Schwarzenbek. Die 130.000 Euro teure Anlage ist vom Start weg ein Magnet für junge Schwarzenbeker. Doch bei einer Attraktion soll es nicht bleiben.
1999 wurde er mit einem großen Fest eingeweiht. Aus dem Eröffnungskonzert „Krach am Bach“ sind die Aral Open entstanden. Aber ansonsten hat der Stadtpark als zentrumsnahes Naherholungsgebiet für die Schwarzenbeker immer mehr an Zugkraft verloren. Das soll sich ändern: Neuer Publikumsmagnet ist der Pumptrack – ein Parcours für alles was Räder hat: Scooter, Skateboards und Fahrräder bis hin zum Rollstuhl.
Der 70 Meter lange Rundkurs mit der 13 Meter langen Übungsstrecke wurde am Freitag, 28. Juli, mit einem „Volksfest light“ mit mehreren Hundert Besuchern eröffnet. Der Pumptrack war schon einige Tage vorher fertig und wurde bereits inoffiziell von vielen Skatern und Bikern eingeweiht. Allerdings gab es auch bereits Vandalismus. Graffitisprayer hatten die Module mit beschmiert. Zur Eröffnung waren die grünen Bauteile aus Fiberglas aber bereits wieder picobello sauber.
70 Meter Piste für sportlich ambitionierte Biker, Skater und Rollifahrer
„Wir gehen davon aus, dass die Polizei diesen Bereich verstärkt im Auge hat. Denn gerade nachts fehlt hier die soziale Kontrolle“, sagte der Sozialausschussvorsitzende Rüdiger Jekubik (SPD), der selbst 44 Jahre Polizist war. „Entsprechende Gespräche werden geführt. Es ist in unser aller Interesse, dass diese tolle Anlage in einem guten Zustand bleibt“, ergänzte Bürgermeister Norbert Lütjens.
Fakt ist aber: Der Pumptrack kommt bei den Schwarzenbekern gut an. Kinder und Jugendliche sowie einige mutige Erwachsene probierten den Parcours auf der ehemals tristen Asphaltfläche zwischen der Halfpipe und anderen Rampen für Skater sofort aus. „Es besteht Helmpflicht, und die Nutzung erfolgt auf eigene fahr“, betonte Stadtjugendpfleger Sven Kaulbars, der das Projekt vor gut eineinhalb Jahren bei seinem Amtsantritt im Sozial- und Kulturausschuss vorgestellt hatte. „Es war ein ehrgeiziges Projekt, aber wir waren sofort begeistert und haben das mit breiter Mehrheit unterstützt“, erinnert sich Marc Lier (SPD).
Stadt investiert 130.000 Euro in neue Attraktion für den Stadtpark
130.000 Euro hat die grüne Fiberglasstrecke gekostet, einen Zuschuss in Höhe von 80.000 Euro gab es vom Fonds für Barrierefreiheit des Landes. Zur Eröffnung hatte Kaulbars ein kleines Volksfest mit drei Profi-Bikern organisiert, die ihre Tricks zeigten und die Jugendlichen anleiteten. Auch Bürgermeister Norbert Lütjens drehte eine Runde mit dem Rad und fand das „ganz schön anstrengend“. Leckereien vom Grill gab’s von „Doris Imbiss“, der Verein Biker fahren für Kinder hatte sein Glücksrad mitgebracht.
„Wir müssen die Zufahrtsrampen noch verbreitern, damit auch sportliche Rollstuhlfahrer leichter auf den Track kommen. Aber das ist in Arbeit. Ich bin auch in Gesprächen mit einem Hamburger Verein, der hier spezielle Workshops für Menschen mit Behinderungen anbieten will“, kündigte Kaulbars an. Der Behindertenbeauftragte Klaus Gawlik war bei der Einweihung ebenfalls unter den Zuschauern. „Das ist natürlich nichts für normale Rollstuhlfahrer. Aber es gibt viele jüngere Menschen mit Behinderungen durch einen Unfall, für die so eine Anlage sportlich nutzbar ist. Das ist gut für die Inklusion“, sagte Gawlik.
Kurse für Menschen mit Behinderungen auf dem Pumptrack geplant
Gespräche führt Kaulbars aber auch mit dem TSV – unter anderem mit den Geschäftsführern Mareike Neuber und Florian Leibold, aber auch mit den Radsportlern. „Es gibt erste Kontakte, aber noch keine konkreten Ideen oder Projekte“, so Kaulbars. „Wir sind für alles offen. Aber für Angebote muss sich natürlich auch jemand finden, der das machen möchte“, sagt die TSV-Geschäftsführerin am Rande der Veranstaltung.
„Ich gehe davon aus, dass auch zahlreiche Jugendliche aus der Umgebung die Anlage nutzen werden. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, so etwas hat sonst niemand in der Region“, lobte Bürgervorsteher Roman Larisch (CDU) das Projekt. Christian Wruck (Grüne) sieht den Pumptrack und auch die Wiederbelebung der Boulebahn für ältere Menschen als Einstieg in die Überplanung des gesamten Stadtparks.
„Dieses Areal wurde als ein wichtiger Punkt beim Integrierten Stadtentwicklungskonzept genannt. Wir werden uns den ganzen Bereich anschauen und sehen, was man hier verbessern kann“, sagte er. Einige Überlegungen gibt es bereits. Beispielsweise regt die Stadtjugendpflege hier auch schon seit Jahren den Bau von Unterständen an, damit sich Jugendliche bei jedem Wetter hier treffen können.
Graffiti-Projekt soll die Skateranlage schöner machen
Was es im ersten Schritt zu verbessern gibt, ist offensichtlich. Angesichts des attraktiven neuen Pumptracks und der instandgesetzten Boulebahn sehen die Betonrampen und die Halfpipe für die Skater im Vergleich dazu noch hässlicher aus. Außerdem fehlen öffentliche Toiletten. Für das Eröffnungsfest gab es zwei mobile Örtchen, das Toilettenhaus am Rande des Stadtparks ist wegen Vandalismusschäden seit Jahren geschlossen.
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Für das Erscheinungsbild des Platzes gibt es bereits eine Lösung. „Bereits in Kürze wollen wir mit dem Team vom Jugendtreff und Jugendlichen die Betonflächen der Skaterrampen künstlerisch gestalten und hier auch Graffitiwände aufstellen“, kündigt Kaulbars an. Für den Stadtpark dürfte das eine riesige Aufwertung sein. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass illegale Sprayer davor zurückschrecken, künstlerisch gestaltete Flächen oder Fassaden zu beschmieren. Das gebietet in der Szene der Respekt vor anderen Sprayern, deren Werke man nicht zerstören möchte.
Es fehlen noch öffentliche Toiletten im Stadtpark
Ungelöst ist indes die Toilettenproblematik – ein Dauerbrenner in Schwarzenbek, wie auch die ungelöste Situation auf dem alten Markt und am Bahnhof zeigt. „Wir ermitteln zurzeit die Kosten für eine Instandsetzung der Toiletten im Stadtpark. Aber Vandalismus ist und bleibt bei öffentlichen Toiletten ein Problem. Manchmal hat man den Eindruck, Menschen betreten diese Anlagen nur, um sie mit brachialer Gewalt zu zerstören“, so der Bürgermeister.
„Wir werden uns in den politischen Gremien mit der Frage befassen. Möglicherweise ist auch eine Verlegung der Sanitäranlagen an den Wall in Richtung Ritter-Wulf-Platz eine Möglichkeit, weil es dort mehr soziale Kontrolle gibt“, sagte Rüdiger Jekubik.