Escheburg. Zum 100. Geburtstag von Escheburgs Wehr wird ein Neubau geplant. Dabei sind neun Quadratmeter, die sonst häufig vergessen werden.
Im Jahr 2026 wird die Feuerwehr in Escheburg 100 Jahre alt. Um das Präsent, das sich die Gemeinde dann machen will, passt kein normaler Bogen Geschenkpapier. „Wenn wir zumindest Richtfest feiern könnten, das wäre mein größter Wunsch“, sagt Bürgermeisterin OIga Heidebrecht. Eine neue Feuerwache soll her, die Planungen laufen auf Hochtouren. „Die Euphorie ist ziemlich groß, es freuen sich bei uns alle drauf“, bestätigt Wehrführer Karsten Melchert.
Denn die alte Wache neben dem Gemeindezentrum am Hofweg sei in die Jahre gekommen „und viel zu klein“, sagt Karsten Melchert. Sie wurde 1978 errichtet. Die Feuerwehr bilden zurzeit 53 Erwachsene, davon acht Frauen, und 24 Jugendliche. Nach dem Umzug soll die Stärke der Wehr sukzessive wachsen auf 70 Männer, 20 Frauen und 40 Jugendliche beider Geschlechter. Zudem wird die Gründung einer Kinderfeuerwehr angestrebt.
Die alte Wache kneift räumlich – der Neubau soll beim Speckenweg entstehen
Alle sollen eigene Räume bekommen, für den Gerätewart wird eine 100 Quadratmeter große Wohnung im Obergeschoss eingerichtet. Ein großer Versammlungsraum für etwa 100 Personen soll auch von der Gemeinde genutzt werden. Geheizt wird mit Wärmepumpe, auf dem Dach steht eine PV-Anlage
Besonders penibel geplant wurde die räumliche Trennung des Ablegens von kontaminierter Einsatzkleidung und dem Anziehen von sauberer Wäsche nach dem Duschen. Frauen und Männer bekommen nun jeweils eine eigene.
Im Jahr 2026 wird gleich ein neues Fahrzeug in die neue Wache einziehen
Und dann gibt es noch einen ganz besonderen räumlichen Clou, der woanders überraschend oftmals fehlt. „Wir haben bei Besichtigungen in anderen Wachen zu hören bekommen, ,denkt bitte an einen Putzmittelraum‘“, erzählt Karsten Melchert. Sonst stünden überall Putzmittel herum. Gesagt, getan. In Escheburg wird es einen Extraraum geben, die Grundfläche misst immerhin neun Quadratmeter.
Die Fahrzeughalle verfügt über sechs Stellplätze und eine Waschhalle für die Fahrzeuge. Escheburg hat zurzeit 4100 Einwohner. Gemäß einem Punkteplan reicht dieser Fahrzeugbestand für bis zu 5600 Einwohner. Einziehen werden die drei Fahrzeuge aus der alten Halle plus einem Anhänger und einem Notstromaggregat. Das Löschfahrzeug 16 wird 2026 durch ein neues LF 10 ersetzt. Es ist bestellt und mit Fördergeldern bezahlt.
Auch in 20 Jahren soll das Haus noch modern sein
Die eingeschossige Wache wird 57 Meter breit und 35 Meter tief und soll dort entstehen, wo zurzeit noch eine Wiese liegt im Dreieck von Radelsweg und Speckenweg. Die nötigen Grundstücksflächen wurden angekauft. „Wir bauen vorausschauend, wollen auch in 20 Jahren noch ein modernes Haus haben“, sagt Karsten Melchert. Wenn es so weit ist, zieht die Feuerwehr komplett um. Was mit der alten Wache geschehen soll, steht noch nicht fest.
Auch andere Standorte wurden ins Auge gefasst. So wurde eine Option in Nähe des REWE-Marktes geprüft – und wieder verworfen. „Aber dieser ist ideal“, erklärt Wehrführer Karsten Melchert und verweist auf einer großen Gemeindekarte. Hier sind drei unterschiedlich farbige Punkte eingezeichnet mit großen Kreisen drumherum.
Ein idealer Standort mit besten Ausrückmöglichkeiten in alle Richtungen
Die Radien kennzeichnen die Zeitgrenze der geforderten acht Minuten für die Ausrücke- und Anfahrtszeit im Ernstfall. Vom roten Punkt auf der Wiese beim Radelsweg/Speckenweg aus umfasst der rote Radius nahezu perfekt alle Ortsteile. „Zentraler liegt keiner“, sagt Karsten Melchert.
Von hier aus lassen sich alle Gebiete am besten erreichen, auch das südlich der A25 gelegene Voßmoor. Die Feuerwehr rückt über den Radelsweg aus, die Zufahrt zur Wache erfolgt über den Speckenweg. Ausbauten der Straßen seien dafür nicht nötig, heißt es.
Gleistrasse bereitet auch bei Bahnanschluss von Geesthacht keine Sorgen
Die Wiederbelebung der parallel zum Radelsweg verlaufenden Bahntrasse im Zuge des möglichen Bahnanschlusses von Geesthacht nach Bergedorf bereitet Karsten Melchert keine Sorgen. „Es gibt technische Möglichkeiten, dass die Züge im Falle eines Einsatzes dann stoppen“, sagt er.
Weil die Wiese bebaut wird, muss eine Ausgleichsfläche her, darauf bestand die Untere Naturschutzbehörde. Sie wird südlich der A25 geschaffen. Ansonsten hat Olga Heidebrecht keine Einsprüche vernommen. Der B-Plan 21 lag im Amt Hohe Elbgeest bereits aus.
Wo Fördergelder herkommen, ist zurzeit noch völlig unklar
Nächste Hürde ist die Sitzung der Gemeindevertretung am 26. Juni. Auch dort erwartet der Vorsitzende des Bauausschusses, Kai Kröger (EWG), keine Probleme. Schließlich seien mit EWG, den Grünen, CDU und SPD alle Fraktionen in der für den Neubau gegründeten Arbeitsgemeinschaft vertreten. Mit Karsten Melchert und Dennis Obermeit kommen zwei Mitglieder der Feuerwehr hinzu.
Eine Schwierigkeit indes bleibt. Wo kommen Fördergelder her? „Zurzeit sind keine in Sicht“, sagt Olga Heidebrecht. So steht die Gemeinde zunächst mit den Kosten allein. Sie dürften bei einer ersten, noch sehr groben Schätzung auf einen mittleren einstelligen Millionen-Euro-Betrag hinauslaufen.
Nachhaltiger oder konventioneller? Errechnet werden zwei Kostenmodelle
Die Kosten hängen auch davon ab, in welchem Verhältnis von konventioneller zu nachhaltiger Bauweise gebaut wird. Kostenmodelle werden von der planenden Architektin für beide Varianten erarbeitet. Die Gemeinde habe Geld auf der hohen Kante, sagt Kai Kröger. Im vergangenen Jahr habe es zweckgebunden für die Feuerwehr Mittel gegeben. Trotzdem: Ohne die Aufnahme von Krediten dürfte es nicht gehen.
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Um gefördert zu werden, müssen die Leistungsschritte mit ihren jeweiligen Ausschreibungen genaustens eingehalten werden. Neun sind vorgesehen, zwei bisher absolviert. Klingt langwierig bis zum Finale, aber Kai Kröger ist überzeugt: Ende des Jahres 2025 oder zu Anfang des Jahres 2026 können die Bauarbeiten für die neue Wache starten.