Schwarzenbek. Im 125. Jahr seines Bestehens ist der Sportverein mit 3000 Mitgliedern der größte im Kreis. Seinen Geburtstag will der Club groß feiern.
Sie haben 3000 Mitglieder, 300 Trainer, führen Kinder an den Sport heran und üben eine wichtige soziale Funktion in der Stadt aus: Die Rede ist vom TSV Schwarzenbek. Der größte Sportverein des Kreises hat Grund zum Feiern. 125 Jahre ist es her, dass zwei Handwerker, der Töpferer Adolf Kroß (andere Schreibweise: Krohß) und der Töpfermeister Gustav Bruhns, im Juli 1899 in der Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ die Gründungsurkunde für den Turnverein Schwarzenbek unterzeichneten.
Diesen Geburtstag will der TSV in diesem Jahr gebührend feiern. Los geht es am 30. April mit dem Sportlerball in Schröders Hotel, der ganz im Zeichen des Jubiläums steht. Außerdem soll es beim Sachsenwaldlauf im September und bei der deutschen Pokal-Meisterschaft im Tischtennis im Mai Aktionen rund um den Geburtstag geben. Familien kommen dann am 14. Juli kurz vor dem Beginn der Sommerferien beim großen Kinderfest an der Buschkoppel auf ihre Kosten.
Mit 55 Mitgliedern und einem Trommlerkorps fing alles an
Aus dem „zarten Pflänzchen“ mit 55 Mitgliedern kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert hat sich ein Großverein mit hauptamtlicher Geschäftsführung entwickelt, der weit mehr macht, als nur Sportlern eine Heimat zu bieten. Aktuell entsteht unter der Federführung des TSV das Projekt „Gesundheitsort Sportverein“, bei dem die TSV-Geschäftsführer Mareike Busch und Florian Leibold alle Vereine und Institutionen vernetzen wollen, die Kinder an Bewegung heranführen.
Die Idee: Kein Kind ohne Sport. „Davon sind wir leider noch weit entfernt, aber das Projekt läuft gut an“, so Florian Leibold. Außerdem leistet der TSV auch einen wichtigen Beitrag zur Berufsorientierung, da er in diesem Jahr gleich drei FSJlern Einblicke in den Sport als Beruf vermittelt. Das Freiwillige Soziale Jahr im Sport gibt es im TSV bereits seit 21 Jahren.
Modern und sozial engagiert war der Verein schon immer – auch wenn er mit der Gründung im Jahr 1899 eher ein Nachzügler war. Bereits 1862 gab es die ersten Sportvereine im Lauenburgischen in Ratzeburg und Mölln. Lauenburg zog 1864 mit seiner „Turnerschaft“ nach.
Etwas eher dran war der Schwarzenbker Radfahrer-Club von 1893, der dann später in den TSV integriert wurde. Auch heute noch spielt der Radsport eine wichtige Rolle im TSV. Zuschauermagneten sind jedoch die Footballer der „Wolves“ und die Tischtennis-Herren, die in der 3. Bundesliga spielen.
Schon 1902 gab es eine Knabenabteilung im Turnverein
Bereits 1902 gab es eine Knabenabteilung – der Verein hatte also schon sehr früh Kinder als Zielgruppe entdeckt. 1914 folgte eine Mädchenabteilung. Zur damaligen Zeit hatten andere Vereine eher erwachsene Männer als Zielgruppe für überwiegend von Turnern geprägte sportliche Aktivitäten. Ganz früh dabei war auch das im Jahr 1900 gegründete Trommler- und Pfeifferkorps, sodass der junge Verein zwar nicht mit Pauken und Trompeten, dafür aber mit Trommeln und Pfeifen das neue Jahrhundert einläuten konnte.
Noch lange Zeit spielte Musik eine Rolle im Verein. Einen Spielmannszug gab es im TSV bis vor einigen Jahren. Die Spielleute waren gern gesehene Gäste bei Laternenumzügen, Stadtfesten und Familientagen, bis sich diese Abteilung wegen Nachwuchsmangels auflöste.
Verein will an der Schützenallee eine Doppeltribüne aufstellen
Früh dabei war der TSV auch bei der Fürsorge für die Mitglieder. Bei einem Schauturnen im Sommer 1904 gab es zwei Unfälle, einen mit schwereren Folgen. Da der Verein aber eine Unfallversicherung abgeschlossen hatte, konnte diese für den Pechvogel etwas gemildert werden. Doch auch für die Außenwirkung gab der TSV Geld aus.
Der Verein leistete sich in diesen Tagen für damals stattliche 360 Mark eine Vereinsfahne, die am 12. Juni 1908 im Schützenpark geweiht wurde. Dieser Ort ist auch heute noch eine wichtige Sportstätte für den TSV. Dort spielen die Kicker vom SC Schwarzenbek, die American Footballer, und auch der Sachsenwaldlauf wird dort ausgetragen. Wegen der Bedeutung dieser Sportanlage will der Verein dort eine Doppeltribüne aufstellen.
Ballsport nahm im Ersten Weltkrieg an Bedeutung zu
Aber zurück ins vergangene Jahrhundert. Der Ballsport nahm in der Zeit um den Ersten Weltkrieg herum deutlich an Bedeutung zu, wurde ein weiterer Schwerpunkt neben der bisherigen Dominanz der Turner. 1916 wurde in Schwarzenbek der Fußball-Club Helgoland gegründet, aus dem drei Jahre später der SC Schwarzenbek wurde. Es dauerte bis 1934, ehe sich die Kicker –nicht ganz freiwillig – entschieden, sich dem Turnverein anzuschließen, aus dem dann der TSV wurde.
Die Gleichschaltung der Sportvereine durch die Nationalsozialisten spielte dabei eine Rolle, und die örtlichen Machthaber drängten auf den Zusammenschluss. Die Kicker sind bis heute eine der größten Abteilungen des TSV, auch wenn sie sich 2009 abspalteten und mehrere Jahre eigene Wege gingen. Seit einigen Jahren sind TSV und SCS wieder unter einem Dach vereint.
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In den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg waren Turnen, Leichtathletik, Fußball, Handball und Faustball, wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung, die Disziplinen des TSV. Das NS-Regime war auch für den TSV eine finstere Zeit: Immer mehr Sportler und Abteilungen wanderten zwangsweise in Organisationen wie „Kraft durch Freude“ ab. 1938 löste sich der Verein schließlich auf. Mit der Übergabe ihres Ortes an die im Norden operierenden britischen Truppen am 1. Mai 1945 erlebten die Schwarzenbeker ihre „Stunde Null“.
Damit stand der Ort unter Militärrecht. Bereits am 1. Oktober 1945 wurde der Verein neu gegründet – zunächst als Fußballclub. Für den Trainingsbetrieb musste die Wiese an der Schützenallee neu hergerichtet werden, sie diente im Krieg und danach als Acker. Auch Kampfsportler gab es bald. Sie trainierten in einer Halle des Maschinenbauers Bauer und Schaurte. Auch Radsportler schlossen sich schnell dem Verein an. Durch die große Zahl von Flüchtlingen wuchs nicht nur die Stadt, sondern auch der TSV rasant.
Große Zahl von Kriegsflüchtlingen lässt den TSV rasant anwachsen
Dies führte jedoch zu einem Problem, das den TSV bis heute plagt: Platz und Raummangel. 1954 gab es 20 Mannschaften, aber nur einen Sportplatz und keine Turnhalle. Das Jahr 1959 brachte den Durchbruch. Der Verein bekam eine Turnhalle an der Compestraße. 1965 knackte der Club erstmals die 1000-Mitglieder-Marke. Mitte der 1970er-Jahre waren es bereits 2000.
Neue Abteilungen kamen hinzu, weitere Sporthallen wurden in Nordost und an der Buschkoppel gebaut. Aber die Stadt wuchs rasant und analog dazu der TSV. Im Jubiläumsjahr ist die Raumnot und der Mangel an freien Trainingszeiten eine der großen Herausforderungen, denen sich der Sportverein stellen muss.