Geesthacht . Geesthacht. Am 19. September 1867 reichte Alfred Nobel das Patent fürs Dynamit ein. Den neuartigen Sprengstoff hatte er in Krümmel entdeckt.

Heute vor 150 Jahren ließ Alfred Nobel (1833-1896) seine bekannteste Erfindung in Schweden patentieren: das Dynamit. Erfunden hat es der schwedische Chemiker in Geesthacht, genauer gesagt in Krümmel.

1865 gründete Alfred Nobel die Firma Alfred Nobel & Co. und erwirbt am 10. Oktober ein exakt 42,4230 Hektar großes Grundstück „Der Krümmel“ für 14 000 Taler. „Durch ein befreundetes schwedisches Ehepaar, das in Hamburg lebte, kam der Kontakt zustande“, berichtet Jochen Meder vom Förderkreis Industriemuseum Geesthacht.

Eigentlich sollte die Fabrik in Harburg entstehen, aber die Behörden dort gaben kein grünes Licht. Anders das Herzogtum Lauenburg, das nach dem Deutsch-Dänischen-Krieg (1864) den Anschluss an Preußen suchte und auf Industrialisierung setzte.

Bruder Emil starb beim Experimentieren mit Nitroglyzerin

„Die Produktion und Forschung mit Nitroglycerin war nicht ungefährlich. Es gab immer wieder Tote, auch Nobels Bruder starb dabei“, erzählt Meder. Für die Forschung brauchte Nobel Orte, die abgelegen waren und wo es viel Sand gab. „Das war hier gegeben. Zudem gab es strenge Auflagen.“ So mussten die Hütten von Erdwällen umgeben sein. Auch die Lage an der Elbe war wichtig, denn Sprengöle wie Nitroglycerin konnten am sichersten auf dem Wasser transportiert

Eine undatiertes Foto zeigt von Schutzwällen umgebene Produktionshütten für Dynamit auf dem Gelände der Dynamitfabrik von Alfred Nobel.
Eine undatiertes Foto zeigt von Schutzwällen umgebene Produktionshütten für Dynamit auf dem Gelände der Dynamitfabrik von Alfred Nobel. © dpa | -

werden.

Erst 1847 hatte der Turiner Chemiker und Arzt Ascanio Sobrero das Nitroglycerin entdeckt. Nobel war zu dem Zeitpunkt sein Schüler und versuchte, den Sprengstoff handhabbar zu machen. „Die Familie Nobel hat schon lange mit Sprengstoff gearbeitet und experimentiert“, erzählt Meder. So entwickelte Alfred Nobels Vater Immanuel (1801-1872) stationäre Seeminen wie auch ein Schnellfeuergewehr für das russische Zarenreich.

Erste Fabrik wurde bei Explosion zerstört

Am 1. April 1866 nahm Nobels Fabrik in Krümmel die Produktion und Forschung auf. 50 Leute arbeiteten dort zu Beginn. Schon einen Monat flog die Anlage in die Luft. „Nobel befand sich zu dem Zeitpunkt in Amerika und wurde umgehend zurückgerufen“, berichtet Meder. Auch gab es Ärger mit den Behörden, so dass Nobel versprach, einen sicheren Sprengstoff herzustellen.

Im August begann der Wiederaufbau. Nobel forschte im Oktober in einem Behelfslabor, das auf einem Floß untergebracht war und zwischen Tespe und Tesperhude vor Anker lag. Dort experimentierte er das erste Mal mit Kieselgur, das hauptsächlich aus den Schalen fossiler Kieselalgen besteht.

Half der Zufall bei der Erfindung mit?

„Es gibt die Legende, dass Nitroglycerin ausgelaufen und sich mit Kieselgur verbunden hätte. Es entstand eine geleeartige Masse. Nobel widersprach in Briefen, dass es sich um eine Zufallsentdeckung handelt“, so Meder. Nobel experimentierte, das Verhältnis 3:1 (Nitroglycerin zu Kieselgur) erwies sich als sicherste Mischung. Die Erfindung nannte er Dynamit oder Nobels-Sicherheits-Pulver. Nobel ließ sich die Erfindung im Laufe des Jahres 1867 in vielen Ländern patentieren, nach Angaben seines Biografen Erik Bergengren am 7. Mai in England und am 19. September in seiner Heimat Schweden.

Im ersten Jahr wurden 11 Tonnen Dynamit hergestellt. 1871 waren es 785 Tonnen. Dynamit war im 19. Jahrhundert stark gefragt, einerseits zu Kriegszwecken anderseits im Tunnel- und Bergbau. Bereits vorher hatte Nobel die Initialzündung erfunden, mit der sich Dynamit kontrolliert zünden ließ. Weltweit 90 Dynamit-Fabriken gehörten dem schwedischen Erfinder. „Nobel war quasi nur unterwegs, um sein Produkt zu vermarkten“, sagt Meder.

Dynamit wurde nicht nur für industrielle Zwecke genutzt. So erschütterte eine Welle terroristischer Anschläge Ende des 19. Jahrhunderts Europa. Die Attentäter nannte man Dynamitarden. Das Prominenteste Opfer war der russische Zar Alexander II. Er wurde 1881 bei einer Kutschfahrt in St. Petersburg getötet. Am Anschlagsort ließ sein Sohn Alexander III. die Auferstehungskirche bauen.

Geesthacht tut sich schwer mit Nobels Erbe

„In Geesthacht wurde quasi das Geld für die Nobelpreise verdient“, sagt Meder. Vor seinem Ableben (1896) veranlasste Nobel, dass mit seinem Vermögen von etwa 31 Millionen Kronen eine Stiftung gegründet wurde. Sie sollte jährlich große Erfindungen, „die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“, auszeichnen – die Nobelpreise. Zum Friedensnobelpreis inspirierte ihn die österreichische Pazifistin und Schriftstellerin Bertha von Suttner, mit der Nobel eine enge Brieffreundschaft pflegte. Sie erhielt 1905 als erste Frau den

Die Büste von Alfred Nobel steht vor dem Krügerschen Haus.
Die Büste von Alfred Nobel steht vor dem Krügerschen Haus. © dpa | Christian Charisius

Friedensnobelpreis.

Die Stadt Geesthacht selbst wirbt kaum mit dem berühmten Erfinder, der insgesamt 355 Patente angemeldet hat. „Das ist auch ein Grund für die Gründung unseres Vereins“, sagt Meder. Der Verein informiert über die Dynamit-Fabrik und die Pulver-Fabrik in Düneberg. Regelmäßig werden Führungen angeboten, die gut angenommen werden. Die Alfred-Nobel-Schule erinnert an das Erbe Nobels und vor dem Krügerschen Haus gibt es noch eine Büste des Erfinders.