Geesthacht. Geesthachts Grüne stehen einigen Zahlen skeptisch gegenüber. Große Diskrepanz zu Daten des Mitkonkurrenten Schwarzenbek.

Der Kreistag hatte es vorgemacht, nun sagte ein paar Tage später auch der Geesthachter Hauptausschuss „Ja“ zum Hallenbad. „Ja, aber...“, um genau zu sein. Denn die fraktionsübergreifende Zustimmung zum Bau eines Hallenbades in Geesthacht bezieht sich wie auch die des Kreistages – erst mal nur auf Verhandlungen, die zwischen der Stadtverwaltung mit Bürgermeister Olaf Schulze und dem Kreis mit Landrat Christoph Mager geführt werden sollen.

Erst dann, wenn diese Gespräche aus Sicht der Politik positiv verlaufen sind, geht es in die nächste Runde. „Wir würden gemeinsam mit den Wirtschaftsbetrieben in die Verhandlungen gehen, Eigentümer des Hallenbades wären die Wirtschaftsbetriebe“, erklärte Bürgermeister Olaf Schulze, als er um die Zustimmung warb. Die 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt betreibt bereits das Freizeitbad. Auf diesem Gelände würde auch das Hallenbad entstehen.

Geesthachter Politik will das Hallenbad – wenn die Verhandlungen erfolgreich sind

Die bestehende Infrastruktur mit Bushaltestellen, Parkplätzen oder auch Synergieeffekten mit dem Freizeitbad in Form der Kraft-Wärmekopplungsanlage sprächen für diesen Standort. „Und wir müssten keine neue B-Planung vornehmen, weil dort schon wegen des Freibades Baden vorgesehen ist“, führte Olaf Schulze aus.

Geplant wird mit sechs 25-Meter-Schwimmbahnen für Schulen und Vereine sowie eine öffentliche Nutzung mit einer Wasserfläche von etwa 600 Quadratmetern. Die Baukosten würden geschätzt 16 bis 19 Millionen Euro betragen. Planungskosten und Maßnahmen wie Abrissarbeiten seien da noch nicht inbegriffen, führte der Bürgermeister aus. Die Stadtverwaltung rechnet mit 19 bis 23 Millionen Euro Kosten.

„Grundsätzlich nicht möglich, kostendeckende Gebühren zu erzielen“

Und dann gibt es ja noch die laufenden Kosten. „Wir sehen die geplanten 16 Millionen Euro des Kreises als Investitionskosten an“, sagte Olaf Schulze. „Und dass sich der Kreis zumindest in den nächsten 20 Jahren an dem Betriebskostendefizit beteiligt.“ Die 16 Millionen Euro werden zur Verfügung gestellt, weil der Südkreis die schlechteste Schwimmbad-Abdeckung in Schleswig-Holstein hat. Etwa 100.000 Menschen haben keinen Zugang zu einer Schwimmgelegenheit.

Die Nebenkosten beim Unterhalt der Bäder wie Strom, Wärme, Personal sind es, die Kommunen scheuen wie der Teufel das Weihwasser. „Grundsätzlich wird es nicht möglich sein, kostendeckende Gebühren für die Benutzung von Hallen- und Freibädern zu erzielen“, zu diesem Ergebnis kommt bereits 2004 eine Experten-Arbeitsgruppe aus Sportwissenschaft, Verbänden, Politik und DLRG, die eine Studie vorlegte mit dem Titel „Wege zur Bestandssicherung kommunaler Hallen- und Freibäder“.

Geesthacht rechnet mit Betriebsaufwendungen mit mehr als einer Million Euro

Für das Geesthachter Hallenbad werden die Betriebsaufwendungen laut Olaf Schulze auf netto 760.000 bis zu gut einer Million Euro geschätzt. Die jährlichen Erlöse durch Schwimmen, Vereinsnutzung und Kursangebote im Bewegungsbecken betragen bei Vollauslastung netto 337.000 Euro. Das zu erwartende Betriebsdefizit betrage in der Kalkulation somit 423.000 bis rund 670.000 Euro.

Vorweg hatten die Grünen im Ausschuss noch ein paar Einwände, die sie von der Stadtverwaltung geklärt haben wollen. „Unsere Fraktion wird zustimmen, wir haben aber kritische Fragen mitgebracht“, kündigte Jens Kalke an. Er hatte das „Kleingedruckte“ im Beschluss des Kreistages unter die Lupe genommen.

Muss Geld zurückgezahlt werden, wenn Bedingungen nicht mehr erfüllt werden?

So ginge aus dem Passus „Sicherstellung des Finanzmittelabflusses“ eine anteilige Rückzahlungsverpflichtung für Geesthacht hervor, sollten die Bedingungen für die Fördersumme nicht erfüllt werden. Zum Beispiel, wenn der Betrieb nicht weitergeführt werde. „Das Risiko liegt dann bei uns“, meinte Jens Kalke. Verlangt wird eine Betriebsgarantie von 20 Jahren.

„Im Moment würde ich davon ausgehen, wenn wir das Hallenbad bauen, dass wir es dann auch weiterbetreiben und nicht in irgendwelche Rückzahlungen kommen“, so die Einschätzung von Olaf Schulze. „Auch da würde ich mir angucken, was genau der Kreis vorlegt, ob das etwas ist, auf dessen Grundlage wir eingehen können oder nicht.“

Welche Auslastung ist durch das Schulschwimmen möglich?

Aber den Grünen brannten noch weitere Punkte unter den Nägeln. Mit welchen Zahlen wurde bei der Auslastung kalkuliert? So sollen durch das Schul- und Vereinsschwimmen pro Jahr Einnahmen in Höhe von 137.000 Euro erzielt werden, von den Vereinen sind es 82.000 Euro.

Die Grünen errechneten auf Basis der Öffnungszeiten und möglichen Wochentage 342 Klassen, die jährlich das Bad besuchen müssten. „Das kam uns sehr, sehr hoch vor“, meinte der Fraktionsvorsitzende Ali Demirhan. Und bei potenziell acht interessierten Vereinen käme auf diese eine jährliche Belastung von 10.000 Euro zu.

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„Hält die Verwaltung diese Zahlen für realistisch? Und mit welchem Einzugsgebiet wird eigentlich gerechnet?“, wollte Jens Kalke wissen. Er verwies zudem auf eine zum Teil große Diskrepanz beim Vergleich der Daten, die Schwarzenbek, einer der Konkurrenten, für den Betrieb in der Machbarkeitsstudie errechnet habe, und denen, mit denen Geesthacht operiere. „Wir schauen uns die Zahlen gern noch einmal an, um das weiter zu erläutern“, versprach Olaf Schulze.