Lauenburg. Sein Tod reißt eine große Lücke in Lauenburg. Er bereicherte mit seinen kreativen Ideen auch das kulturelle Leben in der Schifferstadt.
Sönke Ellerbrock ist tot. Der Wirt des Alten Schifferhauses starb im in der Nacht zum Sonntag (7. April) im Alter von 65 Jahren. Sönke, den jeder nur beim Vornamen nannte, war ein Lauenburger Original: singender Wirt, Harley-Fahrer, Kumpel. Und Koch natürlich: Die meisten Gerichte, die auf der Karte des Schifferhauses stehen, hat er zuvor in seiner eigenen Küche ausprobiert.
Dabei hatte er eigentlich ganz andere Pläne gehabt. Kreativ wollte er sein in seinem Beruf, irgendwas mit Musik vielleicht oder mit Fotografie, auf jeden Fall nicht Gastwirtschaft. „Ich sah ja, wie meine Eltern sich abrackerten. Zeit für Familienleben blieb da kaum“, sagte er mal. Doch dann kam alles ganz anders. Er begann in Hamburg eine Lehre als Koch und merkte plötzlich, wie kreativ auch dieser Beruf sein kann.
Nachruf: Musiker, Wirt und Menschenfreund – Trauer um Sönke Ellerbrock
Sönke war nicht nur Gastwirt mit Leib und Seele. Musik hat er gemacht, seit er denken konnte. Richtig ernst wurde es aber Anfang der 1980er-Jahre mit der legendären Zentnerband. Das Repertoire der Vollblutmusiker reichte von Rock über Country bis zu Pop und Schlager. Während der Corona-Pandemie nahm Sönke Wohnzimmerkonzerte auf und verbreitete sie in den sozialen Netzwerken. Dabei stand ihm, wie allen anderen Gastronomen, das Wasser bis zum Hals: geschlossenes Lokal, keine Einnahmen, keine Gäste. Er sang, um sich und anderen Mut zu machen.
Nur einmal, da hat Sönke tatsächlich daran gedacht, das Schifferhaus aufzugeben. Im Juni 2013 hatte das Hochwasser dem alten Fachwerkhaus aus dem Jahre 1663 dramatisch zugesetzt. „Aufgeben ist keine Option“, hatte ihm damals seine Frau Silvia ans Herz gelegt. Sie war seine große Liebe, seine Stütze.
Sönke Ellerbrocks Herz schlug für Lauenburg
Sönkes Herz schlug für Lauenburg und die Kultur. Obwohl er gesundheitlich schon angeschlagen war, ließ er es sich nicht nehmen, an der diesjährigen Kultur- und Kneipennacht mitzuwirken. Schließlich war die, wie auch die legendäre Fischmeile, eine seiner kreativen Ideen. Mit den Lauenburger Wirten in den Traditionshäusern pflegte er einen freundschaftlichen Kontakt. „Konkurrenz? Das ist was für Großunternehmer“, sagte er mal.
Unvorstellbar, dass Sönke nicht mehr auf seinem Stammplatz im Gastraum des Schifferhauses sitzt – im Fischerhemd und mit Harley-Weste. Motorradfahren war auch seine große Leidenschaft. Zu den „Benzingesprächen“ im Schifferhaus trafen sich Biker aus ganz Deutschland. Am Stammtisch des Alten Schifferhauses wurde jahrzehntelang Lokalpolitik im wahrsten Sinne des Wortes betrieben.
Der neuste Tratsch wurde ausgetauscht, Stadtpolitik kommentiert – und natürlich alles besser gewusst. Mit Sönke ließ es sich trefflich streiten, aber auch tiefgründige Gespräche führen: harte Schale, weicher Kern. An seiner breiten Brust konnte man sich, wenn man wollte, auch mal ausheulen. Tschüs Sönke, du fehlst!