Schwarzenbek. Das Pilotprojekt der VHH entpuppt sich als Erfolgsmodell. Jedoch ist der Betrieb teuer und der Bund stellt bald den Zuschuss ein.

Es war ein Experiment, und es ist eine Erfolgsgeschichte. „Wir werden das Angebot der Stadtbuslinien aufrechterhalten, aber es wird ein Feintuning geben“, sagt Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens. „Unser System ist das erfolgreichste der drei von den VHH gestarteten Pilotprojekten“, ergänzte Benedikt Nyquist (Grüne) während der jüngsten Einwohnerversammlung im Schwarzenbeker Rathaus.

Jetzt geht es um die Frage, ob das System mit den fünf Linien so beibehalten wird, oder ob es Veränderungen in der Streckenführung und Veränderungen im Fahrplan geben soll. Die Option, den Stadtbus einzustellen, zieht keine der im Stadtparlament vertretenen Parteien ernsthaft in Erwägung.

Stadtbuslinie ist trotz Wegfall der Förderung nicht ernsthaft in Gefahr

Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 hat die Europastadt als letzte im Kreis Herzogtum Lauenburg auch einen Stadtbusverkehr bekommen. Der Versuch lief gemeinsam mit weiteren Projekten in Bargteheide (Kreis Stormarn) und Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) mit öffentlicher Förderung, weil die drei Städte Elektrobusse für die Energiewende einsetzen – allerdings wurde der ÖPNV in Schwarzenbek wegen technischer Probleme erst im März 2023 elektrisch.

Bislang bekommt die Stadt einen hohen Zuschuss, der den Betrieb der Stadtbuslinie bezahlbar macht. 820.000 Euro kosten die insgesamt fünf Stadtbuslinien pro Jahr, 547.000 Euro steuert der Bund als Anschubfinanzierung in den ersten beiden Jahren bei. Und diese Frist endet im Dezember 2024. Danach muss die Stadt selbst entscheiden, ob sie sich den Betrieb weiter leisten will und kann. Im Hauptausschuss haben die Politiker bereits grundsätzlich grünes Licht für den Weiterbetrieb signalisiert. Nun sind am kommenden Donnerstag, 27. Juni, die Mitglieder des Stadtentwicklungs-, Umwelt und Mobilitätsausschusses am Zug. „Der Stadtbus kostet uns etwas, wir müssen sehen, wie wir das schaffen. Die Bürger wollen diesen Bus“, betonte Bürgervorsteher Roman Larisch (CDU).

Die Schwarzenbeker lieben die flüsterleisen Elektrobusse

Bei den Schwarzenbekern kommt das Stadtbusangebot jedenfalls gut an. Das belegen die Zahlen, die Studenten der Technischen Universität Harburg (TUHH) im Auftrag der Stadt erhoben haben. An einem Wochentag nutzen rund 600 Menschen das Angebot, sonnabends sind es durchschnittlich 250 Fahrgäste. Am Sonntag ist die Zahl deutlich geringer, was aber normal sei, da nur wenige Menschen zu ihrer Arbeitsstelle fahren und auch die Geschäfte in der Stadt geschlossen haben.

Auch über den Tag verteilt ist die Auslastung der Busse sehr unterschiedlich. In den Morgen- und Abendstunden sind die Linien stärker frequentiert, wenn die Pendler unterwegs sind. „Wichtig ist aber auch bei mitunter leeren Bussen Kontinuität über einen längeren Zeitraum. Es dauert nach der Erfahrung von Experten drei bis vier Jahre, bis sich ein System etabliert hat“, so der Bürgermeister. „Wir werden die Nutzung des Angebots bis auf jede einzelne Haltestelle herunterrechnen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Eventuell brauchen wir stellenweise sogar größere Busse“, so Roman Larisch. Dabei geht es auch um die Frage, eventuell zusätzliche Haltestellen anzufahren wie beispielsweise den Verbrüderungsring.

Nicht alle Stadtteile sind an das neue Nahverkehrssystem angeschlossen

„Es gibt aber auch Stadtteile, die abgekoppelt sind. Dazu gehören die Rülau und der alte Forsthof. Das d schlecht, weil in diesen Gebieten viele ältere Menschen wohnen, die nicht so weit bis zur nächsten Haltestelle laufen können“, bemängelte Gisela Berger während der Einwohnerversammlung. „Das war bei der Einführung des Stadtbusses eine bewusste Entscheidung. Wir können uns nicht alles, was wünschenswert wäre, leisten. Aber eventuell ändert sich das ja noch im Laufe der weiteren politischen Beratungen“, sagte Bürgermeister Lütjens. Es sei allerdings eher unwahrscheinlich, dass beide Bereiche mit in das Streckennetz einbezogen werden würden – höchstens einer.

Die finale Entscheidung fällt am Donnerstag, die Politiker haben insgesamt neun Handlungsoptionen. Die Vorschläge hat das Team der zuständigen Fachbereichsleiterin Petra Scheerer vorbereitet. Weitere Veränderungen können sich im Laufe der Beratungen natürlich ergeben, aber die Zielrichtung ist klar: Alles ist auf eine Fortführung des Stadtbusverkehrs ausgerichtet, dafür soll auch ein Finanzbedarf von 400.000 Euro eingeplant werden, für den es allerdings noch keinen Deckungsvorschlag gibt. Deshalb ist auch die Gegenfinanzierung Teil der am 27. Juni anstehenden Beratungen.

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Das Spektrum der Möglichkeiten reicht von einer unveränderten Fortführung des Angebots über eine Reduzierung der Fahrten am Wochenende und in den wenig frequentierten Randzeiten bis hin zu einer Einstellung einzelner nicht so gut genutzter Linien. Aber auch der Anschluss der Rülau ist eine der Optionen. Das Gremium tagt um 18.30 Uhr im Festsaal des Rathauses. Die Beratungen über den Stadtbusverkehr sind öffentlich.