Lauenburg. 55 000 Badegäste tummelten sich im vergangenen Jahr im Freibad am Kuhgrund. Vor genau 60 Jahren fing alles an...

Es dürfte in Lauenburgs Geschichte wohl kaum einen politischen Beschluss gegeben haben, der so schnell Früchte trug: Anfang des Jahres 1956 beschlossen die Stadtvertreter einstimmig den Bau eines Freibades für die Stadt. Wenig später gaben sie aus dem Haushalt der Stadt 256 671 DM frei und bereits am 15. März erfolgte der erste Spatenstich. „Damit hätte man vor Monaten kaum rechnen können, daß dieses für die Stadt Lauenburg große Projekt in so kurzer Zeit in Angriff genommen werden würde“, lobte der damalige Bürgermeister Richard Reuter in seinem Grußwort. Am 11. August 1956 war es dann so weit: In Anwesenheit des Herrn Ministerialrates Dr. Grothusen und allen Persönlichkeiten, die Rang und Namen hatten, wurde das Freibad feierlich eingeweiht.

Der Lauenburger Sommer 1956 war heiß

Doch besonders die Kinder hatten dafür keinen Sinn, denn der Lauenburgische Sommer 1956 war ein besonders heißer. Was konnte es Schöneres geben, als in den beiden Becken endlich abzutauchen. Der damals vierjährige Wilfried Schade war an diesem Tag besonders stolz. Schließlich hatte seine Mama im neuen Freibad eine wichtige Aufgabe übernommen: Vom ersten Tag an bis zum Jahre 1989 putzte sie die Sanitär- und Technikräume sowie die Umkleidekabinen des Freibades. Für den kleinen Wilfried hatte der Job der Mama zwei Seiten: „Wir haben nie im Sommer Urlaub gemacht. Dafür konnte ich im Freibad ein- und ausgehen, ohne auch nur einen Pfennig Eintritt bezahlen zu müssen“, erinnert er sich.

Bademeister Sauerbier hatte seinen Augen überall

Dieses Privileg hatte allerdings auch seine Schattenseite und die hieß Bademeister Ernst Sauerbier. „Mach’ mir keine Schande, Junge“, bat die Mutter inständig, wenn Wilfried mit seinen Freunden im Wasser tobte. Doch das hätte sie gar nicht sagen müssen, denn Ernst Sauerbier regierte mit harter Hand und hatte seine Augen überall. „Wer vom Beckenrand sprang oder laut lärmte, dem drohte ein Badverbot für mehrere Tage. Wenn er Glück hatte, kam er mit Papierauflesen davon “, erzählt der heute 64-jährige Wilfried Schade. Für „schwere Vergehen“ hätte Bademeister Sauerbier aber auch schon mal den Rohrstock gezückt. Für die meisten Eltern wäre diese Erziehungsmethode damals kein Problem gewesen.

„Zucht und Ordnung“ herrschte im Lauenburger Freibad

Für „Zucht und Ordnung“ im Lauenburger Freibad des Jahres 1956 sorgten schon die 34 Anweisungen der Badeordnung. Erste und wichtigste Regel: „Die Gesamtaufsicht über das Bad obliegt dem Bademeister. Seinen Anweisungen ist Folge zu leisten.“ Streng verboten im Freibad: Langes Kopfhaar ohne Badekappe, unsittliche Kleidung, laute Unterhaltungen, das Benutzen von Tauchbrillen und das Fotografieren. Ganz besonders wichtig: Sanitärräume durften nur mit geschlossenem Bademantel betreten werden.

60 Jahre später geht es viel lockerer zu

60 Jahre später geht es lockerer zu im Lauenburger Freibad. Ein Selfie im sexy Bikini – heutzutage kein Problem. Und da es in dieser Saison erstmals freies WLAN geben wird, können die Bilder von dort aus gleich in die ganze Welt gepostet werden.

Saisonstart ist in diesem Jahr am Sonnabend, 7. Mai, pünktlich um 10 Uhr. Zum 60-jährigen Jubiläum will sich das Team des Freibades übrigens noch ein paar Überraschungen einfallen lassen.