Schwarzenbek. Europastadt will wesentlich enger mit den Partnerstädten zusammenarbeiten und gemeinsame Projekte anschieben. Der Anfang ist gemacht.

1955 begann die Verbrüderungsarbeit in Schwarzenbek. Initiator und treibende Kraft war der damalige Bürgermeister Hans Koch. 1961 gab’s dafür den Europapreis vom Europa-Rat. Zwar gibt es seitdem kontinuierlich Kontakte und jährliche Treffen (mit Unterbrechungen wegen der Corona-Pandemie) mit den Verbrüderungsstädten Sierre, (Schweiz), Cesenatico (Italien), Aubenas (Frankreich) und Zelzate (Belgien). Aber so richtig mit Leben erfüllt ist dieser Städtebund viele Jahre nicht mehr gewesen.

Das will Bürgermeister Norbert Lütjens ändern und hat zusammen mit Verbrüderungssekretärin Vera Kipke (ehemals Kohns) und deren Vorgängerin Christine Uhde bereits erste Schritte auf den Weg gebracht. „Wo Europastadt draufsteht, muss auch Europa drin sein. Diesen europäischen Gedanken wollen wir mit mehr Leben erfüllen. Das ist unser Anspruch“, betonte der Verwaltungschef gegenüber unserer Zeitung.

Städtebund hat Praktikantenaustausch realisiert

So gab es beispielsweise einen Praktikantenaustausch mit sechs Oberstufenschülern aus Zelzate, die im Frühjahr in Schwarzenbek waren und in Firmen, Fitness-Studios und bei Vereinen praktische Berufserfahrungen sammelten. Damit wurde ein neues Kapitel in der Verbrüderungsarbeit aufgeschlagen, das fortgeführt werden soll.

Norbert Lütjens will die Verbrüderungsarbeit mit neuem Leben erfüllen.
Norbert Lütjens will die Verbrüderungsarbeit mit neuem Leben erfüllen. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Ein weiteres Projekt, an dem alle Verbrüderungsstädte bereits im Vorjahr teilgenommen haben, ist unter anderem auf der Homepage der Stadt Schwarzenbek zu sehen: Unter der Adresse www.schwarzenbek.de erzählen in einem Videoprojekt unter dem Motto „Fünf Städte, sechs Fragen“ Bewohner aus Schwarzenbek, Aubenas, Sierre, Cesenatico und und Zelzate, wie sie die Zeit der Corona-Pandemie erlebt haben und welche Erfahrungen sie durch die soziale Isolation gesammelt haben.

Das Projekt wurde in Schwarzenbek durch Vera Kipke und ihre Vorgängerin Christine Uhde zusammengeführt und von den „Locals“, einem professionellen, zweiköpfigen Videoteam aus der Stadt, zusammengeschnitten.

Erstes Arbeitstreffen zur Wasserknappheit in Sierre geplant

Im November nun soll es ein Arbeitstreffen in kleiner Runde im schweizerischen Sierre geben, bei dem es um ökologische Fragen und Energiepolitik geht. Daraus sollen Projekte entstehen, bei denen zunächst der Umweltschutz im Fokus steht. Das Motto lautet: „Wissen teilen in Europa“. „Die Wasserknappheit ist ein Problem, das viele Kommunen in Europa betrifft. Insbesondere in Sierre im Schweizer Kanton Wallis. Dort wird Expertise zum Feuerlöschen angesichts des Wassermangels benötigt.

Christine Uhde und die Verbrüderungssekretärin Vera Kipke (ehemals Kohns) haben ein Video mit den Verbrüderungsstädten über die Erfahrungen aus der Pandemie auf den Weg gebracht.
Christine Uhde und die Verbrüderungssekretärin Vera Kipke (ehemals Kohns) haben ein Video mit den Verbrüderungsstädten über die Erfahrungen aus der Pandemie auf den Weg gebracht. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Dazu können die Verbrüderungsstädte sicherlich einiges an Ratschlägen beisteuern“, skizzierte Vera Kipke eines von vielen Themen, die in Zukunft angegangen werden sollen. Das ist das Ergebnis einer Fahrt nach Aubenas im Juli. „Wir werden uns künftig ­regelmäßig gemeinsamen Projekten widmen und unser Wissen austauschen, um besser zu werden. Das ist gelebte Verbrüderungsarbeit“, fügte Bürgermeister Norbert Lütjens hinzu.

Bericht über die Projekte vorgelegt

Einen entsprechenden Bericht über die bereits vollzogenen und geplanten Projekte legte die Verbrüderungssekretärin während der jüngsten Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses vor. Allerdings sind die Kapazitäten begrenzt. „Wenn wir die Verbrüderungsarbeit ausweiten wollen, brauchen wir mehr Arbeitszeit. Das wird dann schnell ein Fulltime-Job“, betonte Vera Kipke, die eine bis zum Jahresende befristete Teilzeitstelle hat und zusätzlich auch für die Kulturarbeit im Amtsrichterhaus und bei den Theateraufführungen der Kleinen Bühne zuständig ist.

„Es wird mehr Arbeit anfallen, ob das gleich ein Fulltime-Job sein muss, glaube ich nicht. Aber gut die Hälfte der Arbeitszeit kann die Verbrüderung künftig schon einnehmen. Nichtsdestotrotz ist auch die Kulturarbeit ein wichtiger Bestandteil der Stelle, denn Kultur schafft auch Identität der Bürger mit der Stadt“, betont Norbert Lütjens.

Ab Januar neue Kulturmanagerin im Rathaus

Fakt ist: Der Vertrag von Vera Kipke läuft aus. Zum Jahresbeginn wird Schwarzenbek eine Kulturmanagerin bekommen, die sowohl Kulturarbeit als auch Verbrüderung übernimmt. Das haben die Politiker im Arbeitskreis Amtsrichterhaus vor mehr als einem Jahr beschlossen. Wie es personell an dieser Stelle weitergeht, ist noch nicht bekannt.

Zu tun gibt es in jedem Fall genug. Denn neben der Ausweitung der Verbrüderungsarbeit steht auch der Wunsch der Politiker an, eine weitere Städtepartnerschaft mit einer Kommune in Osteuropa anzustreben. Das ist allerdings nicht nur eine Kapazitätsfrage in der Verwaltung, sondern auch eine Kostenfrage. „Eine Partnerschaftsfahrt kostet locker 15.000 Euro. Wir müssen uns sehr genau überlegen, was wir wollen“, betonte die zuständige Amtsleiterin Kathrin Kipke (mittlerweile namensgleich mit Vera Kipke, was mitunter zu Verwirrung führt).