Wentorf. Freiwillige des BUND sind enttäuscht: Macht die Stiftung Naturschutz ihre Arbeit auf der Wentorfer Lohe zunichte?

Die Temperaturen klettern allmählich wieder in den zweistelligen Bereich, die Tage werden länger. All dies versetzt Molche,Kröten und Frösche in Flirtlaune, sie begeben sich wieder auf Wanderschaft in Richtung ihrer Laichgewässer. Deshalb stellt die Untere Naturschutzbehörde seit einigen Jahren beispielsweise am Wohltorfer Weg einen Krötenzaun auf, Ehrenamtliche des BUND sammeln dort morgens und abends täglich die Tiere aus den Eimern, um sie sicher über die Straße zu bringen. Das Ziel ist es, sie in die Lohe umzusiedeln. Dort sperrt die Hausherrin, die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein deshalb zwischen 19 und 8 Uhr ihren Parkplatz. Die Autofahrer sind dort auch tagsüber gebeten, sehr langsam zu fahren, damit möglichst wenige Amphibien unter die Räder kommen.

Die Kooperation der Umweltschützer in Sachen Erdkrötenpopulation auf der Wentorfer Lohe ist ein Erfolg. Die Zahlen der gefundenen und somit geretteten Tiere am Wohltorfer Weg sinken seit Jahren. Das heißt, dass die Amphibien in der Lohe soweit heimisch geworden sind, dass sie sich in den Gewässern der Lohe paaren, dort laichen und auch den Rest ihres Lebens dort verbringen. Sie brauchen keine gefährlichen Straßen mehr überqueren, um zum Laichen in ihre Kinderstube zurückzukehren. Trotzdem sind die Ehrenamtlichen des BUND jetzt in Sorge um ihr Lebenswerk. Schließlich knirscht es schon länger in der Kooperation mit der Stiftung.

Amphibienschützer des BUND sorgen sich um Wentorfer Lohe

„Wie mit der Unteren Naturschutzbehörde besprochen, wird diese Sammelsaison wohl unsere letzte sein“, sagt Andreas Schlüter, der die Aktion seit Jahren gemeinsam mit Wiebke-Martina Kuhrt koordiniert. Vor 22 Jahren hat Wiebke-Martina Kuhrt dafür gesorgt, dass der erste Krötenschutzzaun am Wohltorfer Weg aufgestellt worden ist. „Nun hat die Stiftung aber schon angekündigt, dass mit dem Ende unserer Sammelaktion auch ‚unser‘ Teich, bislang geschützt von einem ganzjährig aufgebauten Zaun, quasi wieder in die Obhut der Stiftung übergeben wird“, sagt Schlüter.

Ihre Sorge ist, dass nun auch der Zaun demontiert werden könnte – wie auch bei den drei benachbarten Gewässern ohne ehrenamtliche Betreuung. „Allein dieser Zaun schützt den Amphibienteich vor den Zerstörungen durch badende Hunde und Pferde sowie anderen Zumutungen durch die Nutzung des Geländes als Naherholungsgebiet“, erklärt Schlüter. „Alle nicht eingezäunten Gewässer auf der Lohe sind tote Schlammlöcher“, hat er beobachtet.

Die Ehrenamtlichen des BUND wünschen sich, dass das gesamte Areal um die Gewässer für eine Robustbeweidung eingezäunt wird.
Die Ehrenamtlichen des BUND wünschen sich, dass das gesamte Areal um die Gewässer für eine Robustbeweidung eingezäunt wird. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Ehrenamtliche befreien Teichufer von Buschwerk

Seit 2018 betreuen Kurth und er mit sechs weiteren Mitstreiter den Teich. Zweimal im Jahr befreien sie das Gewässer von Rohrkolben, Erlen- und Weidensprösslingen, damit der Teich nicht verbuscht und den Laichplätzen das nötige Sonnenlicht nimmt. „Das kostet uns immer viel Kraft“, erzählt Wiebke-Martina Kuhrt. Eine Arbeit, die die Naturschützer mit dem Sammeln der Amphibien am Krötenzaun ebenfalls aufgeben wollen, weil die Helfer alle schon älteren Semesters sind.

Außerdem haben sie auch am Teich Amphibien entlang des temporären Krötenzaunes aufgesammelt. Dort soll er die Tiere am Gewässer halten, damit sie dort laichen. Die Ehrenamtlichen setzen täglich Tiere hinein, die versuchen, von außen an den Teich zu gelangen. „Dieses Jahr haben sich dort sehr viele winzige Kammmolche verfangen“, berichtet Schlüter. Diese Art stehe auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

BUND wünscht sich Robustbeweidung

„Sollte die Stiftung den Zaun demontieren, ist nicht nur unsere mehrjährige ehrenamtliche Arbeit und all unsere Ergebnisse zur Farce geworden, sondern auch der hohe finanzielle Einsatz der Unteren Naturschutzbehörde wäre sinnlos gewesen“, mahnt Andreas Schlüter. „Immerhin finanziert diese seit Jahren den Krötenzaun am Wohltorfer Weg. Der alljährlich mit Aufwand auf- und wieder abgebaut wird. Dann wäre alles, auch das ausgegebene Steuergeld, umsonst gewesen.“

Auch interessant:

Schlüter und Kuhrt kritisieren, dass die umliegenden anderen drei Gewässer in der Lohe ungeschützt sind. „Die gesamte Wiese ist zu einer Freizeitfläche geworden“, bemängelt die Börnsenerin. „Hunde und Pferde baden dort, Familien picknicken am Ufer und lassen dort Modellboote schwimmen. Das empfindliche Ökosystem wird gestört.“

Ehrenamtliche rennen offene Türen ein

Die Gruppe der Ehrenamtlichen wünscht sich daher, dass das gesamte Areal eingezäunt und als Weide von Robustrindern genutzt wird, wie bereits andernorts in der Lohe. „Dort funktioniert das sehr gut“, hat Kuhrt beobachtet. „Die Rinder halten die Ufer der Gewässer von der Verbuschung frei und die Amphibien können sich dort ungestört fortpflanzen.“

Die Stiftung Naturschutz ist bemüht, die Bedenken der Ehrenamtlichen zu zerstreuen. Bernd Struwe-Juhl, zuständiger Flächenmanager der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein: „Ich habe überhaupt keine Probleme damit, dass der Zaun rund um das Amphibien-Gewässer bleibt.“ Auch wenn er ursprünglich nur als zeitweise Einfriedung geplant gewesen sei. Er sieht diesen Teich als Gemeinschaftsprojekt von Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, UNB und BUND.

Stiftung bittet um ein offenes Gespräch

„Wenn es Anregungen von den BUND-Ehrenamtlichen für den Amphibien-Schutz auf der Wentorfer Lohe gibt, freuen wir uns, wenn der BUND dazu Kontakt mit uns aufnimmt und wir die Ideen gemeinsam besprechen können“, sagt Jana Schmidt, Sprecherin der Stiftung. „Grundsätzlich sind wir natürlich immer offen für Hand-in-Hand-Projekte für den Naturschutz.“ Wie konkret die Wünsche umgesetzt werden könnten, müsste besprochen werden. Fakt sei, dass die Stiftung bei den meisten Amphibiengewässern so vorgeht, dass sie in einer Weidelandschaft installiert werden, diese häufig eingezäunt und von Robustrindern bewirtschaftet werden.