Geesthacht. 33 Jahre lang war Otto Neumeister Kunstlehrer am Geesthachter Otto-Hahn-Gymnasium. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.
Das volle, lange Haar behielt Otto Neumeister bis ins hohe Alter. Die typische Handbewegung, sich die einst schwarze, später ergraute Mähne aus dem Gesicht zu streichen, ebenso. Generationen von Geesthachtern kennen „Otto“ aus ihrer Zeit am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG), wo Neumeister von 1967 bis zum Eintritt in den Ruhestand 33 Jahre lang als Kunstlehrer arbeitete.
Seine Leidenschaft war und blieb aber die eigene künstlerische Schaffenskraft. Auf geometrisch abstrahierte Landschaften, gemalt mit Acryl-Farben auf Papier – darauf hatte er sich nach dem Umzug von Geesthacht nach Rabenkirchen an der Schlei im Jahr 2002 konzentriert.
Kein Schnäppchen: Ein „Neumeister“ kostet eine vierstellige Summe
Mit zahlreichen Ausstellungen im Norden schaffte er sich ein Publikum. Seine Werke sind beileibe kein Schnäppchen. Ein „Neumeister“ kostet eine vierstellige Summe. „Und er hätte noch mehr aus sich machen können. Da hatte er eine komische Bescheidenheit“, findet die Geesthachter Künstlerin Gundel Wilhelm, die ihn zuletzt im vergangenen Herbst besucht hatte.
Otto Neumeister redete nicht lange um den heißen Brei herum. Eine Eigenschaft, die Gundel Wilhelm gefiel. Die Künstlerin, von der die „777“ am Wohnmobilplatz stammt, hat bei ihm das Malen in einem Kurs gelernt. „Otto hat uns an alle Techniken herangeführt. Vom Bild-Motiv-Aufbau über das Projektionszeichnen, Porträts oder Drucke. Und dabei hat er anders als andere Kursleiter nicht ,gesüßelt’. Seine konstruktive Kritik hat mich erst dazu geführt, selbst kritisch zu sein“, sagt Gundel Wilhelm.
Ausstellungsgemeinschaft Lauenburgische Künstler bis heute aktiv
Aus dem Malkreis aus den 1970er-Jahren entstand die bis heute aktive Ausstellungsgemeinschaft Lauenburgische Künstler (ALK). Mit dessen Mitglied Holm Lilie, ein bekannter Geesthachter Künstler, wohnte Otto Neumeister einst Tür an Tür.
Mit seinem anderen Nachbarn Jochen Meder, ebenfalls ein ehemaliger OHG-Lehrer, war Neumeister seit 1978 befreundet. Obwohl Neumeister Meders politische Einstellung – er ist CDU-Mitglied – nicht gefiel. „Er hat mir mal eine Flasche Whiskey mit einer Birne geschenkt. Das sollte wohl eine Anspielung auf Helmut Kohl sein“, erinnert sich Meder schmunzelnd.
Durch einen Zufall vom Tod des Freundes erfahren
Als er seinem Freund, den am vergangenen Wochenende in unserer Zeitung erschienen Artikel zum „777“-Kunstwerk schickte, erfuhr er von dessen überraschendem Tod. In der vergangenen Woche ist Otto Neumeister friedlich in der Nacht eingeschlafen. Er wurde 83 Jahre alt.
Diese Nachricht nahm die ALK mit Bestürzung auf. „Wie hat es Ursula Langhof so schön gesagt, berichtete Gundel Wilhelm: Wir sind so traurig über Ottos Tod, weil es noch so viele ungemalte Bilder gibt.“ Bilder, die Otto Neumeister, nun woanders malen muss.