Geesthacht. Der große Umzug war der erste Höhepunkt des Geesthachter Stadtjubiläums. Ein geheimnisvoller Schornsteinfeger gab dabei Rätsel auf.
Gut, dass der Bürgermeister das nicht hören konnte: „Warum ist der Mann wie ein Schornsteinfeger angezogen?“, wollte der Knirps an der Hand seines Vaters beim Passieren der St.-Salvatoris-Kirche wissen. Gemeint war Olaf Schulze, der am Sonntag, 2. Juni, den großen Geesthachter Festumzug anführte und sich dafür festlich in Schale geworfen hatte.
Olaf Schulze trug Frack und Zylinder. Seine alte Bühnenkleidung aus der Zeit, als er noch als junger Mann mit dem Gesangsensemble der Comedian Disharmonists aufgetreten ist, verriet er. Der Verwaltungschef marschierte an der Spitze eines überwältigenden, fröhlichen Trosses von weit über 1.000 Teilnehmern von der Buntenskampschule durch die Innenstadt zur Bühne auf dem Menzer-Werft-Platz. Er verbeugte sich immer wieder gegenüber Zaungästen und schwenkte den Zylinder.
Ein überwältigender, bunter Festumzug bewegte sich durch die Innenstadt
Bunt und vielfältig, so versteht sich Geesthacht. Das sollte beim Festumzug in allen Facetten gezeigt werden. Es gelang eindrucksvoll. Anlässlich des 100. Jubiläums der Verleihung der Stadtrechte an Geesthacht liefen Vereine und Verbände, Institutionen, Unternehmen, Parteien und auch Einzelpersonen mit, begleitet von farbenfrohen Gauklern und Artisten, verkleidet als Schmetterlinge auf riesigen Stelzen laufend.
Gleich hinter Olaf Schulze marschierten die Strandperlen, sorgten mit Saxofonen und Gesang für Stimmung. Mit dem Swing-Klassiker „Bei mir bist du schön“ etwa ging es am Polizeirevier vorbei zur Zwischenstation auf dem Rathausplatz.
Viele der Gruppen dachten sich etwas Besonderes aus
Viele der Gruppen, die den Zug begleiteten, dachten sich etwas Besonderes aus. So hatten die Schauspieler der Niederdeutschen Volksbühne tief im Fundus gestöbert und liefen verkleidet mit. Helga Scharnberg erschien im Nachthemd von anno dunnemals und Kerzenlicht in der Hand – so tappte man vor über hundert Jahren nachts zum Klo.
Die Mitarbeiter des Kleinen Theaters Schillerstraße (KTS) zogen Disneys Trickfilm-Eiskönigin im Bollerwagen hinter sich her, aus der Box tönte Filmmusik. Der Pappaufsteller war nur als Deko dabei – „ein neuer Film läuft wohl erst in zwei Jahren“, berichtet KTS-Geschäftsführerin Meike Peemöller.
Die SPD führte ein über 100 Jahre altes Fahnen-Kleinod mit
Auch Parteien waren mit am Start. Die SPD „lüftete“ dabei ein sehr selten zu sehendes Kleinod. Mitgeführt wurde eine der ältesten Vereinsfahnen der Genossen des Ortsvereins Düneberg. Deutlich älter als das Geesthachter Stadtrecht. Helmut Knust vom Heimat- und Geschichtsverein hätte sie gern für den Museumsfundus, erzählt die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister.
Auch die Geesthachter Liedertafel kann reichlich Traditionen vorweisen, wovon auch zwei Fahnen von 1938 und 1862 zeugen. Sie ist mittlerweile eine Männer-Chorgemeinschaft mit Eintracht Kirchwärder und Cantus Kraul eingegangen. Während des Umzugs schmetterten die Sänger bekannte Weisen, die Chorleiterin Christina Koller mit dem Akkordeon untermalte. Der Gassenhauer vom Hamburger Tüddelband wurde auf dem Rathausmarkt sofort von sangesbegeisterten Mitgliedern der Volksbühne lautstark aufgegriffen.
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Ehemaliger Stadtschlachter sorgt für eine Überraschung
Die Route führte auch durch die Krumme Straße, dort gab es am Ende eine Überraschung. Jens Voß, Stadtschlachter im Ruhestand, hatte auf dem Bürgersteig einen Tisch aufgebaut. Dort standen vorbereitet diverse Schnapsgläschen mit feinem Geesthachter Kümmel plus einer Mettscheibe obendrauf. Wer wollte, konnte zünftig zulangen.
Auf dem Menzer-Werft-Platz klang der Festumzug schließlich mit einem umfangreichen Bühnengeschehen aus. Es gab Mitmachprogramm für Kinder, die Band Blues Culture mit Abi Wallenstein spielte live und ein DJ sorgte für Klänge zum Tanzen. Zuvor bedankte sich Olaf Schulze bei allen, die mitgemacht haben. „Es war einfach toll“, freute er sich. Moderator Stephan Buchhorn hatte ihn zuvor als „den Bürgermeister“ angekündigt. Nun weiß auch der Knirps, wer der „Schornsteinfeger“ wirklich ist.