Geesthacht. Die Schule in Geesthacht braucht mehr Klassenräume. Die favorisierte Lösung würde den Abriss des Kunsttraktes mit sich bringen.
Gestiegene Schülerzahlen, bald geltender Rechtsanspruches auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen: Dafür brauchen die Geesthachter Schulen zusätzliche Klassenräume. Darüber herrscht in der Stadt politischer Konsens. Am Otto-Hahn-Gymnasium sowie an drei der vier Grundschulen (Silberberg, Oberstadt, Waldschule) lag der Schülerzuwachs in den vergangenen fünf Jahren jeweils bei über 30 Prozent.
Um für alle Anforderungen ausreichend Platz zu bieten, wird sich das äußerliche Erscheinungsbild des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG)Geesthacht in absehbarer Zeit verändern. Ein von der Verwaltung beauftragtes Architekturbüro hat für das Gymnasium einen Entwurf präsentiert, der für die Hälfte der zum Neuen Krug gelegenen Räume einen komplett neuen Look vorsieht. Die Reaktionen von CDU und SPD – die beiden größten Fraktionen der Ratsversammlung kommen zusammen auf 22 von 35 Stimmen – sind zumindest positiv.
Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht soll neuen Look bekommen
Bei der Vorstellung des Schulentwicklungsplans im vergangenen Jahr waren sich die Kommunalpolitiker über die Parteigrenzen hinweg einig, dass im großen Stil investiert werden muss. Auf 50 Millionen Euro mindestens bezifferte Bürgermeister Olaf Schulze damals die Summe, die in die Hand genommen werden müsse. Wegen unterschiedlicher Dringlichkeit erstellte die Verwaltung eine Prioritätenliste.
Das Otto-Hahn-Gymnasium steht nach der Grundschule Silberberg an zweiter Stelle. Und darum geht es: Erstens eine Übergangslösung, weil die Räume am OHG schon zum Schuljahr 2025/26 knapp werden. Und zweitens die endgültige Variante, über die der städtische Bauausschuss am Montag, 10. Juni, berät (18 Uhr, Ratssaal, Markt 15). Die Verwaltung strebt eine Richtungsentscheidung an, um die nächsten Leistungen ausschreiben zu können.
Zweistöckiger Bau soll Kunsttrakt ersetzen
Das OHG benötigt nicht nur neue Klassenräume, nach neuesten Berechnungen sind es neun, auch die kleine, alte Turnhalle muss energetisch saniert werden. Dafür hätte die Schule viel lieber eine große Aula für Veranstaltungen, die bislang fehlt, während der Platz für Sportunterricht in der großen OHG-Halle ausreichend sei.
Die Lösung könnte laut Machbarkeitsstudie des Büros ams-Architekten aus Hamburg so aussehen: Die kleine Turnhalle wird inklusive der Umkleidekabinen sowie der angrenzenden Kunsträume abgerissen und durch eine Multifunktionshalle und einen zweistöckigen Bau für neun neue Klassen und drei neue Kunsträume ersetzt. Die Kosten für diese Variante werden auf 13,5 Millionen Euro geschätzt.
Alternativer Bau auf dem Schulhof
Demgegenüber steht ein Abriss von lediglich der alten Turnhalle und Umkleiden. Hier würde dann die Multifunktionshalle, die auch von Dritten genutzt werden können soll, gebaut. Die fehlenden Klassenräume sind in diesem Fall im hinteren, freien Bereich des Schulhofes zum naturwissenschaftlichen Trakt vorgesehen. Dies würde etwa 11,8 Millionen Euro kosten. In diesem Fall würde es zwei Baustellen geben.
Würde bei beiden Varianten die Turnhalle lediglich saniert und nicht neu gebaut, wäre das Kostenersparnis laut Machbarkeitsstudie bei jeweils gut einer Million Euro. Diese Varianten waren bereits im Bildungsausschuss vor gut zwei Wochen vorgestellt worden. Die Zeit bis zur möglichen Entscheidung im Bauausschuss nutzten die Fraktionen zur Meinungsbildung.
Wie sich CDU und SPD positionieren
„Die gesplitteten Baustellen sind komplett raus. Wir als CDU tendieren auch nicht zur Sanierung, sondern zur großen Lösung“, sagt der Bauausschussvorsitzende Björn Reuter. Von der SPD kommt Unterstützung für denselben Vorschlag. „Bei einer Lösung in einem ,Abwasch‘ wird die Beeinträchtigung des Schulbetriebs minimiert. Die Realisierung in einem Vorhaben minimiert auch Bauzeiten und Baukostenrisiken.“
- 150 Jahre BZ: Atomkraftwerk Krümmel geht trotz Protesten ans Netz
- Millionen für Geesthachts Schulen: Wann wo gebaut wird
- Neues Hallenbad: Kostenfrage trübt Begeistung in Geesthacht
Weiterer Aspekt von Bedeutung für die Sozialdemokraten: „Durch den Aufzug im Neubau an der Nahtstelle zum Altbau wird ein deutlich größerer Teil der Schule barrierefrei.“ Ein Aufzug fehlt am OHG bislang.
Schulleiterin begrüßt Vorzugslösung
Schulleiterin Kirsa Siegemund begrüßt die sich anbahnende Lösung. „Es gibt keine gestückelte Lösung und wir könnten bei Bedarf auch noch ein drittes Stockwerk draufsetzen. Und es gibt dem OHG auch ein neues Gesicht“, sagt Siegemund.
Weil bis zum Beginn des Facelifts jedoch nicht gewartet werden kann, muss eine Übergangslösung her. Am OHG sind wie an der Silberbergschule Container in der Bauphase und schon vorher unerlässlich. Dafür wird voraussichtlich der vordere Teil des großen Sportplatzes am Neuen Krug genutzt werden. Der alte Grandplatz wird von den örtlichen Sportvereinen kaum genutzt.