Wentorf. Verbuschte Teiche, überfahrene Kröten auf dem Parkplatz: Ehrenamtliche Tierschützer fordern Maßnahmen auf der Wentofer Lohe.
Schon von Weitem ist das Konzert auf der Wentorfer Lohe zu hören: Lautes Knarren und Quaken erfüllt die Luft, die dicken, leuchtend grünen Teichfrösche sind im Wasser ebenso zu erkennen wie ein schwarzes Gewimmel kleiner Kaulquappen. Darüber huschen die Wasserläufer hinweg, Libellen mit hellblauem Hinterleib surren durch die Luft – ein Idyll.
Und doch knirscht es zwischen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und der örtlichen, ehrenamtlichen Amphibiengruppe des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Andreas Schlüter, der die Rettung der Amphibien gemeinsam mit Wiebke-Maria Kuhrt koordiniert, erklärt: „Ich kritisiere nicht die Stiftungsarbeit grundsätzlich, die kann ich nicht beurteilen. Aber was den Amphibienschutz betrifft, läuft bei dem in der ehemaligen Panzerwaschanlage entstandenen Gewässer, auf dem Parkplatz nebenan, aber auch an zwei Teichen im Süden der Lohe, die neben dem eingezäunten Krötenteich liegen, für den wir zuständig sind, einiges schief.“ Das erfolgreiche Bild, das die Stiftung von ihrer Arbeit vermittele, stimme so leider nicht.
Wentorfer Lohe: Ehrenamtler sorgen sich um Amphibienschutz
94 Erdkröten, 65 Teichmolche, 16 Frösche und 13 Kammmolche haben die Tierschützer in der vergangenen Saison aus den Eimern hinter dem Krötenzaun am Wohltorfer Weg gesammelt. Schlüters Mitstreiterin Wiebke-Martina Kuhrt, die das Projekt Krötenzaun am Wohltorfer Weg im Jahr 2009 ins Leben gerufen hat, schwärmt besonders von den vielen Kammmolchen, die als besonders gefährdete Art auf der Roten Liste stehen. „Es waren richtig große Exemplare“, berichtet sie. „Außerdem hatten sich auch eine Waldeidechse und seltene Mäuse hinter dem Zaun verfangen.“
Die Amphibien siedeln die Tierschützer in einen eingezäunten Teich im Süden der Lohe aus. Daher nehmen die Zahlen der gesammelten Amphibien am Wohltorfer Weg auch seit Jahren ab. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt Andreas Schlüter. „Das ist eine schöne Bestätigung unserer Arbeit.“ Martina Kuhrt hat in dem Teich schon die seltene Posthornschnecke und Libellenlarven entdeckt. Zweimal im Jahr befreien sie das Gewässer von Rohrkolben, Erlen- und Weidensprösslingen, damit der Teich nicht verbuscht. „Das kostet uns immer viel Kraft“, erzählt Martina Kuhrt.
Verkommt das Areal zum Freizeitpark?
Sie sieht die Nutzung der Lohe als Naherholungsgebiet mit Argwohn: „Zeitweise verkommt die Lohe zum Freizeitpark“, sagt sie empört. „Ich habe schon Leute gesehen, die ihre Kinder auf den Amphibienteichen Spielzeugboote fahren lassen. Einige sind sogar der Ansicht, dass die Fauna erst bei Dunkelheit einen Anspruch auf Ruhe hat. Das ist natürlich Unsinn.“
Jens Quindt, ebenfalls vom BUND, stimmt ihr zu: „Die Arbeit der Stiftung lässt, was den Gedanken an den Naturschutz angeht, leider sehr zu wünschen übrig und überlässt umso mehr Arbeit für uns Ehrenamtliche. Man scheint sich der Idee eines ‘Naherholungsgebietes’ verpflichtet zu fühlen; sicher auch berechtigt, aber nicht auf dieser Fläche und schon gar nicht ohne regelnde Eingriffe.“ Er hat Hunde und Pferde beobachtet, die in den benachbarten Teichen baden.
Vorwurf: Parkplatz mit Tierschutz unvereinbar
Jahrelang hat die Gruppe dafür gekämpft, dass der Parkplatz während der Wanderzeiten der Amphibien ab 20 Uhr gesperrt wird. „Ich bin 2018 das erste Mal abends auf diesem Parkplatz gewesen und habe das Desaster gesehen“, erzählt der Aumühler Andreas Schlüter.
„An manchen Abenden ist die betonierte Fläche mit den Fröschen und Kröten übersät, es müssen an die 200 Tiere sein. Es werden sinnloserweise auf dem Gelände der Lohe mehr Amphibien überfahren und getötet, als wir am Wohltorfer Weg einsammeln“, kritisiert der Tierschützer. Hinzu komme, dass die Jäger mit ihren Pkw auch während der Krötenwanderzeiten mit dem Pkw zu ihren Hochsitzen nach Börnsen fahren würden.
Untere Naturschutzbehörde: „Kritikpunkte treffen größtenteils zu“
„Wir haben jahrelang den Parkplatz abends mit Flatterband und einer Kette abgesperrt und der Waldkindergarten hat ihn morgens wieder geöffnet“, berichtet der Tierschützer aus Aumühle. Er habe auf seine Kosten ein Plakat aufstellen lassen, das die nächtliche Sperrung erkläre.
Laut der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Herzogtum Lauenburg sind die angesprochenen Kritikpunkte größtenteils zutreffend. Die UNB fördere den ehrenamtlichen Amphibienschutz vor Ort, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert: „Die Ehrenamtler investieren viel Zeit und Mühe in den Schutz der Amphibien. Für sie ist es verständlicherweise frustrierend zu sehen, dass die Lebensräume der gerade geretteten Tiere nicht entsprechend durch den Flächeneigentümer geschützt werden.“ Auch aus Sicht der UNB bestehe insofern Nachbesserungsbedarf. Das Amphibien-Umsiedlungsprojekt am Wohltorfer Weg sei als befristetes Projekt angelegt und konnte bereits eine große Zahl an Amphibien umsiedeln.
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Bewusste Zugeständnisse der Stiftung an die Wentorfer
Bernd Struwe-Juhl, Mitarbeiter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, betreut die Lohe bereits, seitdem sie vom Bund an die Stiftung übergeben worden ist. Er kenne die Kritik bereits und habe wiederholt erklärt, warum die Stiftung so handele: „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, die ehemalige Panzerwaschanlage verbuschen zu lassen, weil sie uns wegen des benachbarten Parkplatzes als Amphibiengewässer ungeeignet scheint“, erläutert er. „Für die Stellflächen gibt es leider keine Alternative, weil wir 2013 im zwei Jahre währenden Bürgerbeteiligungsprojekt mit 150 Teilnehmenden vereinbart haben, dass wir an die Bürger Zugeständnisse machen und auch die Nutzung der Lohe als Naherholungsgebiet zulassen.“
Aus demselben Grund sollten auch die beiden Amphibiengewässer nicht eingezäunt werden. „Sie werden von Juni bis September durch Schafbeweidung von Bäumen und Schilf frei gehalten“, sagt Struwe-Juhl. „Wir haben insgesamt 13 von 15 Gewässer auf der Lohe eingezäunt. Diese letzten sollen zugänglich bleiben. Dass dort Hunde baden, finden wir auch nicht gut. Unsere Ranger versuchen, die Hundebesitzer dafür zu sensibilisieren.“ Allerdings könnten sie nicht immer vor Ort sein. Botanisch habe sich das Gelände gut entwickelt. „Und die Teiche funktionieren auch als Amphibiengewässer“, hat Bernd Struwe-Juhl beobachtet.