Schwarzenbek. Bislang hinkt die Stadt der Energiewende hinterher. Abseits eingetretener Pfade wollen CDU und Grüne die Aufholjagd starten.

Wie keine andere Kommune im Herzogtum Lauenburg leidet Schwarzenbek an Platzmangel. Ob Raum für Schulneubauten oder neue Kitas, Gewerbeansiedlungen, Wohnungsbau oder selbst eine Hundeauslauffläche – die Suche gestaltet sich schwierig. Das galt bislang auch für die Energiewende. Jetzt macht sich die Politik daran, eingeschlagene Pfade zu verlassen, den Rückstand gegenüber Nachbarkommunen aufzuholen..

Sonnenstrom und Windkraft in Schwarzenbek im großen Maßstab

Aus Sicht von CDU wie Grünen fände sich künftig unter bestimmten Umständen Platz für ein großflächiges Photovoltaikfeld im Stadtgebiet. Selbst die Nutzung von Strom aus Windrädern scheint denkbar. Zunächst müssten jedoch Vorkehrungen getroffen, unter anderem der Flächennutzungsplan geändert werden.

Schwarzenbek ist mit seinen gut 17.000 Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von rund 1500 Menschen je Quadratkilometer nicht nur hinsichtlich der Platzknappheit limitiert. Wo in anderen Kommunen, etwa Büchen und dem Amt Lütau, darüber nachgedacht wird, ob nicht Grundwasserleiter in Hunderten Metern Tiefe für die Wärmeversorgungen angezapft werden können, ist die Ansage für die Stadt an der Schwarzen Beke klar. Im Wasserschutzgebiet, das den Großteil der städtischen Flächen bestimmt und weit in den Sachsenwald reicht, ist dies nicht zulässig.

Energie aus Wasser ist für Schwarzenbek keine Option

„Tiefengeothermie ist aktuell geprüft worden zur Frage, ob wir sie für ein künftiges Schwimmbad nutzen können“, sagt Paul Dahlke, Vorsitzender der CDU-Fraktion in Schwarzenbeks Stadtvertretung. Die Auskunft der unteren Wasserbehörde im Kreis sei eindeutig: „Das ist nicht möglich.“

Wasser kommt in Schwarzenbek als Energielieferant auch in anderer Hinsicht nicht in Frage, bedauert Grünen-Fraktionschef Christian Wruck. „Anders als Geesthacht und Lauenburg liegen wir nicht an der Elbe, um sie anzuzapfen. Und die kleine, in der Stadt weitgehend verrohrte Schwarze Beke, bietet nicht annähernd ausreichend Energie.“

Im neuen Flächennutzungsplan fehlt die Energiewende

Im ersten Halbjahr 2024 soll nicht nur der offizielle Startschuss für die geforderte Wärmeplanung fallen. Auch der Entwurf eines neuen Flächennutzungsplanes für Schwarzenbek soll verabschiedet werden. Dahlke wie Wruck machen sich dafür stark, diesen nachzubessern. „Was uns Grüne stört, ist der Umstand, dass im F-Plan Energiegewinnung auf kommunaler Ebene nicht vorkommt“, sagt Wruck.

Paul Dahlke (CDU): Der Kreis erlaubt im Wasserschutzgebiet keine Wärmegewinnung aus Grundwasser.
Paul Dahlke (CDU): Der Kreis erlaubt im Wasserschutzgebiet keine Wärmegewinnung aus Grundwasser. © Bergedorf | CDU Schwarzenbek

Er wie Dahlke haben ein Areal im Auge, über das bereits geraume Zeit gesprochen wird. 2017 haben Schwarzenbek und die Nachbarkommune Grabau eine Vereinbarung geschlossen: Schwarzenbek stimmt der Schaffung eines großen Gewerbegebietes in der 350-Seelen-Gemeinde zu, im Gegenzug tritt diese ein rund zehn Hektar großes Areal südlich der Bahnlinie Hamburger-Berlin an Schwarzenbek ab.

Tauschflächen taugen wenig für Wohnen und Gewerbe

Die Idee: Die landwirtschaftlich genutzten Flächen sollten Schwarzenbek die Chance geben, sie mittelfristig als Bauland zu nutzen. Doch die Tauschflächen seien nur bedingt für Wohnbebauung oder für die Ansiedlung von herkömmlichem Gewerbe geeignet. „Die Fläche liegt verkehrstechnisch nicht optimal, liegt zwischen Knicks“, sagt Wruck.

Aus seiner Sicht böte sie dagegen gute Bedingungen, dort großflächig Photovoltaik zu errichten, den gewonnenen Strom für die Energiewende zu nutzen. Schwarzenbek werde damit nur vorankommen, wenn es gelinge, verschiedene Techniken zu nutzen.

Grüne: Photovoltaikfeld schützt Umwelt und Klima

Es müssten zwar noch viele Detailfragen geklärt werden, etwa die, wer eine solche Anlage betreibt. Doch die Vorteile wären groß, so Wruck: „Das Areal bliebe unversiegelt, sodass dort weiter Wasser versickern kann. Wir haben in Schwarzenbek schon viel zu viel Fläche versiegelt.“

Christian Wruck (Grüne): Im neuen F-Plan kommt Energiegewinnung auf kommunaler Ebene nicht vor.
Christian Wruck (Grüne): Im neuen F-Plan kommt Energiegewinnung auf kommunaler Ebene nicht vor. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Wobei die Grünen Überlegungen für den Bau von Holzhackschnitzel-Heizwerke kritisch sehen, wie sie derzeit im Schwarzenbeker Umland hoch im Kurs stehen. Wruck: „In Wohngebieten dicht an den Verbrauchern errichtet, werden die Emissionen zum besonderen Problem.“

CDU will Kataster: Wo ist welche Technik besonders effizient?

Einen künftig möglichst breiten Mix alternativer Energien wünscht sich Paul Dahlke für die CDU. Dazu zählen neue Kraftwerke, neben PV-Feldern auf städtischen Flächen denkt er an die Kopplung von Solarthermie und PV-Anlagen sowie von Groß-Wärmepumpen wie auch den Zusammenschluss von Blockheizkraftwerken. „In dem Zusammenhang wäre es hilfreich, über ein Effizienzkataster für städtische Flächen zu verfügen“, so der Berufsoffizier und Dozent an der Bundeswehr-Uni in Hamburg.

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Windräder und Biogas aus der Nachbarschaft

Dafür sei eine enge Abstimmung mit den Nachbargemeinden geboten, sagt Dahlke. Um etwa die Möglichkeiten für zwei bis drei Windräder zu klären, wie auch den Bezug von Biogas aus der Nachbarschaft. „Wir erhalten bereits Biogas aus einer Anlage in Growe“, so Dahlke. „Doch wir stehen mit vielem erst am Anfang.“

In der Gemeinde Hamwarde drehen sich inzwischen zwei Windräder.
In der Gemeinde Hamwarde drehen sich inzwischen zwei Windräder. © Luftbilder Mobil | Jürgen Karsch

Kleinwindräder sind keine Alternative

Eine Technik zur Energiegewinnung wird in Schwarzenbek auch in der näheren Zukunft keine Rolle spielen. Zumindest nicht, wenn es nach den nackten Zahlen und Analysen von Experten geht. Nina Reimers, Klimaschutzmanagerin der Stadt, hat kürzlich ein Papier zur Nutzung von kleinen Windkraftanlagen vorgelegt, die auf Hausdächern oder im eigenen Garten installiert werden könnten.

Ergebnis: Obwohl diese nicht von Tageslicht abhängig sind, seien dennoch im Vergleich zur Photovoltaik einerseits Aufwand und Kosten zu hoch, andererseits die Energieausbeute zu gering, als dass sich solche Investitionen rechnen. Das allerdings hat vor drei Jahrzehnten für PV-Anlagen auch noch gegolten.

Groß aufgelegte Förderprogramme haben seinerzeit unter anderem in Hamburg die Entwicklung vorangebracht, so das 1000-Dächer-Programm der Hansestadt. Damals bei Strompreisen, die für Endverbraucher nur ein Bruchteil dessen betragen haben, die sie heute zahlen müssen.