Wentorf. Carsharing-Anbieter expandiert in den Kreis Herzogtum Lauenburg. Und es tut sich noch mehr auf dem Sektor „on demand“.

Eine gute Nachricht hat Bürgermeisterin Kathrin Schöning jetzt dem Planungsausschuss mitgeteilt: Das Carsharing-Unternehmen Miles wird sein Hamburger Geschäftsgebiet am 15. März um die Gemeinde Wentorf erweitern. Bisher endet das Gebiet in Bergedorf. Nutzer von Miles können digital über die Miles-App eines der Fahrzeuge mieten, die dezentral auf öffentlichen Parkplätzen im Ortszentrum stehen dürfen. „Das ist großartig für Wentorf“, sagt Florian Slopianka (CDU), Vorsitzender des Gremiums. Ein Erfolg, den Bürgermeisterin, die Grünen und die CDU im Zusammenspiel erreicht hätten, sagt er.

In Sachen Mobilität tut sich in Wentorf aber noch mehr: Felix Zwick, Leiter der Verkehrsanalyse von Moia hat in Wentorf eine mögliche Studie für On-Demand-Angebote vorgestellt. Sie fand bei der Politik großen Anklang, auch wenn sie noch nicht beschlossen worden ist. „Wir müssen wirklich dicke Bretter bohren, sind aber auf dem richtigen Weg“, sagt Slopianka. Grund für die Verzögerung sei die Finanzierung. 15.000 Euro soll der Kreis Herzogtum Lauenburg für eine derartige Studie beisteuern, den Rest müssen die beteiligten Kommunen aufbringen. Einig sei man sich außerdem darin, die Nachbarn im Mittelzentrum und das Gebiet Hamburg-Bergedorf bis nach Geesthacht mit einzubinden. Bürgermeisterin Kathrin Schöning wird mit ihren Kollegen in Reinbek und Wentorf darüber sprechen.

Miles kommt, Studie für On-Demand-Angebot ist auf dem Weg

Ziel ist es jetzt, dass der Planungsausschuss am Donnerstag, 28. März, sein Go für die Studie gibt. Egal ob Wentorf sich mit Moia, hvv hop oder einem ähnlichen Anbieter einig wird: Beim On-Demand-Shuttle oder auch Ridepooling teilen sich mehrere Fahrgäste ein Sammeltaxi, bestenfalls eines mit Elektroantrieb. Der Anbieter ermöglicht die Bündelung mehrerer Fahrten mit ähnlichen Zielen in einem Auto. Optimal läuft es, wenn das Angebot den Nutzerinnen und Nutzern schließlich ermöglicht, auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten.

Begeistern sich für moderne Mobilitätskonzepte: Ausschussvorsitzender Florian Slopianka (CDU, l.) und Felix Zwick (Moia).
Begeistern sich für moderne Mobilitätskonzepte: Ausschussvorsitzender Florian Slopianka (CDU, l.) und Felix Zwick (Moia). © CDU Wentorf | CDU Wentorf

Felix Zwick erläuterte den Politikern, welche Fragen eine derartige Studie, eine datenbasierte Simulation, beantworten soll. Zu welchen Zeiten würde sich das Angebot lohnen? An welchen Tagen? Wie sehen die Zielgruppen aus? Was würde eine Fahrt die Nutzer kosten und wie viel müsste die öffentliche Hand beisteuern? Wie hoch würde der Anteil des Kreises ausfallen? Auf welchen Strecken würde dieser Service Sinn machen? Klar geworden ist jetzt schon, dass die entstehenden Kosten für Wentorf allein zu hoch wären.

In drei Schritten zum Shuttle in Wentorf

„Drei Schritte wären nötig, damit das Angebot auch bei uns in Wentorf entstehen könnte“, erläutert Florian Slopianka. „Der erste wäre die Studie, im zweiten Schritt würde die Entscheidung fallen und wenn wir sagen, ja wir wollen das, müssen wir uns mit der Lizenz und dem Buchungssystem beschäftigen und uns für eine App entscheiden. Als Drittes würde das Vergabeverfahren für das Fahren ähnlich wie beim Busverkehr starten.“ Denkbar wäre es auch, die Schritte zwei und drei parallel anzugehen, um den Ablauf zu beschleunigen. Die Mehrheit der Politiker wünsche sich ein solches Verkehrsangebot für Wentorf für das Jahr 2026.

Torsten Dreyer hält dieses Zeitziel für sehr ambitioniert, auch wenn er einen On-Demand-Shuttle für Wentorf für ausgesprochen sinnvoll hält. „Dann wären wir super, wenn wir das schaffen“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Aber auf jeden Fall geht es schon einmal in die richtige Richtung.“

So funktioniert Carsharing mit Miles

Andererseits war er auch vom schnellen Vorstoß des Carsharing-Anbieters Miles angenehm überrascht. Er nutzt die Mietwagen bei Bedarf bereits seit einem Jahr, kommt ohne eigenes Auto aus. „Das ist zurzeit aber noch sehr mühsam“, erzählt Dreyer. „Wenn ich mal ein Auto brauche, fahre ich erst mit dem Bus nach Bergedorf und muss dort den Wagen auch wieder abstellen und kehre mit dem Bus nach Hause zurück. Das muss man wollen.“

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Ab 15. März kann er das nächste Miles-Fahrzeug zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Dann werden auch One-way-Fahrten von und nach Hamburg ohne Zuschläge möglich. Für die Anmietung sind bei Miles eine E-Mail-Adresse, ein Ausweisdokument, ein EU-Führerschein und ein Konto nötig. Gebucht werden können die Fahrzeuge über die Miles-App sowie über eine Reihe weiterer Apps.

Das steckt hinter dem Carsharing-Unternehmen

Das Auto kann innerhalb des Geschäftsgebiets – zwischen Südring und Wohltorfer Weg sowie zwischen Hauptstraße und Danziger Straße, Achtern Höben und Moorkoppel – flexibel angemietet und abgestellt werden. „Das Carsharing-Gesetz erlaubt es uns, die Parkzeitbegrenzung für die Anbieter aufzuheben“, sagt Torsten Dreyer. Abgerechnet wird nach gefahrenen Kilometern oder zu Stunden- und Tagestarifen bis zu 30 Tagen. Fahrten ins Ausland sowie von einer Stadt in die andere Stadt sind ebenfalls möglich, solange es dort eine Miles-Vertretung gibt.

Miles wurde 2016 unter dem Namen driveby von Alexander Eitner und Florian Haus gegründet. 2017 sind sie mit den ersten Fahrzeugen in Berlin gestartet. Im Herbst 2019 haben Oliver Mackprang und Eyvindur Kristjansson die Geschäftsführung übernommen. Im Herbst 2022 hat das Start-up das Carsharing-Angebot der Volkswagen WeShare aufgekauft und in seinen Service integriert. Das Unternehmen hat eine Flotte von etwa 16.000 Fahrzeugen, die von etwa zwei Millionen Menschen genutzt werden.