Lauenburg. Der Testbetrieb in Lauenburg ist offiziell gestartet - und die ersten Fahrgäste sind begeistert. Obwohl es eine kleine Panne gab.

Zwar sorgte der blaue-weiße Kleinbus ohne Fahrer schon in den vergangenen Wochen in Lauenburg für Aufmerksamkeit, aber das waren nur Einmessfahrten. Der Bus musste seinen Streckenverlauf „lernen“. Gestern startete feierlich der offizielle Testbetrieb – von heute an dürfen alle Lauenburger kostenlos an Bord gehen. „Wir haben lange darauf gewartet, dass es endlich losgeht“, sagte Bürgermeister Andreas Thiede in seiner Begrüßungsrede.

Nach dem offiziellen Teil, der Einweihung und dem üblichen Durchschneiden des Bandes, stand der eigentliche „Star“ der Festveranstaltung im Mittelpunkt: Der 300.000 Euro teure Kleinbus des französischen Herstellers Navya. Gerade hatte Busbegleiter Alparslan Barcin die ersten zehn Gäste Platz nehmen lassen, da „zickte“ das Fahrzeug nach nur wenigen Hundert Metern.

Kleine Panne bei der Testfahrt

Der Bus hatte das Funksignal verloren. „Das ist der typische Vorführeffekt“, sagte Barcin lachend. Gelassen übernahm der Busfahrer der VHH per Joystick die Kontrolle – der Bus rollte langsam wieder an. Um jederzeit sicher eingreifen zu können, haben Alparslan Barcin und sein Kollege Ferenc Farcas seit Juni immer wieder mit den Projektbetreuern geübt.

Kleinen „Pannen“ sind ohnehin kein Problem. Im Gegenteil: Schließlich ist das Ganze ein Forschungsprojekt, das noch in den Kinderschuhen steckt. Jede Auffälligkeit wird protokolliert und fließt in die Forschungsarbeit ein. Das Projekt heißt Testzentrum für automatisiert fahrende Busse in Kreis Herzogtum Lauenburg (TaBuLa). Wie berichtet eignet sich Lauenburg mit seinen engen Gassen in der Altstadt, Kopfsteinpflaster und dem steilen Elbhang ideal, um Potenziale und Hindernisse eines autonomen Fahrzeugs zu erproben. Das Projekt kostet insgesamt 2,25 Millionen Euro – finanziert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Erste Fahrgäste sind begeistert

Zehn Fahrgäste und ein Betreuer haben in dem kleinen Bus Platz. Und so fuhr dieser Runde für Runde zwischen ZOB und Fürstengarten hin und her. Horst Bergmann gehörte zu den ersten Fahrgästen, die sich chauffieren ließen. „Der Bus ist eine tolle Sache. Mitfahren macht Spaß, und ich fühle mich völlig sicher“, sagte der Rentner aus Lauenburg.

Für Christina Peters war die Fahrt mit dem Bus nur eine halbe Premiere. Die 33-Jährige ist selbst Mitglied eines Projektteams, das sich mit der Entwicklung autonomen Fahrens beschäftigt. Auf dem privaten Gelände des Schleswig-Holsteinischen GreenTEC-Campus in Enge-Sande wird seit 2018 ein nachfragegesteuerter autonom fahrender Bus (NAF) getestet. Per App wird das Fahrzeug ohne feste Routen gerufen. Wie sich ein autonomer Bus im öffentlichen Straßenverkehr bewegt, wollte Christina Peters in Lauenburg unbedingt selbst erleben. „Autonomes Fahren ist die Zukunft. Wir forschen derzeit in verschiedenen Projekten dazu“, sagt sie.

Busfahrer bangen nicht um Job

Ferenc Farcas und Alparslan Barcin werden auch in den nächsten Wochen die Fahrgäste begleiten, bei Bedarf eingreifen – und vor allem immer wieder Fragen beantworten. Diese Fahrten werden im Dienstplan der VHH berücksichtigt. Eine Frage wurde ihnen schon bei den Einmessfahren immer wieder gestellt: „Habt ihr keine Angst, dass ihr euren Job überflüssig macht?“ Die Antwort ist Nein: „Es wird noch sehr lange dauern, bis ein Bus wirklich ohne menschliche Begleitung auskommt“, ist Farcas (51) überzeugt. Und auch sein zehn Jahre jüngerer Kollege Alparslan Barcin sieht keine Bedrohung: „Alle Berufe werden sich in Zukunft verändern. Autonomes Fahren wird für meine Kinder später ganz normal sein, und ich war von Anfang an dabei.“

Am Sonnabend geht es nun richtig los. Die Haltestellen des TaBuLa (ZOB, Krügerstraße, Amtsplatz und Markt) sind ausgewiesen. Gefahren wird dienstags bis freitags von 8 bis 11 und 14 bis 17 Uhr, sonnabends nur von 8 bis 14 Uhr.