Lauenburg. Interview mit dem 65-jährigen Comedian, dessen künstlerische Wurzeln in Lauenburg liegen. Noch Restkarten für kommenden Sonnabend.
Wenn Comedian Don Clarke für einen Auftritt nach Lauenburg kommt, ist das für ihn ein Heimspiel. 1979 hatte es den jungen Maurer aus dem britischen Königreich ins norddeutsche Herzogtum verschlagen, genauer gesagt nach Lauenburg. Ausgestattet mit Witz und großer Klappe war vor Clarke bald keine Stadtfestbühne sicher. Inzwischen tourt der 65-Jährige zu großen Bühnen in ganz Deutschland, unterhält die Gäste auf Kreuzfahrtschiffen und räumt einen Comedy-Preis nach dem anderen ab.
Doch seit Beginn der Corona-Pandemie ist ihm das Lachen oft vergangen. Sein Gastspiel am kommenden Sonnabend im Lauenburger Freibad ist einer der ersten Auftritte seit eineinhalb Jahren. Wir sprachen mit dem Comedian über Momente, in denen er seinen Beruf am liebsten an den Nagel gehängt hätte. Und darüber, was ihn dennoch weiter antreibt, die Leute zum Lachen zu bringen.
Wir haben ja schon oft miteinander geklönt und sind deshalb per Du. Meist musste ich mir nach unserem Schnack Lachtränen aus den Augenwinkeln wischen. Du hast immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Hat dich dein Humor über die Zeit gerettet?
Clarke: Überhaupt nicht. Wie viele meiner Kollegen saß ich zu Hause und wusste oft nichts mit mir anzufangen. Es ist ja nicht so, dass nur die Einnahmen fehlen. Wenn du gewohnt bist, auf der Bühne zu stehen und alle Auftritte abgesagt werden, dann zieht dir das den Boden unter den Füßen weg. Ein Bühnenkünstler kann nun mal ohne Publikum nicht arbeiten. Anfangs dachten wir ja noch, das geht bald vorbei. Doch dann war einfach kein Ende in Sicht. Unsere Branche war ja eine der ersten, die durch Corona ausgebremst wurde. Damit meine ich nicht nur die Leute, die auf der Bühne stehen, sondern auch die Veranstaltungstechniker, Bühnenbildner, die Maske und alle anderen, die dafür sorgen, dass ein Auftritt ein Erfolg wird.
Du hattest ja dann notgedrungen viel Zeit. Hast du die genutzt, um neue Programme zu schreiben?
Daran war überhaupt nicht zu denken. Im Gegenteil: Ich habe mich nicht nur einmal gefragt: Mensch Don, du bist jetzt 65 Jahre alt. Warum tust du dir das noch an? Aber was sollte ich sonst tun? Wenn du die blanke Existenzangst hast, dann fallen dir keine Gags ein, mit denen du dein Publikum zum Lachen bringen kannst.
Einige deiner Kollegen hat man bei Online-Auftritten erlebt. Vielfach sind darauf neue Formate entstanden, die vielleicht auch nach Corona Bestand haben werden. Ist die virtuelle Bühne auch etwas für dich?
Schwierige Frage. Das kommt ja nicht nur auf den Künstler selbst an, sondern auch darauf, wie das Programm funktioniert. Ich brauche die unmittelbare Reaktion des Publikums und reagiere dann darauf. Das Programm ist bei mit ja nie zu 100 Prozent gleich, sondern es entwickelt sich auf der Bühne. Dabei ist es mir egal, ob ich vor 50 oder 500 Leuten spiele. Das funktioniert aber nicht, wenn ich einsam und allein vor der Kamera stehe. Ich brauche Publikum, um auf der Bühne gut zu sein. Aber Online-Auftritte haben auch ihre Berechtigung. Das Format wird sich weiterentwickeln.
Du kommst ja am Sonnabend nicht allein nach Lauenburg, sondern bringst Kollegen mit. Der „Postbeamte“ Hans-Hermann Thielke, Stand-up-Comedian Benni Stark sowie Bauchredner Jörg Jará sind Stammgäste in deinem Comedy-Club. Habt ihr in der auftrittslosen Zeit untereinander Kontakt gehalten?
Natürlich interessiert man sich dafür, wie es den Kollegen geht. Wir sitzen alle in einem Boot. Umso mehr freuen wir uns, dass es jetzt wieder losgeht. Es ist Sommer und damit die Zeit der Open-Air-Auftritte. Das ist so großartig. Ich hatte nicht gedacht, dass die Leute so heiß darauf sind, wieder Live-Veranstaltungen zu besuchen. Die Begeisterung bei den wenigen Auftritten, die ich bisher hatte, ist riesengroß. Das zu erleben ist eine große Motivation und macht Mut für die Zukunft. Man spürt richtig, wie sowohl das Publikum als auch wir Künstler während der Veranstaltungen aufblühen. Wenn du das als Künstler erlebst, dann weißt du, warum du das alles machst und dass du unbedingt weiter machen willst. Das ist wie eine Aufbruchstimmung.
In den vergangenen Wochen sind einige öffentliche Veranstaltungen aus dem Ruder gelaufen. So hatte Nena bei einem Open-Air-Konzert in Berlin ihre Fans dazu aufgerufen, das Hygienekonzept zu missachten. Hast du für solche Aktionen Verständnis?
Nein, habe ich nicht. Alle Veranstalter, die ich kenne, haben ein umfassendes Abstands-und Hygienekonzept auf die Beine gestellt, damit die Veranstaltungen überhaupt stattfinden können. Ich bin doch selbst daran interessiert, dass die Leute bei meinen Auftritten gesundheitlich nicht gefährdet werden. Wer sich nicht an die Regeln hält, gefährdet letztendlich auch, dass es für die Branche wieder aufwärts geht. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Zeit der Open-Air-Veranstaltungen bald vorbei ist. Was ist, wenn das Wetter wieder schlechter wird? Ich hoffe, dass die Verantwortlichen auch daran denken. So wie man erwarten kann, dass wir Künstler uns an die Spielregeln halten, erhoffe ich mir, dass man mit uns fair umgeht. Wir verdienen auf der Bühne unser Geld. Viele Veranstalter und Gastronomen haben in den letzten Monaten viel in die Sicherheitskonzepte gegen Corona investiert. Ich hoffe, dass es im Herbst nicht einfach nur heißt: Schließt den Laden! Die Branche braucht eine Perspektive und klare Regeln, mit denen sie arbeiten kann. Auch im Kulturbereich stehen jede Menge Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Auch in Lauenburg gibt es strenge Regeln für die Besucher deiner Veranstaltung. Einlass hat nur, wer entweder vollständig geimpft ist oder getestet oder genesen. Es wird sogar Sitzplätze geben, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. Findest du das vernünftig?
Natürlich. Ich kann nur sagen: Leute, haltet euch an die Regeln, dann werden wir viel Spaß miteinander haben.
Triffst du in Lauenburg bei deinen Auftritten eigentlich alte Freunde aus deiner Jugendzeit?
Klar, wir haben uns ja nie ganz aus den Augen verloren. Zu vielen Lauenburger Bekannten habe ich noch intensiven Kontakt. Über die sozialen Netzwerke ist das ja heutzutage gar kein Problem. Manchmal kommen zu meinen Auftritten hier alte Jugendfreunde und die bringen sogar schon ihre Enkel mit. Ich schaue meine alten Kumpels an und denke: Mensch, wo ist nur die Zeit geblieben? Mit Lauenburg verbinde ich so viele Erinnerungen. An das Freibad zum Beispiel, wo ich am Freitag auftreten werde. Aber es gibt einen Grund, warum Lauenburg für mich auch ein ganz schwieriges Pflaster ist (grinst).
Das ist ja kaum vorstellbar. Du hast hier so viele Fans. Deine Veranstaltungen sind meist ruckzuck ausverkauft.
Ja, das stimmt. Aber wenn ich woanders auftrete, kann ich zum Beispiel ohne rot zu werden, lügen, dass ich kürzlich fünf Kilo abgenommen hätte. Boah, Respekt, sagen dann alle. Das funktioniert in Lauenburg nicht. Hier kennen mich die Leute. Und die sagen mir ganz unverblümt grinsend ins Gesicht: Mensch Don, bist du fett geworden! So wie man das eben macht, wenn man einen alten Kumpel trifft.
Es gibt noch ein paar Karten für Don Clarkes Comedy Club am Sonnabend, 7. August, im Lauenburger Freibad am Kuhgrund. Die Tickets kosten 22 Euro. Erhältlich sind sie in der Tourist-Information, Elbstraße 59 (Telefon 04153/590 92 20). Außerdem hält Zigarren Fries in Geesthacht Karten bereit. Online können Tickets auf der Seite www.lauenburg-tourismus.de geordert werden. Die Veranstaltung beginnt um 20.04 Uhr (kein Tippfehler!). Für die musikalische Unterhaltung sorgt Ben Boles, ein Musiker und Entertainer aus Lüneburg.