Sahms. Am 8. April rücken die Bohrtrupps an, um den Boden auf der Trasse von Lübeck nach Krümmel hinsichtlich der Tragfähigkeit zu sondieren.
Die Energiewende ist beschlossene Sache. Doch der meiste Ökostrom wird in den Windparks im Norden produziert. Damit auch der Süden der Republik von dem Überfluss an elektrischer Energie im eher dünn besiedelten Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern profitieren kann, müssen leistungsfähige Leitungen her.
Genau das ist der Plan von den Netzbetreibern Tennet, 50-Hertz und der Schleswig-Holstein Netz AG, die den Bau eines Mega-Umspannwerks in Sahms und eines Strom-Highways von Lübeck bis nach Krümmel planen. Die vorbereitenden Arbeiten für die Trasse beginnen am Montag, 8. April.
Strom Highway: 80 Kilometer lange Freileitung von Lübeck bis zur Elbe
Bei der 80 Kilometer langen 380-/110-kV-Freileitung von Lübeck bis zur Elbe (Elbe-Lübeck-Leitung) sind die Planungen so weit fortgeschritten, dass jetzt die Böden an den möglichen Maststandorten untersucht werden. Dafür werden an den möglichen Standorten Löcher gebohrt und die Bohrkerne werden in einem Fachlabor hinsichtlich der Tragfähigkeit für die späteren Masten getestet. Denn diese haben nicht nur ein hohes Eigengewicht, sondern sind auch zusätzlichen Belastungen beispielsweise durch Stürme ausgesetzt.
„Ziel der sogenannten Baugrunduntersuchungen ist unter anderem, die geologisch-bautechnische Aufnahme und Analyse der Bodenschichtung und des Grundwasserstands. Die Untersuchungsergebnisse tragen zur fundierten Planung für Mastfundamente bei. Mit den Baugrunduntersuchungen geht keine Vorfestlegung für den späteren Trassenverlauf einher“, betont Jan Niklas Wölfel, Referent für Bürgerbeteiligung bei Tennet.
Die Bohrtrupps sollen bereits am 8. April anrücken
Die Arbeiten sollen bereits am Montag, 8. April, beginnen und bis in den Juni dauern. Der genaue zeitliche Ablauf hängt aber auch stark von den Witterungsverhältnissen ab. „Für die Baugrunduntersuchungen inklusive der Umweltbaubegleitung ist es erforderlich, dass die Mitarbeiter der von Tennet beauftragten Firma die Grundstücke betreten sowie Wald- und landwirtschaftliche Wege befahren. Darüber hinaus werden zeitweise auch Abstellflächen in Anspruch genommen, zum Beispiel, um die erforderlichen Geräte, Fahrzeuge, Werkzeuge und Materialien an- und abzutransportieren“, so Wölfel. Die betroffenen Grundeigentümer seien jedoch informiert.
Der nördliche Abschnitt der geplanten Trasse verläuft von Lübeck bis zum geplanten Netzverknüpfungspunkt in Sahms. Südlich schließt sich der Abschnitt vom Netzverknüpfungspunkt bis zur Elbe im Raum Krümmel an. Für den nördlichen Abschnitt ist die Einreichung der Antragsunterlagen auf Planfeststellung für 2024 geplant, für den südlichen Abschnitt 2025. Die Bauarbeiten selbst sollen nördlich von Sahms 2027, südlich des Dorfes ein Jahr später beginnen.
Viele Anwohner sehen die Stromtrasse und der Mega-Umspannwerk kritisch
Bei den Anliegern ist die Trasse allerdings genauso umstritten wie das Umspannungswerk in Sahms. Dort hat sich im Sommer 2023 eine Bürgerinitiative gegründet, die das Umspannwerk als zu groß und vor allem zu dicht am Dorf ablehnt. Es wird eine Fläche von bis zu 40 Hektar bedecken und damit eines der größeren in Deutschland sein.
Verhindern lässt sich das Vorhaben nicht – auch wenn die Aktiven aus der Bürgerinitiative darauf hoffen. Denn die Betreiber haben den gesetzlichen Auftrag, im Zuge der Energiewende im Kreis Herzogtum Lauenburg einen neuen Netzverknüpfungspunkt zu realisieren. Dieser soll aus der 380-/110-Kilovolt-Umspannwerk und einer 380-kV Schaltanlage bestehen.
- Warum Umweltverbände gegen Windräder Sturm laufen
- Wie Geesthacht Anreize zur Energiewende schafft
- Bau der Batteriefabrik beginnt mit Boßeln und Bauernprotest
„Es ist ein Vorhaben der Bundesregierung und auch von Interesse für die EU. Die Standortsuche der Betreiber ist abgeschlossen, die Hälfte der erforderlichen Flächen bereits verkauft. Wir haben einen Fachanwalt konsultiert, der keine realistische Chance sieht, das Projekt zu verhindern“, sagte Bürgermeister Henning Brüggmann, als die Proteste besonders hochkochten.
„Wir können lediglich sehen, dass wir das Beste für die Gemeinde rausholen.“ Die Betreiber betonten bei einer Einwohnerversammlung im Juli 2023, dass das Projekt alternativlos sei. Auch das Genehmigungsverfahren für das Umspannwerk steht für dieses Jahr auf der Agenda. Anvisierter Baubeginn war 2025.