Geesthacht. 99 Jahre altes Boot kam gerade erst aus der Werft. Schafft es die „Piep“ noch rechtzeitig zum 100. Stadtgeburtstag nach Geesthacht?

Wenn da mal nicht der Klabautermann seine Finger im Spiel hat. Denn die Pechsträhne für Geesthachts Stadtbarkasse „Piep“ reißt einfach nicht ab. Eigentlich hätte das 99 Jahre alte Schiff dieser Tage nach einem Jahr Abwesenheit wieder am heimatlichen Anleger in Geesthacht auf den Elbwellen dümpeln sollen, aber dort ist das Boot weiterhin nicht zu entdecken.

Nicht mehr, müsste es genauer heißen. Denn die „Piep“ war nach einer aufwendigen Reparatur sehr wohl in der vergangenen Woche nach Geesthacht zurückgekehrt. Aber nur für einen Tag. Bereits am Freitag, 3. Mai, war sie wieder auf der MSB-Werft in Ochsenwerder. Beim Freiräumen der Bilge gleich am Morgen nach der Überführungsfahrt war Wasser entdeckt worden.

Schock an der Elbe: Geesthachts beliebte Stadtbarkasse „Piep“ hat wohl ein Leck

Die Bilge ist der unterste Raum auf einem Schiff, er liegt direkt über den Planken oder dem Kiel. „Es waren etwa acht bis zwölf Liter. In 24 Stunden ist das eigentlich nichts“, meint Förderkreis-Obmann Reinhard Schliemann. Es sei gut ein Eimer Wasser gewesen, verteilt in drei Kammern. Auch wenn es verhältnismäßig wenig war: Irgendwie muss es ins Schiff eingedrungen sein, Regenwasser kann ausgeschlossen werden.

Das Wasser wurde abgepumpt, dann die Tour zurück zur MSB-Werft angetreten. Ob das Boot irgendwo ein kleines Loch hat oder einen Haarriss, ob möglicherweise nur eine Dichtung undicht ist oder welche anderen Ursachen es gibt, das alles ist noch völlig ungeklärt.

Stadtbarkasse „Piep“: Das Leck dürfte sich außerhalb des bisherigen Reparaturbereiches befinden

Als mögliche Leckstelle verortet Reinhard Schliemann einen Bereich mittschiffs. Er dürfte sich außerhalb der bisherigen Reparaturarbeiten befinden. Bei denen wurde das Heck umfangreich restauriert. Es wurde wegen Rostfraßes freigelegt, auf jeweils vier Quadratmetern back- wie steuerbords die Außenbeplankung erneuert. Ganze Spanten wurden ausgewechselt.

Die „Piep“ benötigt nun zunächst einen Sliptermin, dann will die Werft nachschauen, was los ist. Mittlerweile läuft für den Saisonstart die Zeit davon. Denn wenn die „Piep“ zurück in Geesthacht ist, gibt es für den Förderkreis noch genug zu tun. Die Ehrenamtlichen wollen selbst Holz- und weitere Farbarbeiten erledigen, zudem die Stromkabel checken.

Die Zeit läuft davon – die Stadtbarkasse „Piep“ sollte beim Stadtjubiläum fahren

Ein längerer Ausfall der „Piep“ würde Auswirkungen auf die Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geesthachter Stadtgeburtstages haben. Vorgesehen ist eine Rolle als maritime Botschafterin der Stadt. Angedacht ist zudem, das Angebot der „Karoline zur See“ mit den Fahrtagen der historischen Dampflok Karoline der Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn zu verzahnen. „Einen Plan B gibt es nicht“, erklärt Bürgermeister Olaf Schulze. Soll heißen: Dann werden die Fahrten auf der Elbe ausfallen, ein anderes Boot wird nicht einspringen.

Erst im Februar hatte es eine weitere Hiobsbotschaft gegeben. Die Reparatur wurde deutlich teurer, nun kam auch noch die Antriebswelle hinzu. Etwa 58.000 Euro waren ursprünglich vorgesehen.

Reparaturgelder wurden mit einem Puffer gegen unliebsame Überraschungen geplant

An Haushaltsmitteln war für die Reparatur der „Piep“ vorsorglich etwas mehr Geld eingeplant worden, um mit einem finanziellen Puffer für böse Überraschungen gewappnet zu sein. Die Politik hatte 65.000 Euro freigegeben. Wie weise diese Entscheidung gewesen war, zeigt sich jetzt. Künftig soll die 99 Jahre alte ehemalige Hafenbarkasse in Geesthacht deutlich präsenter werden.

Die Barkasse wurde 1925 gebaut, war bis in die 1990er-Jahre bei Hafenrundfahrten in Hamburg unter dem Namen „Hammonia II“ unterwegs. Im Jahr 2000 erwarb das Jugendaufbauwerk Geesthacht mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein die Barkasse. 30 Jugendliche und junge Erwachsene restaurierten die „Piep“ im Rahmen eines Programms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Anschließend ging das Schiff in den Besitz der Stadt Geesthacht über.

Hamburger Hafen ist tabu – Betriebsgenehmigung gilt bis zur Bunthäuser Spitze

Die Touren der „Piep“ dürfen laut Betriebsgenehmigung nicht zu einer gewerblichen Nutzung führen. Deswegen wird gegen eine Spende geschippert. Die Stadtbarkasse wird im Gelegenheitsverkehr eingesetzt, der Bootsführer benötigt nur einen Sportbootführerschein mit Sprechfunkzeugnis. Sollten regelmäßig Eintrittsgelder für Fahrten verlangt werden, würde ein Barkassenführer benötigt.

Favorisiert werden Fahrten nach Lauenburg, vielleicht auch mal bis nach Scharnebeck oder ein kurzes Stück in den Elbe-Lübeck-Kanal hinein. Bei Ausflugstouren Richtung Hamburg müsste die Schleuse passiert werden, dort hätte die Berufsschifffahrt Vorfahrt – was lange Wartezeiten nach sich ziehen könnte. Die „Piep“ darf mit ihrer Betriebsgenehmigung nur bis zur Bunthäuser Spitze tuckern. Danach beginnt eine Zone, die tabu ist.

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Wer die „Piep“ buchen möchte oder Interesse hat, dem Förderkreis beizutreten, meldet sich bei Reinhard Schliemann unter 0176/49 73 15 00. Einen Flyer gibt es in der Touristik-Info im Krügerschen Haus (Bergedorfer Straße 28) und im Rathaus. Das Schiff eignet sich für kleine Feierlichkeiten für Gruppen bis zu maximal zwölf Personen. Die Fahrzeiten werden individuell vereinbart