seit Jahren nimmt der Berg des Mülls konstant zu. Da muss man doch etwas tun können“, echauffierte sich der Rentner aus der HEW-Siedlung.

Illegale Entsorgung: In diesem Jahr im Kreis Herzogtum um die 300 Tonnen Müll

Doch auch ein Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes konnte ihm nicht weiterhelfen. Das Problem sei zwar hinlänglich bekannt, doch die Auskunft, man könne nur aktiv werden, wenn Beweise vorliegen, ärgerte Homann. Wohlgemerkt: Ein Adressaufkleber auf dem Müll ohne Täterbeschreibung reicht nicht aus. „Stattdessen muss wahrscheinlich wieder der Steuerzahler extra für die Entsorgung bezahlen. Und warum kann man das Gelände nicht mit einer Kamera überwachen?“, regte er an.

Zweckentfremdet: Die Sammelstelle an der Zentralen Sportanlage in Geesthacht.  
Zweckentfremdet: Die Sammelstelle an der Zentralen Sportanlage in Geesthacht.   © Dirk Schulz

Letzteres ist aus Datenschutzgründen unzulässig. „In dem zu überwachenden Bereich müssen nachweislich gewichtige Rechtsgüter wie Leib, Leben oder Freiheit einer Person gefährdet sein. Das ist bei einer illegalen Müllbeseitigung an öffentlichen, frei zugänglichen Standorten nicht gegeben“, teilt Stadtsprecherin Wiebke Jürgensen mit.

In Geesthacht gibt es 22 Sammelstellen

Ohnehin ist die Verwaltung lediglich für die Unterhaltung der Umzäunung oder Zufahrten zuständig. Die regelmäßige Reinigung der Sammelstellen übernimmt die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Im Geesthachter Stadtgebiet gibt es zurzeit allein 22 solcher Plätze, 18 davon auf städtischen Flächen. Ein weiterer Platz ist im Neubaugebiet Finkenweg-Nord vorgesehen.

Wie oft ein Platz angefahren wird, hängt von der Frequentierung ab. Die Hotspots in Geesthacht sind laut Auskunft der AWSH an der Zentralen Sportanlage und am Marksweg, der Hans Homann ein Dorn im Auge ist.

Altpapier wird bei den beiden Hotspots „nur“ zweimal wöchentlich abgeholt

Dreimal pro Woche (montags, mittwochs und freitags) rücken hier die Fahrer zur Reinigung an. „Einmal hat mich ein Kollege angerufen und gefragt, ob ich noch zum Marksweg fahre, um den Platz zu reinigen. Dabei war ich gerade eine halbe Stunde vorher dort und trotzdem lag schon wieder neuer Sperrmüll“, berichtet ein AWSH-Fahrer von seiner Sisyphusarbeit. Zum Vergleich: Das Altpapier wird bei den beiden Hotspots „nur“ zweimal wöchentlich abgeholt, die Glascontainer sogar nur alle drei Wochen einmal geleert.

Die jährlichen Mengen der illegalen Entsorgung sind derweil in der Tat ansteigend, wie von Hans Homann vermutet. 2020 waren es im Kreis Herzogtum Lauenburg 255,71 Tonnen, 2021 260,13 Tonnen und 2022 kämen am Ende sogar 304,74 Tonnen heraus, wenn man die vorliegenden Daten von Januar und Februar hochrechnet.

Jährliche Kosten von 400.000 Euro sind bereits eingepreist

Zusätzliches Geld für diese Entsorgungsfahrten müssen die Städte und Gemeinden jedoch nicht aufwenden. Die jährlichen Kosten für diese Entsorgung von deutlich über 400.000 Euro im Jahr hat die Abfallwirtschaft Südholstein bereits eingepreist.

Eine Veränderung im Bewusstsein der Menschen zu diesem Thema scheint schwierig. „Solang sich in den Köpfen der Menschen, die ihren Müll neben den Behältern abladen, nichts ändert, wird sich an der Sache selbst auch nichts ändern“, sagt Jürgen Pflantz, Leiter des Fachdienstes Umwelt.

Unzulässig ist es im Übrigen bereits, wenn Altpapier oder -glas neben einen überfüllten Wertstoffsammelcontainer abgelegt wird. Hans Homann will künftig jedenfalls weiter die Augen offenhalten.