Geesthacht. Kurt Buschmann ist fast blind, malt aber eindrucksvolle Werke. Zu begutachten in einer Ausstellung im Oberstadttreff in Geesthacht.
Blinde Musiker und Sänger sind bekannt: Ray Charles oder Andrea Bocelli, um nur zwei zu nennen. Aber blinde Maler? Die gibt es auch, und zwar recht erfolgreiche: Der Texaner John Bramblitt, der türkische Maler Eşref Armağan sowie der ehemalige Geesthachter Kurt Buschmann sind zu nennen, die ohne oder mit sehr geringer Sehkraft eindrucksvolle Kunstwerke auf die Leinwand bringen.
Kurt Buschmann ist ein Multitalent. Er ist Musiker, Maler und Dichter. Als Saxophonist und Komponist ist er international bekannt. Er singt, spielt Akkordeon, Keyboard, Gitarre, Percussion und andere Instrumente. In den 1990er Jahren fing er zudem mit der Malerei an. Er arbeitet etwa mit Holz, Papier und Acrylplatten.
Kurt Buschmann hat noch zwei Prozent Sehvermögen
Manchmal wird auch schon einmal ein Herrenhemd in seine Kunstwerke hineingefügt. Seine Farbenspiele, die er mit Acryl und Acrylpaste, Pinsel, Tüchern und großen Spachteln gestaltet, waren auf vielen Ausstellungen zu sehen, aktuell hängen Werke von ihm bis zum 25. August im Oberstadttreff am Dialogweg.
Im Februar wurde Buschmann attestiert, dass er von seinem bisherigen Sehvermögen, das zehn Prozent betrug, nur noch zwei Prozent vorhanden sind. Der 65-Jährige lässt trotz der Diagnose den Kopf nicht hängen und macht weiter, was er am liebsten mag – eben Kunst.
Vieles aus dem Gedächtnis heraus gemalt
„Farben kann ich noch erkennen, unterschiedliche Farbtöne nicht. Vieles, was ich sehe, geht über das Gedächtnis. Es funktioniert wahnsinnig gut, so dass ich viele Dinge aus der Erinnerung abgleichen kann“, erklärt der Künstler.
Statt auf der Staffelei malt Buschmann seine Bilder nun auf einem Tisch. Farbtöne, die er nicht erkennt, lässt er sich von seiner Frau Kerstin Seidel, die ebenfalls Künstlerin ist, reichen. Im gemeinsamen Wohnatelier in Hamburg ist alles strukturiert. „Mein Saxofon steht immer am Klavier unter einer Lampe. Durch den Lichtreflex weiß ich, wo es ist und falle nicht darüber“.
Als Dreieinhalbjähriger erkrankte Kurt Buschmann am Grauen Star
Durch ein Kindheitserlebnis erkrankte Buschmann als Dreieinhalbjähriger am Grauen Star. Als er sechs Jahre alt war, wurde er zum ersten Mal operiert. „Vor 60 Jahren war das eine hoch komplizierte Geschichte“, sagt Buschmann. Zwei Jahre später wurden die Linsen im Wege einer Nachoperation herausgenommen.
Nach der Operation trug er dicke Brillengläser. „Als Kind habe ich zuerst gar nicht bemerkt, dass ich schlecht sehe. Es kam vor, dass Schuhe kaputtgegangen sind, weil ich gestolpert bin. Ich bekam dafür oft Ärger. Irgendwann habe ich als Kind unbewusst entschieden, ich zeige es nicht, deshalb hat man mir kaum angemerkt, dass ich schlecht sehe.“
Der Künstler engagiert sich im Blindenverein und macht Schulungen
Mit der Zeit ist seine Sehkraft immer schlechter geworden. Irgendwann konnte er weder lesen noch Noten erkennen. „Nun ist es mir wichtig, dass ich es kommuniziere beziehungsweise dieses Stadium oute“, erklärt der Künstler.
„Ich bin dem Blindenverein beigetreten, mache Schulungen und weiß, dass das Licht irgendwann ganz ausgehen wird. Aber auch mit null Prozent Sehkraft will Kurt Buschmann weitermachen. „Es gibt Techniken, da weiß ich, dass ich sie anwenden kann.“
Bei Kurt Buschmann darf die Kunst angefasst werden
Zurzeit malt der 65-Jährige mit Frischhaltefolie, die er über seine Farben legt. Einen großen Unterschied zu Werken anderer Maler gibt es bei ihm: Seine Bilder, die oftmals so viel Struktur besitzen, dass sie dreidimensional sind, dürfen und sollen sogar angefasst werden. Er sprudelt voller Ideen. So gibt es auch eine Modekollektion. Einige seiner Bilder zieren den Stoff von Leggins oder Hemden.
Die Musik kommt auch nicht zu kurz. Am Freitag, 13. August, steht er mit der Band Blueberry Smokes im Café Chrysander (Chrysanderstraße 61) in Bergedorf ab 20.30 Uhr auf der Bühne. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.kurtbuschmann.de.