Geesthacht. Staubig, öde, unbeliebt: CDU und Grüne wollen großer Freifläche an der Elbe ein neues Gesicht geben. Was gar nicht so leicht ist.

Findet ein großes Ärgernis in Geesthacht bald ein Ende? „Roter Platz“ wird der Menzer-Werft-Platz in Geesthacht scherzhaft auch genannt. Er ist das Herzstück des Areals auf der Elbhalbinsel gegenüber der Hafencity. Aber obwohl der Platz weitläufig ist, zentral liegt und ein Postkartenmotiv mit Elbblick bietet – die Fläche ist verhasst. Die Besucher meiden sie, selbst bei bestem Wetter bleibt der Platz menschenleer.

Der Grund ist der rote Mineralsand, mit dem die Fläche aufgefüllt ist. Brennt die Sonne darauf, fängt der Platz an zu stauben. Das bedeutet dreckige Schuhe und Hosenbeine für Besucher. Veranstalter meiden den Raum, so zog auch die Wirtschaftliche Vereinigung Geesthacht vor ein paar Jahren mit ihrer Schaufenster-Messe lieber um in die Halle.

Verhasster Menzer-Werft-Platz an Hafencity Geesthacht soll grüne Oase werden

So bleibt der Platz eine große, nutzlose Fläche für die Stadt - und das in bester Lage. Das soll sich nun ändern. CDU und Grüne stellen im Ausschuss für Bau, Katastrophenschutz und Feuerwehr am Montag, 10. Juni (18 Uhr, Ratssaal des Rathauses), einen gemeinsamen Antrag, wonach aus der öden Wüstenei ein Park werden soll. Ein schwarz-grüner Platz anstatt eines roten, sozusagen.

Es gibt gute Chancen, dass der Vorstoß für mehr Gras auf fruchtbaren Boden fällt. Zumal CDU (4) und Grüne (2) im Ausschuss zusammen eine Mehrheit bilden von sechs Stimmen gegen vier von SPD (3) und BfG (1). Unterzeichner für ihre Fraktionen sind Max Hansen für die Grünen und Björn Reuter für die CDU, der auch Vorsitzender des Ausschusses ist. Die beiden haben bereits beim Vorstoß für Dachbegrünungen für Bushaltestellen gut zusammengearbeitet, das war Ende vergangenen Jahres die Quelle der neuesten Kooperation.

Menzer-Werft-Platz: Die Chancen für Veränderungen standen noch nie so gut wie jetzt

Es ist nicht der erste Vorstoß, aber noch nie standen die Chancen so gut wie jetzt, das staubende Ärgernis loszuwerden. Bereits im Oktober 2012 hatten sich die Grünen für den Austausch des Belages ins Zeug gelegt. „Die Oberfläche des Menzer-Werft-Platzes geht einfach gar nicht“, befand vor zwölf Jahren Bettina Boll.

Sie hatte höchstpersönlich bei der Energiewende-Messe miterleben müssen, wie Exponate ihres Standes so verdreckt wurden, dass sie nur noch entsorgt werden konnten. Auch anderen Ausstellern erging es so. Das sprach sich herum, der Platz bekam einen schlechten Ruf bei Ausstellern.

Menzer-Werft-Platz Geesthacht: Wegen Fördermitteln durfte jahrelang nichts verändert werden

Ein Problem bisher: Veränderungen im großen Stil waren vor Ablauf einer Frist nicht möglich, weil in dem Projekt auch EU-Fördermittel stecken. Deswegen war es so schwierig, 2022 einen Platz für die Liebesschlösser auf dem Menzer-Werft-Platz zu errichten, die von der Brücke genommen wurden. Und auch die Architektinnen des Platzes besaßen ein Mitspracherecht. Wie die Rechte hier exakt liegen, vermochte die Stadtverwaltung auf Anfrage bisher nicht aufzuklären.

1998 hatte die Stadt einen internationalen Städtebauwettbewerb durchgeführt, gewonnen hatte das Londoner Büro „Studio 3“. Der rote Platz wurde als Multifunktionsplatz eingeweiht mit einem Belag, der für verschiedene Zwecke genutzt werden kann. Ursprünglich war die Hoffnung, dass eine Bewässerung des feinkörnigen Mineralgemischs die Staubbelastung in den Griff bekäme. Doch das klappt nicht, wie man heutzutage weiß.

Vielfältiger Nutzungscharakter mit Liege-, Picknick- und Spielwiese und für Veranstaltungen

Seit Anfang 2023 können wieder Veränderungen vorgenommen werden, wie die Aufstellung des Metallherzes für die Anbringung der Liebesschlösser im März 2023 beweist. Max Hansen schwebte ursprünglich eine Grünanlage nach Vorbild des Hamburger Jenisch-Parkes vor, einem seiner Lieblingsorte. „Ich habe mich immer gefragt, warum gibt es so etwas nicht auch in Geesthacht?“, sagt der Schüler der Alfred-Nobel-Schule. Die Mitschüler, denen er von den Plänen erzählte, sind bereits Feuer und Flamme für die Veränderung hin zur Wiese.

Im Vordergrund beim „Antrag auf Prüfung einer Begrünung des Menzer-Werft-Platzes“ steht nach Beratung mit der CDU nun aber ein vielfältiger Nutzungscharakter mit Liege-, Picknick- und Spielwiese, auf der aber auch Veranstaltungen vieler Art möglich sein sollen. Neues Vorbild: die Moorweide beim Hamburger Bahnhof Dammtor.

Menzer-Werft-Platz Geesthacht: Bäume am Parkrand sollen Wind und Lärm puffern

Inhalt der Prüfung soll eine Kostenermittlung der Begrünung und der nachfolgenden Unterhaltungskosten sowie eine technische Umsetzbarkeit in verschiedenen Varianten sein. Der Platz soll als Veranstaltungsort dienen, demzufolge soll der Untergrund eine Tragfähigkeit für Lastwagen zum Auf- und Abbau und für die Feuerwehr gewährleisten.

Damit es noch grüner wird, soll auch eine Randbepflanzung mit Bäumen als Windschutz- und auch als Lärmpuffer geprüft werden, sodass abends eine längere Nutzung möglich wäre. Mobile Bäume in großen Kübeln, die je nach Bedarf - zum Schattenspenden, oder weil sie einem Volleyballspiel im Weg stehen – den Ort wechseln können, runden den Wunschzettel ab.

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Begrünung wurde den Platz auch als touristische Komponente aufwerten

„Eine Begrünung des Grandplatzes würde die Qualität des touristisch bedeutsamen Ortes steigern. Eine Grünfläche lädt zum Verweilen sowie zu sportlichen Aktivitäten ein und würde so die touristische Komponente als Naherholungsgebiet aufwerten“, heißt es. Zudem kühle eine Grünfläche den Ort in heißen Sommertagen mehr ab, als es eine Grandfläche tun würde, das sei ebenfalls eine Qualitätssteigerung – und ein wichtiger Aspekt gerade in Sachen Auswirkungen des Klimawandels, meint Max Hansen.

So wie in der Grafik von Max Hansen könnte es vielleicht schon im Jahre 2026 aussehen: Der rote Platz ist verschwunden, ein Rasen lädt zu Picknick und Sport.
So wie in der Grafik von Max Hansen könnte es vielleicht schon im Jahre 2026 aussehen: Der rote Platz ist verschwunden, ein Rasen lädt zu Picknick und Sport. © Max Hansen | Max Hansen

„Die Idee selbst ist schon seit ein paar Jahren im Hinterkopf, der Grand ist vielen ein Dorn im Auge“, weiß Björn Reuter. „Zunächst geht es darum, die Planungskosten für nächstes Jahr einzuwerben. Die Planungen überlassen wir den Profis. Vielleicht muss man ein Ingenieursbüro beauftragen“. Damit rechnen die beiden bei günstigem Verlauf des Prüfauftrages frühestens Ende dieses Jahres. Eine Fertigstellung könnte dann „Pi mal Daumen“ im Sommer 2026 erfolgen.