Krüzen. Im Tierpark Krüzen hat jetzt die Gründer-Tocher Sandra Zeyn-Drewke das Sagen. Was den Park von anderen Zoos unterscheidet.

Wilmar und Waltraud sorgen für den ersten Wow-Effekt. Von Blicken und Zurufen lassen sich die beiden Kameldamen im Hippie-Poncho nicht aus der Ruhe bringen. „Sie verlieren gerade ihr Winterfell“, erklärt Sandra Zeyn-Drewke und tätschelt „ihren“ Kamelen den Hals. Zeyn-Drewke kennt jeden Bewohner im Tierpark Krüzen.

Auch das Gelände ist ihr von Kindesbeinen an vertraut. Offiziell begrüßte ihr Vater 1992 die ersten Besucher in Krüzen. Im Januar dieses Jahres hat die 47-Jährige den Chefposten von ihm übernommen.

Tierpark Krüzen ist bei der Deutschen Tierpark-Gesellschaft gelistet

„Am Anfang waren das hier vielleicht drei Wiesen“ erinnert sie sich. Heute sind knapp sechs Hektar Land zu pflegen. Das entspricht der dreifachen Fläche des Kanzleramts. Hohe Tiere oder solche, die sich dafür halten, gibt es in Krüzen genauso wie in Berlin. An einem sonnigen Tag halten sie Audienz, buhlen lautstark um Aufmerksamkeit oder widmen sich selbstvergessen der Körperpflege.

Knapp Hundert Parks wie der in Krüzen sind bei der Deutschen Tierpark-Gesellschaft gelistet. Ihre Betreiber verfolgen nicht das Konzept spektakulärer Zoos. Eher pflegen sie den Artenerhalt und sind auf pflegeleichte Tiere spezialisiert. Nur so können die kleinen Zoo-Varianten als Oasen in (Groß-)Stadtnähe überleben. Ihre Betreiber führen junge Besucher behutsam an die Tierwelt heran.

Neues Klettergerüst wurde erst kürzlich fertiggestellt

„Als Zoo zum Anfassen sind wir einzigartig in der Region“, sagt Sandra Zeyn-Drewke. Wie viele der untereinander gut vernetzten Tierparks funktioniert auch Krüzen als Familienbetrieb. Zwei ausgebildete Tierpflegerinnen und zwei Auszubildende ergänzen das gut eingespielte Team. „Ohne Freunde, die immer wieder mit anpacken, ginge es auch mit diesem Personalstand nicht“, erläutert die Chefin.

Zur Fütterung versammlenn sich die Kängurus. Die Beuteltiere aus Australien sind auch sonst nicht publikumsscheu.
Zur Fütterung versammlenn sich die Kängurus. Die Beuteltiere aus Australien sind auch sonst nicht publikumsscheu. © bgz | Martina Kalweit

Und angepackt wird jeden Tag. Später wird das Bassin im Mini-Barfuß-Park geflutet, erst kürzlich wurde das neue Klettergerüst aus bunten Seilen auf dem Spielplatz fertiggestellt. Nebenan toben die Weißrüsselnasenbären in ihrem frisch renovierten Außengehege, gegenüber haben drei Schildkrötenmännchen von beeindruckender Größe ein neues Zuhause gefunden.

Rund um den winterhart gedämmten Stall-Neubau mähen sie in Zeitlupe den Rasen. „Die überleben uns auf jeden Fall“, lacht Sandra Zeyn-Drewke. Laut Geburtsurkunde ist jedes Exemplar erst zwölf Jahre jung. Als Trio faszinieren die Tiere durch ihr urzeitliches Aussehen. Immer wieder sitzen die per Bus angereisten Kita-Kinder aus dem Landkreis Lüneburg vor dem Gehege und bieten den „Dinos“ frisches Gras an.

Zoo zum Anfassen zollt Tieren Respekt

So nah wie möglich heranzukommen, gehört zum Erfolgsrezept von Streichelzoos. In Krüzen vermitteln Info-Tafeln aber auch, warum man manchen Tieren besser nicht zu nah auf die Pelle rücken sollte. Eine wildes Ziegenjunges nimmt auch Sandra Zeyn-Drewke nicht auf den Arm und das einwöchige Alpaka-Fohlen bleibt unter der sicheren Obhut seiner Mutter. So viel Respekt muss sein.

Eine Rundfahrt durch den Tierpark gehört für viele Besucher dazu. 
Eine Rundfahrt durch den Tierpark gehört für viele Besucher dazu.  © bgz | Tierpark Krüzen

Dafür können sich Mensch und Tier im begehbaren Känguru-Gehege näher beschnuppern. Da müffelt es auch nicht so wie im Pavillon der Hausmäuse oder am Futtertrog der chinesischen Maskenschweine. Imposante Exemplare, die sich nach jeder Mahlzeit gern wieder in den Stall verziehen.

Show-Talente im Federkleid buhlen um Aufmerksamkeit

Echte Show-Qualitäten legt dagegen manches Federvieh an den Tag. Etwa wenn Kröllwitzer Pute und Blauer Pfau umeinander her stolzieren, um zu zeigen, wer der oder die schönste im Gehege ist. Traumhaft hübsch und auf den ersten Blick gar nicht eingebildet sind die ebenfalls neu angeschafften Ayam Cemani-Hühner, besonders ein schwarzer Hahn, dessen Gefieder dunkelgrün schillert.

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Drei Hennen und einen Hahn hat sich der Tierpark Krüzen gegönnt. Nun hofft man auf Nachwuchs. Die aus Indonesien stammende Rasse ist durch eine Mutation innen wie außen schwarz. In ihrer Heimat wurden die Ayam Cemani-Hühner dadurch zu beliebten Opfertieren. Das würde Sandra Zeyn-Drewke im Traum nicht einfallen. Im Gegenteil: Mit Schluckimpfungen alle drei Monate sorgt ihr Team dafür, dass alles, was Federn hat, gesund durch das Jahr kommt.

Geöffnet ist täglich, auch an Feiertagen

Um selbst gesund durchs Jahr zu kommen, wünscht sich die Tierpark-Chefin vor allem etwas mehr Sonnenschein. Der Tierpark Krüzen hat bis zum 15. Dezember durchgehend – auch an Feiertagen – geöffnet. Wer sich als Gruppe einen Unterstand für ein Picknick reservieren lassen möchte, sollte sich telefonisch voranmelden. Der Eintritt beträgt neun Euro für Erwachsene und sechs Euro für Kinder.

Ein Extra-Tipp: Am Ein- und Ausgang des Tierparks wartet ein Hingucker auf alle, die im Bergedorfer Gehölz vergeblich nach der dort gesichteten Erdnatter gesucht haben. Hinter Glas schlängelt sich eine enge Verwandte. Auch die Kornnatter bringt es auf zwei Meter Länge. Sie ist im Erwürgen ihrer Beute geübt, ungiftig und wird dem Menschen nicht gefährlich. In Krüzen kommt man ganz nah an sie heran.