Schwarzenbek. Fehlende öffentliche Sanitäranlagen im Stadtkern sind ein Dauerthema in der Politik. Können Gastronomen künftig das Problem lösen?
Das Problem ist nicht nur altbekannt, sondern auch ein bisschen anrüchig, wie Heinz-Werner Rose (SPD) feststellt. Und obwohl es schon so lange bekannt ist, ist in den vergangenen Jahren kaum etwas passiert, um eine Lösung zu finden: Gemeint sind die fehlenden öffentlichen Toiletten in Schwarzenbek. Deswegen fordert die CDU-Fraktion unter Federführung des Vorsitzenden Paul Dahlke nun, dass die Verwaltung ein Konzept entwirft, um die Rathaustoiletten bei Veranstaltungen nutzbar zu machen.
Hintergrund: Das Toilettenhäuschen im Stadtpark ist seit Jahren außer Betrieb, die Toilettenräume am Bahnhof sind nur nutzbar, wenn der Kiosk geöffnet hat, da der Inhaber die Schlüssel verwaltet. An hochfrequentierten Orten haben Schwarzenbeker aktuell kaum Möglichkeiten, Sanitäranlagen aufzusuchen. Nur im Rathaus können die Toiletten genutzt werden – allerdings nur zu den regulären Öffnungszeiten des Rathauses.
CDU drängt auf Lösung für Schwarzenbeks Toilettenproblem
Für Veranstaltungen im Zentrum der Europastadt bedeutet das, dass die Organisatoren selbst für ein stilles Örtchen sorgen müssen. „Das ist teuer und ökologisch bedenklich“, sagte Paul Dahlke in der Stadtvertretung. Manche Veranstalter würden deshalb von ihren Plänen Abstand nehmen. Die Verwaltung solle deshalb prüfen, wie Abhilfe geschaffen werden könne. Dabei, so betonte es Dahlke, solle eine für die Stadt kostenneutrale Lösung gefunden werden.
Bedeutet: Bei Veranstaltungen sorgen eine Reinigungskraft und ein Security-Dienst dafür, dass die Rathaustoiletten nutzbar bleiben, der Veranstalter trägt jedoch dafür die Kosten. Beispielhaft nannte Dahlke die Demonstration für Demokratie auf dem Ritter-Wulf-Platz im Februar, die von rund 500 Einwohnern besucht wurde – an einem Sonnabend, an dem das Rathaus sonst geschlossen ist.
SPD stellt Konzept „Nette Toilette“ vor
„Mit dem Antrag rennen sie offene Türen ein“, sagt Heinz-Werner Rose (SPD). Er hob hervor, dass das Problem durchaus bekannt sei. Gleichsam fragte er, warum es denn immer gleich ein Konzept sein müsse. „Vielleicht sollten wir auch noch eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben“, fügte der Bauausschuss-Vorsitzende scherzhaft an. Stattdessen stellte Rose das Konzept „Nette Toilette“ vor.
Dieses sei bereits in mehr als 200 Kommunen in Deutschland erprobt. Dabei stellen Gastronomen ihre Sanitärräume zur Verfügung, ohne dass Nutzern die Verpflichtung entsteht, dass sie etwas kaufen müssen. Die Inhaber bekommen dafür eine Abstandszahlung von der Stadt. „So würde die Stadt sparen, da auch Vandalismus eingeschränkt wird“, meint Rose.
Stadtparktoilette seit vielen Jahren geschlossen
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rüdiger Jekubik schlug vor, die Verwaltung zunächst prüfen zu lassen, ob Gastronomen überhaupt bereit wären, an der „Netten Toilette“ teilzunehmen. Wenn das der Fall sei, könnten personelle Ressourcen im Rathaus geschont werden, da kein Konzept nötig sei.
CDU-Chef Dahlke bemerkte, dass die eine Idee mit der anderen nichts zu tun habe. Wenn es eine Veranstaltung wie jene Demonstration gäbe, könne man Gastronomen nicht zumuten, für 500 Menschen die Sanitäranlagen zu öffnen. „Das wäre für die Betreiber nicht schön, und als Gast würde ich mich auch nicht wohlfühlen“, sagte Dahlke. Letztlich verständigten sich die Fraktionen darauf, dass beide Optionen geprüft werden.
Auch noch interessant
- Öffentliche Toiletten in Schwarzenbek: CDU will Druck machen
- Sollen Freiwillige Feuerwehrleute eher in Rente gehen dürfen?
- Gesünder, lebenswerter: So kann sich Schwarzenbek verändern
Fraglich bleibt, wieso die Stadt nicht eine Instandsetzung der Toiletten im Stadtpark forciert. Schließlich bemerkte Bürgermeister Norbert Lütjens auf der Stadtverordnetenversammlung selbst, dass das Toiletten-Thema die Stadt bereits seit eineinhalb Jahrzehnten beschäftigt. Mit Blick auf Veranstaltungen wie das Open Air und auch die geplante Aufwertung des Stadtparks wäre sicherlich auch die Reaktivierung der dortigen Anlagen eine sinnvolle, wenn auch nicht kostengünstige Alternative. Das hätte zum Vorteil, dass auch außerhalb von Öffnungszeiten der Gastronomen und des Rathauses eine Sanitäranlage zur Verfügung stünde.