Lauenburg. Das Fest in der Altstadt hat zahlreiche Menschen angelockt. Auch Schnäppchenjäger sind beim Altstadtflohmarkt auf ihre Kosten gekommen.
Wer am Sonntag in Lauenburg auf der Suche nach einem Parkplatz war, konnte es schon ahnen: Die Stadt war voller Menschen. Kein Wunder, Fischmeile und Altstadtflohmarkt lockten Feinschmecker und Schnäppchenjäger gleichermaßen an. Zwischen 11 und 17 Uhr drängten sich entlang der Elbstraße Tausende Besucher.
Dabei hatten ein paar Skeptiker vorausgesagt, die Nachbarstadt Geesthacht würde mit Jahrmarkt und verkaufsoffenem Sonntag Lauenburg den Rang ablaufen. Doch davon konnte keine Rede sein. Teilweise bildeten sich vor den Verkaufsständen sogar lange Schlangen.
Lauenburg: Tausende bei Fischmeile und Altstadtflohmarkt
„Das ist eine ganz spezielle Atmosphäre hier“, schwärmte Gerhard Mahn und biss in sein Fischbrötchen. Im Fischerhemd mit rotem Halstuch und dem traditionellen Elbsegler auf dem Kopf hätte er nicht passender angezogen sein können. Es ist die Auftrittskleidung des Lauenburger Shantychores Die Kielschweine, die zur Eröffnung der 17. Lauenburger Fischmeile gespielt hatten.
Heringsbrötchen, Feuerlachs, Räucherforellen oder Garnelenspieße – wer gern Fisch isst, hatte die Qual der Wahl. Auch Tintenfisch, Tapas, gebackene Kibbelinge und geräucherte Aale und Forellen fanden reißenden Absatz. Die Anbieter konnten mit dem Umsatz zufrieden sein. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Harald Heuer hatten sie sich 2005 erstmals entschlossen, die Fischmeile zu organisieren.
Initiative sollte Lauenburger Gastronomen stärken
Damals ging es den Initiatoren vor allem darum, die Lauenburger Gastwirtschaften zu stärken und auf die vielfältigen kulinarischen Möglichkeiten der Schifferstadt aufmerksam zu machen. Die Gastronomen der Stadt sollten sich nicht nur als Mitbewerber sehen, sondern gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Heute sind es nur noch wenige Wirte aus Lauenburg, die sich mit einem Stand an der Elbstraße an der Fischmeile beteiligen. „Der Aufwand ist hoch und die Personaldecke dünn. Jeder muss sehen, wie er über die Runden kommt“, hört man immer wieder.
Mittlerweile hat sich das Spektakel aber auch über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Neue Anbieter brachten andere Spezialitäten mit – und die Besucher dankten es. 25 Grad Celsius zeigte das Thermometer gegen Mittag in der engen Elbstraße. Noch heißer war es bei Holger Krause. Er und seine Frau sind mit ihrem Feuerlachs-Stand Stammgäste auf der Fischmeile. Die Zubereitungsart des Fisches über dem offenen Feuer ist eine Mischung aus Grillen und Räuchern und stammt ursprünglich aus Finnland.
Maritime Blasmusik von den „Elbströmern“
Um die maritime Stimmung perfekt zu machen, stimmten die Geesthachter Elbströmer Lieder an. Sie boten einen ungewöhnlichen Mix aus böhmischer und norddeutscher Volksmusik mit maritimen Einflüssen. Die Musiker haben sich 2008 zusammengefunden, um die traditionelle Blasmusik zu pflegen.
Ganz nach dem Motto „Fisch will schwimmen“ konnte sich auch das Angebot an Getränken sehen lassen. Kühles Blondes, Wein und Cocktails, aber natürlich auch alkoholfreie Erfrischungen gingen über die Tresen. Birte Nommens war mit Freundin Dörte Kant aus Bergedorf nach Lauenburg gekommen. Mit dem Bus natürlich, wie sie mit Blick auf ihren Aperol Spritz betonten.
Zu wenig Parkplätze und ein beschwerlicher Aufstieg
So hätten sie im vergangenen Jahr auch gemacht, auch wenn sie den Aufstieg in die Oberstadt schon da sehr beschwerlich fanden. „Wir hatten gehofft, dass Lauenburg in diesem Jahr vielleicht einen Shuttle-Bus einsetzt. Der würde sich sicher rentieren. Gerade bei der Hitze heute“, sagte Birte Nommens. So blieb den Freundinnen nichts anderes übrig, als auf dem Rückweg Stufe für Stufe die Fährtreppe zu erklimmen. „Für uns ist das schon schwer, aber für ältere oder behinderte Menschen ist das sicher nicht zu bewältigen“, sagte Dörte Kant.
Auch wer auf dem großen Flohmarkt einen Schatz gefunden hatte, der nicht in die Hosentasche passte, hätte sich sicher über ein Shuttle-Angebot gefreut. Weil in der Altstadt die Fahrzeuge Stoßstange an Stoßstange parkten – und teilweise auch kreuz und quer – hatten viele ihr Auto gleich in der Oberstadt abgestellt.
Sonne, 25 Grad: Perfektes Flohmarktwetter
Für viele Besucher hatte sich die Schatzsuche auf dem Flohmarkt offenbar gelohnt. Einige schleppten stapelweise Schallplatten weg, andere freuten sich über Gläser wie aus dem Küchenbüfett von Uroma. Auch in diesem Jahr hatte Jörg Sönksen den Hut für die Organisation des Flohmarktes auf. Mit bangem Blick hatte er schon Tage vorher seine Wetter-App gecheckt, denn Regen ist für Flohmarkthändler eine Katastrophe.
Doch Petrus hatte ein Einsehen. Selbst als sich am frühen Nachmittag ein paar dunkle Wolken zusammenzogen, blieb es trocken. Und so kosteten Händler und Schatzsucher die einzigartige Atmosphäre zwischen den historischen Häusern der Altstadt voll aus. Zu entdecken gab es genug: Kleider, Spielzeug, Geschirr und allerlei Klimbim.
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Die „kleinste Fischmeile der Welt“ auf 582 Heringslängen
Uwe Manteufel hatte Tochter Henriette auf die Schulter genommen. Von da oben hatte die Achtjährige einen tollen Überblick. Prompt entdeckte sie den Stand mit Barbie-Puppen in allen Variationen. Acht Euro wollte die Händlerin dafür haben. „Drei“, sagte Henriette, ganz so, wie sie es mit ihrem Vater besprochen hatte. Sie hielt auch noch dagegen, als ihr die Händlerin einen Schritt entgegenkam. Am Ende legte Henriette fünf Euro von ihrem Taschengeld auf den Tisch und strahlte über das ganze Gesicht.
Die Zusammenlegung von Fischmeile und Altstadtflohmarkt hat sich auch in diesem Jahr als Volltreffer erwiesen. Besucher von außerhalb haben sich aber möglicherweise gewundert, denn nur die Fischmeile war auch als solche gekennzeichnet. Es ist die „kleinste Fischmeile der Welt“, wie auf Transparent über den Köpfen der Besucher zu lesen war. Genauer gesagt 99 Meter lang – oder 582 Heringslängen. Das hatte der kürzlich verstorbene Wirt des Alten Schifferhauses, Sönke Ellerbrock mal ausgerechnet.