Schwarzenbek. Schwarzenbeks Wehrführer will das Ehrenamt attraktiver machen. Dringender noch ist allerdings ein neues Gerätehaus für die Retter.
Wenn es brennt, sind sie da: Mit 111 Feuerwehrleuten ist die Freiwillige Feuerwehr Schwarzenbek eine der mitgliederstärksten Wehren im Kreis Herzogtum Lauenburg. In den vergangenen Jahren ist die Schwarzenbeker Wehr weiter gewachsen. „Das ist klar gegen den Trend im Land“, sagt Wehrführer Jan Piossek. Auch 25 Jugendliche werden auf den Dienst in der Erwachsenenwehr vorbereitet. Dass immer mehr Menschen in der Europastadt der Feuerwehr beitreten, bedeutet auch, dass investiert werden muss. An welchen Stellen der Schuh drückt, hat Piossek deshalb nun im Rathaus vorgestellt.
Durch die Bundesstraßen, die nahe gelegene A24 und auch die ICE-Strecke haben die Schwarzenbeker Feuerwehrleute viele Aufgaben, die über die Feuerbekämpfung hinweggehen. Auch der Sachsenwald gehört zum Einsatzgebiet der Wehr. Trotz des weitläufigen Bereichs gilt auch für die Schwarzenbeker Feuerwehr die Hilfsfrist von zehn Minuten, die im schleswig-holsteinischen Brandschutzgesetz verankert ist.
Ehrenamt: Frühere Rente für Aktive der Freiwilligen Feuerwehr?
„Wir haben zehn Minuten Zeit vom Beginn des Notrufs bis zum Eintreffen am Einsatzort“, erklärte Jan Piossek. Aktuell brauchen die Einsatzkräfte im Schnitt 7:26 Minuten bei rund 200 Einsätzen im Jahr. Für die Einhaltung der Hilfsfrist ist auch der geplante Kreisverkehr an der Wache wichtig, damit die Retter bei der Anfahrt nicht im Stau stehen.
Über allem steht allerdings die Forderung nach einem neuen Gerätehaus. „Unsere Platzreserven sind vollkommen ausgeschöpft“, sagt Piossek. Es sei nur möglich, weitere Mitglieder in die Wehr aufzunehmen, wenn dieses Problem behoben werde. Aktuell ist in den Räumlichkeiten zudem keine konsequente Schwarz-Weiß-Trennung möglich: Vom Einsatz kontaminierte Kleidung kann nicht komplett von anderer Kleidung ferngehalten werden. Dadurch erhöht sich das Risiko einer Krebserkrankung für die Einsatzkräfte drastisch.
Der Freiwilligen Feuerwehr Schwarzenbek fehlt Platz im Gerätehaus
Der knappe Raum beschränkt auch den Fuhrpark, wie Piossek berichtete. Neben einem Rüstfahrzeug sollen in den kommenden Jahren eine Netzersatzanlage, ein Hygieneanhänger und ein Einsatzleitwagen angeschafft werden. Auch ein Mehrzweckfahrzeug für Organisationsfahrten steht auf dem Wunschzettel.
Zudem plane die Feuerwehr, sich für ein Waldbrandtanklöschfahrzeug zu bewerben. Neun dieser Vehikel stellt das Land Schleswig-Holstein den Feuerwehren zur Verfügung, drei davon gehen in den Kreis Herzogtum Lauenburg. Angesichts des größten Waldgebiets des Bundeslandes direkt vor der Haustür dürften die Chancen der Freiwilligen Feuerwehr Schwarzenbek nicht schlecht stehen.
Wohnraum für junge Familien und Feuerwehrrente in Schwarzenbek
Piossek wiederholte seine Anregung, mehr Wohnraum für junge Familien zu schaffen. In diesem Alterssegment seien viele motivierte und gut ausgebildete Feuerwehrleute zu finden. Schaffe die Stadt attraktive Wohnbedingungen, würde sie dadurch auch in die eigene Sicherheit investieren.
Zudem hält der Wehrführer eine Feuerwehrrente für sinnvoll. „Ich denke, dass das ein Ehrenamt ist, das man honorieren sollte. Wir sind 24 Stunden am Tag bereit und für die Bevölkerung da“, sagte Piossek. Federführend in Sachen Feuerwehrrente ist der Deutsche Feuerwehrverband (DFV). Nach dessen Idee sollen Feuerwehrleute schon vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter von 67 Jahren in den Ruhestand gehen können, ohne dass sie dabei nennenswerte Einbußen hinnehmen müssten.
Zusatzrente für Feuerwehrleute: SPD-Antrag scheiterte im Landtag
Aber auch die Option, mit 67 in Rente zu gehen und dann eine Zusatzrente zu erhalten, soll möglich sein. Nach der Idee des DFV soll die jeweilige Kommune die Kosten übernehmen, die dadurch entstehen. Anders sieht das Piossek: Er appellierte an die Stadt, sich beim Land Schleswig-Holstein oder beim Bund dafür einzusetzen, dass eine Feuerwehrrente eingerichtet wird. Bei Schwarzenbeks klammer Stadtkasse, scheint dies auch kaum anders möglich.
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Einen Vorstoß in Sachen Feuerwehrrente wagte 2019 die SPD im schleswig-holsteinischen Landtag. Diese orientierte sich damals an der sogenannten Ehrenrente in Thüringen, die Feuerwehrleute erhalten. Allerdings stieß der Vorschlag auf Ablehnung der damaligen Regierungsparteien CDU, FDP und Grüne. Auch SSW und AfD verwehrten dem Vorschlag die Zustimmung. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass man keine Zweiklassengesellschaft beim Ehrenamt entstehen lassen wolle. Würden Feuerwehrleute eine Ehrenamtsrente erhalten, könnten Menschen, die sich etwa in der Flüchtlingshilfe oder bei der Tafel engagieren, ebenso Forderungen stellen.