Geesthacht. Damit kommt die Millionenförderung in die Elbestadt. Doch wie die hohen Betriebskosten finanziert werden können, ist noch offen.

Fast ein Jahr lang haben sich Kreispolitik und Verwaltung mit der Förderung eines Schwimmbadbaus im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg beschäftigt. Schwarzenbek und Geesthacht hatten Interesse bekundet, mit der Unterstützung des Kreises eine Schwimmhalle zu errichten. Der Kreis stellt Geld zur Verfügung, weil das südliche Kreisgebiet die schlechteste Schwimmbad-Abdeckung in ganz Schleswig-Holstein hat. Rund 100.000 Menschen haben dort aktuell keinen Zugang zu einer Schwimmgelegenheit, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Norbert Brackmann betont.

Jetzt also ist die Entscheidung in der Ratzeburger Gelehrtenschule gefallen. 42 der 59 Kreistagsabgeordneten – und damit deutlich weniger als von Insidern im Vorwege erwartet – stimmten dafür, Geesthacht die Fördersumme von 16 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. „Geesthacht feiert aktuell 100 Jahre Stadtrechte. Ich finde, das ist ein passendes Signal, das wir in die größte Stadt des Kreises senden“, sagt der SPD-Kreisfraktionsvorsitzende Jens Meyer. Doch dem Signal, das an die Elbe gesandt wird, ging eine lebhafte Diskussion voraus.

Millionenförderung vom Kreis für ein Hallenbad in Geesthacht

Dass es eine Förderung für den Bau geben solle, waren sich die großen Fraktionen im Kreistag grundlegend einig. Für Diskussionsbedarf sorgt aber die Übernahme der Betriebskosten. Diese sind bei Schwimmbädern enorm hoch. In der Beschlussvorlage der Verwaltung an den Kreistag heißt es „Der Kreis wird die notwendigen Kosten für den Bau sowie gegebenenfalls anteilig Betriebskosten übernehmen“. Dieses „gegebenenfalls“ sorgt sowohl bei den Kreispolitikern als auch bei den Geesthachter Ratsmitgliedern für Unsicherheit.

Denn sowohl Jens Meyer als auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Marcus Worm, der selbst Geesthachter ist, verwiesen darauf, dass Geesthachts Stadtpolitik den Förderbescheid ablehnen könnte, sollte es keine anteilige Übernahme der Betriebskosten durch den Kreis geben. „Wenn wir hier heute beschließen, dass wir uns an den Betriebskosten nicht beteiligen, wird das Projekt scheitern“, mahnte Meyer. Norbert Brackmann verwies hingegen darauf, dass eigentlich Einigkeit bestanden habe, nicht die Betriebskosten zu zahlen. „Denn sonst müssen wir das an anderer Stelle auch machen“, so Brackmann.

Mölln und Ratzeburg wollen Ausgleich

An anderer Stelle könnten hier Mölln und Ratzeburg sein. Deren Bürgermeister Ingo Schäper und Eckhard Frahm hatten im Vorwege der finalen Abstimmungen Ansprüche angemeldet. Sollten 16 Millionen Euro in den Süden des Kreises fließen, erwarte man auch im Nordkreis Fördergelder für künftige Investitionen. Dass der Kreis seiner Ausgleichspflicht nachkommen müsse, betont indes auch Jens Meyer.

Schon in der vergangenen Woche, als sich angedeutet hatte, dass Geesthacht den Zuschlag erhält, äußerten einige Geesthachter Ratsmitglieder ihre Sorge bezüglich der Betriebskosten. „Bisher bleibt nebulös, welche Kosten auf uns zukommen“, sagte der Grünen-Chef Ali Demirhan. Er verwies darauf, dass viele Kommunen an den hohen Betriebskosten scheitern. „Wir wollen unbedingt vermeiden, dass Geesthacht in finanzielle Schieflage gerät“, sagte er. Ähnlich äußerten sich die Fraktionsvorsitzenden der SPD und der CDU, Petra Burmeister und Björn Reuter. Die positive Entscheidung zu Geesthacht bedeutet nun auch, dass Landrat Dr. Christoph Mager und Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze in Verhandlungen treten.

Ratzeburger See statt Schwimmbad in Geesthacht?

Doch auch gänzlich neue Überlegungen wurden im Kreistag vorgebracht: Kristof Jahn (FDP) schlug vor, statt das Geld in einen Neubau zu stecken, lieber bestehende Schwimmbäder in den Kommunen zu restaurieren. Eine dezentrale Lösung müsste schließlich auch den Grünen schmecken, da so Fahrtwege und somit CO2 vermieden würden. Dass der Wentorfer Abgeordnete Jahn dabei seine eigene Kommune als Nutznießer ins Spiel brachte, schmeckte dem Grünen Marcus Worm allerdings nicht. Ganz infrage gestellt wurde die Förderung von Jahns Parteikollegin Judith Gauck. „Ich habe zu DDR-Zeiten in der Ostsee Schwimmen gelernt. Das geht dann auch im Ratzeburger See“, sagt sie.

Ich habe zu DDR-Zeiten in der Ostsee schwimmen gelernt. Das geht dann auch im Ratzeburger See.
Judith Gauck - FDP-Fraktionsvorsitzende

Maßgeblich für die Entscheidung waren letztlich die Verkehrslage und das Angebot, dass es an den beiden Standorten geben soll. Die Verfechter Schwarzenbeks hatten immer wieder die gute Anbindung hervorgeheben. Durch die Nähe zur Autobahn und den Bundesstraßen, die in die Europastadt führen, sei Schwarzenbek gut zu erreichen. Auch der Bahnanschluss, den Geesthacht nicht hat, spreche für die Kommune. In der Elbestadt hingegen, in der fast doppelt so viele Menschen wie in Schwarzenbek wohnen, könnten mehr Anwohner mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schwimmhalle gelangen.

Geesthacht soll sechs Millionen Euro aus eigener Tasche zahlen

Ausschlaggebender Punkt für Geesthacht waren die Pläne, die es für das Bad gibt. „In Geesthacht kriegen wir mehr für unser Geld“, sagte Norbert Brackmann. „Schwarzenbek hat nur das Minimum erfüllt.“ Der entscheidende Unterschied ist, dass in Schwarzenbek das Schwimmbad nur Vereinen wie dem DLRG und dem DRK sowie den Schulen zur Verfügung stehen würde, Geesthacht möchte die Attraktion für die ganze Bevölkerung öffnen und steuert dafür sechs Millionen Euro aus dem eigenen Haushalt bei.

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Auch wenn der Kreistag eine Entscheidung zugunsten Geesthachts gefällt hat, ist dies noch nicht gleichbedeutend mit einer Realisierung. Die Frage bezüglich der Betriebskosten wird Stadt- und Kreisverwaltung weiter beschäftigen. Allerdings könnte das Land Schleswig-Holstein Geesthacht unter die Arme greifen. Wie der Lütauer Landtagsabgeordnete Oliver Brandt (Grüne) klarstellte, beteiligt sich das Land an den Kosten, wenn im Bad Schwimmunterricht stattfindet.

Die Höhe der Finanzmittel, die vom Kreis kommen, orientiert sich an den Kosten, die für die Ausschreibung des Generalplaners sowie die vier Bauphasen anfallen. Voraussetzung für die Förderung war, dass das Schwimmbad ein Lehrschwimmbecken und Bahnen von mindestens 25 Meter beinhaltet.