Schwarzenbek. Bei einer Juniorwahl kam die AfD in Schwarzenbek auf mehr als 10 Prozent, auch Rassismus ist spürbar. Das unternimmt die Schule.
Jeder zehnte Schüler hat bei einer Juniorwahl im Zusammenhang mit der Europawahl am Gymnasium Schwarzenbek für die rechtspopulistische AfD gestimmt. Die Kleinstparteien erreichten zusammen mehr als 15 Prozent. Mit den Ampel-Parteien und der CDU können sich die Schüler offensichtlich nicht so sehr identifizieren, auch wenn die Christdemokraten mit 18,8 Prozent stärkste Kraft wurden.
Es gab wohl auch neben diesem aus Sicht von Schulleiterin Kristin Krause „alarmierenden Wahlergebnis“ rassistische Äußerungen unter den Schülern. Deshalb will die neue Rektorin konsequent reagieren und Demokratie auf den Stundenplan setzen.
Schwarzenbek: Gutes Ergebnis der AfD bei der Juniorwahl ist alarmierend
„Der Rechtsruck ist ein Thema – auch bei uns. Populismus ist ebenfalls ein Thema. Deshalb planen wir einen Tag der Demokratie und wollen einen Antirassismus-Trainer zu uns an die Schule holen“, sagte die Schulleiterin während der Sitzung des Ausschusses für Kita und Schule am Donnerstag, 20. Juni. Der Ausschussvorsitzende Rüdiger Jekubik hatte die 48-Jährige zu der Sitzung eingeladen, damit sie sich den Politikern vorstellen konnte. Die Lauenburgerin hat im Februar die Leitung des Gymnasiums übernommen, nachdem ihre Vorgängerin Birgit Roschlaub pensioniert wurde.
284 der 850 Schüler aus den oberen Klassen waren bei der Juniorwahl wahlberechtigt, 239 gaben ihre Stimme ab. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 84,15 Prozent. Mit 10 Prozent wurde die AfD drittstärkste Kraft hinter CDU (18,8 Prozent) und SPD (15,1 Prozent). Das ist keine Schwarzenbeker Besonderheit, sondern ein allgemeiner Trend. Die These, dass Jungwähler eher Grün wählen, gehört der Vergangenheit an.
Antirassismus-Trainer soll Schüler und Lehrer sensibilisieren
15,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler in Deutschland setzten ihr Kreuz bei der Europawahl bei der AfD. Besonders bei den jungen Wählern haben die Rechtspopulisten deutliche Zugewinne erzielen können. 16 Prozent der 16- bis 24-Jährigen wählten die Partei, ein Plus von elf Prozentpunkten in der jüngsten Altersgruppe im Vergleich zur letzten Europawahl 2019. In diesem Jahr durften erstmalig 16- und 17-Jährige an der Europawahl teilnehmen.
Für Kristin Krause ist das Ergebnis der Testwahl, aber auch das Verhalten einzelner Schüler, ein Grund, um konsequent gegenzusteuern. Im ersten Schritt wird der Antirassismus-Trainer kommen. Das kostet allerdings eine Menge Geld. 1200 Euro berechnet der externe Experte alleine für eine Schulung der Lehrer. „Wir wollen uns dafür sensibilisieren, Rassismus frühzeitig zu erkennen und Konzepte an die Hand bekommen, wie wir dem begegnen können. In einem nächsten Schritt sind Kurse mit Kindern und Jugendlichen geplant“, so die Schulleiterin.
Es gibt in der Schülerschaft auch Angriffe gegen deutschstämmige Kinder
Das Geld will sie unter anderem aus Fördermitteln und beim Förderverein des Gymnasiums einwerben. Sie setzt aber auch auf die Stadt als Schulträger. Die Politiker signalisierten grundsätzlich die Bereitschaft, sich an dem Projekt zu beteiligen.
„Wichtig ist, dass das Thema in allen Facetten betrachtet wird. Es gibt in der Schülerschaft auch Angriffe gegen deutschstämmige Kinder, die als Schweinefleischfresser und Nazis beschimpft werden. Ausgrenzung darf es nicht geben, aber Antidiskriminierung muss in alle Richtungen gehen“, betonte Jan Philipp Ruppolt (FDP).
Auch Mobbing ist ein Problem am Schwarzenbeker Gymnasium
Während der Antidiskriminierungs-Trainer Geld kostet, bekommt die Schule auch unentgeltlich Unterstützung seitens der Stadt. Denn Hüsamettin Dincbas von der mobilen aufsuchenden Jugendhilfe der Stadt hat festgestellt, dass Mobbing ein Thema im Gymnasium ist und will dort bei der Bekämpfung des Problems unterstützen.
Auch wird es im Zusammenhang mit dem Themenkomplex Ausgrenzung um die Stärkung der Medienkompetenz gehen. „Wir werden uns mit den Schülern aller Altersgruppen damit auseinandersetzen, wie Meinungen entstehen, und welche Rolle dabei auch Plattformen wie TikTok spielen“, so die 48-Jährige.
Mehrtägige Veranstaltungsreihe mit hochkarätigen Referenten zu „75 Jahre Grundgesetz“
Denn auch seitens der Stadt gibt es Bestrebungen, mehr in die Demokratieförderung zu investieren. Geplant ist im September eine mehrtägige Veranstaltungsreihe mit hochkarätigen Referenten zu „75 Jahre Grundgesetz“. Daran will sich das Gymnasium beteiligen.
Den Tag der Demokratie wird es voraussichtlich im Oktober nach den Herbstferien stattfinden. „Das erfordert eine umfassende Vorbereitung. So etwas darf den Schülern nicht aufgedrückt werden, das muss auf breiter Basis vorbereitet und gemeinsam erarbeitet werden“, sagt die Schulleiterin. Das Thema soll im Unterricht erarbeitet werden.
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Eine weitere Idee, die der Ausschussvorsitzende Rüdiger Jekubik (SPD) ins Spiel brachte, ist die Teilnahme am Anne Frank Tag. Der 12. Juni, der Geburtstag der von den Nazis im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordeten Jüdin, wird bundesweit als Aktionstag gegen Antisemitismus begangen.
„Das wäre ebenfalls eine gute Möglichkeit, die Schüler für jegliche Form des Rassismus zu sensibilisieren“, so der Sozialdemokrat. „Das Tagebuch der Anne Frank wird im Deutschunterricht behandelt. Die Teilnahme an dem Aktionstag ist eine gute Idee“, betonte Kristin Krause, die das im Kollegium diskutieren will.