Lauenburg. Der Frühsommer legte eine kurze Pause ein, 660 Besucher kamen aber dennoch zum Start der Lauenburger Badesaison. Wie sie es fanden.
Sonne satt, 19 Grad und eine frische Brise: So zeigte sich das Wetter am Sonnabend (4. Mai) zum Saisonstart im Lauenburger Freibad. Immerhin war es im Wasser wärmer als an der Luft. Exakt 24,7 Grad hatte Leiter Kay Schulze gemessen, bevor pünktlich um 10 Uhr die ersten Besucher das idyllische Freibad am Kuhgrund stürmten.
Die 660 Badegäste hatten sich nicht davon abhalten lassen, dass der Frühsommer ausgerechnet an diesem Wochenende eine Pause machte. Bei traditionell freiem Eintritt und coolen Klängen der Band Elbgroove genossen sie den ersten Ausblick auf den diesjährigen Freibadesommer in Lauenburg.
Nur 19 Grad in Lauenburg: Das kann doch Freibad-Fans nicht schocken
Sabine Lexutt war am Eröffnungstag die Erste im Wasser. Die 75-jährige Lauenburgerin ist Stammgast im Freibad. „Ich habe hier als Kind schwimmen gelernt. Das war gleich nach der Eröffnung im Jahre 1956“, erinnert sie sich. Damals gehörte Lauenburg zu den ersten Städten in der Region, die sich ein Freibad leisteten. Und weil die Politik geschlossen dahinter stand, ging es vom Beschluss bis zur Eröffnung für heutige Verhältnisse unfassbar schnell. Anfang des Jahres 1956 beschlossen die Politiker einstimmig den Bau eines Freibades für die Stadt.
Wenig später gaben sie aus dem Haushalt der Stadt 256.671 DM frei, und bereits am 15. März erfolgte der erste Spatenstich. „Damit hätte man vor Monaten kaum rechnen können, daß dieses für die Stadt Lauenburg große Projekt in so kurzer Zeit in Angriff genommen werden würde“, lobte der damalige Bürgermeister Richard Reuter in seinem Grußwort. Am 11. August 1956 war es dann so weit: In Anwesenheit des Herrn Ministerialrates Dr. Grothusen und allen Persönlichkeiten, die Rang und Namen hatten, wurde das Freibad feierlich eingeweiht.
Alteingesessene Lauenburger werden sich noch an den ersten Bademeister Ernst Sauerbier erinnern – der geliebte und gefürchtete Herr über das Bad und seine Gäste. Sauerbier hatte seine Augen überall. Wer vom Beckenrand sprang oder laut lärmte, dem drohte ein Badeverbot für mehrere Tage. Wer Glück hatte, kam mit Papier auflesen davon.
Für „Zucht und Ordnung“ im Lauenburger Freibad des Jahres 1956 sorgten schon die 34 Anweisungen der Badeordnung. Erste und wichtigste Regel: „Die Gesamtaufsicht über das Bad obliegt dem Bademeister. Seinen Anweisungen ist Folge zu leisten.“ Streng verboten im Freibad: langes Kopfhaar ohne Badekappe, unsittliche Kleidung, laute Unterhaltungen, das Benutzen von Schwimmbrillen und das Fotografieren. Ganz besonders wichtig: Sanitärräume durften nur mit geschlossenem Bademantel betreten werden.
Gefürchtet und geliebt: Bademeister Ernst Sauerbier
Heute geht es im Lauenburger Freibad wesentlich lockerer zu. Regeln gibt es natürlich auch und Hinweise, die vom Jahr 1956 aus betrachtet sicher seltsam anmuten. So bittet ein Schild darum, sich lieber den Kindern zu widmen als dem Smartphone. Zumindest am Eröffnungstag wäre dieser Hinweis nicht nötig gewesen, denn viele Familien nutzen den Tag für gemeinsamen Spaß.
Michael Wendland machte sich an diesem Tag mit Alina und Fabian eine lange Opa-Enkel-Zeit. „Klar war ich auch schon im Wasser, aber es ist doch noch ein bisschen frisch“, sagte er. Die Kinder seien jedoch kaum aus dem Wasser zu kriegen. „Wir haben hier ein tolles Bad“, schwärmte der Lauenburger.
Kleinkinderbereich sollte aufwendig umgestaltet werden
Für Kristin Westphal war der Besuch im Freibad eine Reise in die Kindheit. „Wir haben hier früher schöne Ferientage verlebt“, erzählt sie. Inzwischen wohnt sie nicht mehr in Lauenburg, aber den Besuch bei ihren Eltern nutzt sie gern für einen Besuch im Freibad. Inzwischen ist auch Sohn Samuel dabei. Gern hätte sie dem Eineinhalbjährigen das früher so beliebte Planschbecken gezeigt, aber das gibt es schon lange nicht mehr.
Für Kay Schulze ist das auch der Wermutstropfen der diesjährigen Badesaison. Für das nächste Jahr hatten er und sein Team nämlich große Pläne. Der Kleinkinderbereich sollte aufwendig umgestaltet werden. Außerdem war geplant, das Nichtschwimmerbecken mit einer Edelstahlverkleidung auszustatten und durch einen Fahrstuhl auch gehbehinderten Menschen die Nutzung des Bades zu ermöglichen.
Noch keine Aussicht auf einen Kleinkind-Bereich
Doch die Finanzierung ist geplatzt. Die Versorgungsbetriebe hatten gemeinsam mit der Stadt einen Antrag auf Förderung aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ gestellt, doch leider keinen Zuschlag bekommen. Aufgeben will der Freibad-Chef aber nicht. Möglicherweise wird es einen neuen Fördertopf geben, vielleicht ein abgespecktes Konzept.
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Auch in diesem Sommer werden viele Lauenburger Kinder im Freibad schwimmen lernen. Insgesamt 14 Anfängerkurse mit je acht Kindern sowie drei Kurse für Fortgeschrittene sind geplant. Nachdem am 15. April der Startschuss für die Anmeldung gefallen war, waren die meisten Kurse binnen weniger Tage ausgebucht. Lediglich in den Sommerferien gibt es noch ein paar Restplätze.
Nur noch wenige Plätze für die Schwimmkurse
Ein Tag im Lauenburger Freibad ist nach wie vor ein erschwinglicher Spaß: Erwachsene zahlen für die Tageskarte 4,50 Euro, Kinder können für 2 Euro den ganzen Tag lang im Wasser toben. Mit Saisonkarten lässt sich noch mehr sparen. Eine aktuelle Übersicht über Preise und Öffnungszeiten gibt es auf der Seite www.versorgungsbetriebe.de.