Lauenburg. „Laura“ steht in Lauenburg mit anderen Fahrgästen an der Haltestelle und rollt dann rein. Wohin sie will und was sie im Gepäck hat.

TaBuLa-LOGplus heißt das Projekt, das derzeit bei Wissenschaftlern aus aller Welt Aufsehen erregt. Weil dieser Name den Forschern der Technischen Universität Hamburg (TUHH) wohl auch zu sperrig war, haben sie den kleinen Roboter einfach „Laura“ genannt. Das steht für „Lauenburgs Roboter Auslieferung“.

Angefangen hatte im Oktober 2019 alles mit dem Forschungsprojekt TaBuLa (Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg). Die beiden fahrerlosen Kleinbusse erregten Aufmerksamkeit im Lauenburger Stadtbild. Von den einen wurden sie liebevoll „Knutschkugel“ genannt. Die anderen sahen in ihnen nichts anderes als ein Verkehrshindernis, das auch im Berufsverkehr oft eine lange Fahrzeugkolonne hinter sich her zog. In der zweiten Projektphase fuhr zeitweise ein kleiner Transportroboter mit und beförderte die interne Post der Lauenburger Verwaltung von einer in die andere Einrichtung. Bis zum Jahresende läuft nun die dritte Phase. Um es vorwegzunehmen: „Laura“ hat viel dazugelernt.

Transportroboter „Laura“ lernt sehen in Lauenburg

Bisher konnte „Laura“ zwar programmierte Wege abfahren – aus Sicherheitsgründen war aber immer ein Operator dabei. Das muss nach aktueller Gesetzeslage zwar noch immer so sein, aber eingreifen soll der Mensch möglichst nicht mehr. Ziel ist es jetzt, die Themen Künstliche Intelligenz und autonome Transporttechnik miteinander zu verknüpfen.

„Laura“ soll sozusagen sehen lernen. Wenn es den Projektbetreuern gelingt, dem Roboter die „Augen zu öffnen“, kann dieser Informationen aus der Umgebung in Echtzeit an die Leitstelle weitergeben – etwa wenn Hindernisse im Weg liegen oder es andere Veränderungen auf der Strecke gibt. Die „Augen“ könnten Laser- oder Infrarotsensoren zur Abstandserkennung sein oder auch verschiedene Formen von Kamerasystemen. Dadurch wird „Laura“ nicht zur Gefahr für die Umwelt. Ein mit Künstlicher Intelligenz ausgestatteter Roboter erkennt Menschen und Gegenstände an typischen Konturen, weiß in einer vertrauten Umgebung, was eine Tür, ein Gang oder eine Straße ist.

Autonom fahrendes Shuttle Tabula trifft im November 2020 erstmals den Transportroboter „Laura“
Autonom fahrendes Shuttle Tabula trifft im November 2020 erstmals den Transportroboter „Laura“ © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

„Laura“ steigt an einer Haltestelle ein und an der anderen wieder aus

Da die beiden fahrerlosen Busse nicht mehr in Lauenburg fahren, beschreiten die Wissenschaftler jetzt einen anderen Weg, der aber nicht weniger spektakulär ist: „Laura“ nimmt einfach den Linienbus. „Wenn der Bus nicht voll besetzt ist, wird der autonome Lieferroboter im Huckepackverkehr durch Lauenburg befördert. ‚Laura‘ steigt dann an einer Haltestelle ein und an einer anderen wieder aus“, erklärt Christopher Rahlf aus dem Projektteam.

Der Roboter wartet also mit anderen Fahrgästen geduldig auf den Linienbus, um Medikamente aus der Apotheke oder eilige Post zum Empfänger zu bringen. Dies wird in 20 Jahren sicher ganz normal sein, doch im Moment eher eine witzige Idee. Zunächst wollen die Forscher herausfinden, ob Strukturen des ÖPNV so entwickelt werden können, dass autonome Transportroboter der Entlastung des Verkehrssystems dienen.

Können Transportroboter privaten Autoverkehr reduzieren?

Schließlich ging es bei TaBuLa und den Folgeprojekten auch um die Frage, ob und wie durch die Automatisierung des öffentlichen Personenverkehrs die Abhängigkeit der Menschen vom privaten Auto reduziert und auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert werden kann. Eine gemeinsame Leitstelle soll dafür in Lauenburg eingerichtet werden. „Laura“ wird übrigens nicht allein bleiben, sondern sich mit einem weiteren Transportroboter auf Testfahrten durch Lauenburg begeben.

Wie schon beim Betrieb der fahrerlosen Busse geht es auch bei der dritten Projektphase nicht ganz ohne menschliches Eingreifen. Beim TaBuLa-Bus konnte ein extra geschulter Mitarbeiter der VHH per Joystick eingreifen, wenn das Fahrzeug „zickte“. In der dritten Projektphase werden die Fahrerkabinen des Linienbusses mit einem Tablet ausgestattet, über das der Fahrer oder die Fahrerin Instruktionen aus der Leitstelle erhält, wenn „Laura“ oder der andere Roboter an Bord sind.

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2,34 Millionen Euro Bundesmittel stecken in dem Projekt

Wie schon bei den beiden Vorgängerprojekten sind auch bei TaBuLa- LOGplus viele Partner im Boot. Neben der Technischen Universität Hamburg sind unter anderem das Institut für Technische Logistik (ITL) sowie das Institut für Verkehrsplanung und Logistik (VPL) dabei. Auch der Kreis Herzogtum Lauenburg begleitet das Nachfolgeprojekt von TaBuLa wieder.

Das Projekt TaBuLa-LOGplus wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Programms „Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Mobilitätssystem durch automatisiertes Fahren und Vernetzung“ mit 2,34 Millionen Euro gefördert. Voraussichtlich werden „Laura“ und ihr Roboter-Kollege erstmals vom 22. bis 24. Juli mit dem Linienbus fahren. Jeweils drei weitere Testtage sind im September und Oktober vorgesehen. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.tabulashuttle.de.