Lauenburg. Statiker haben den Elbhang untersucht und vor weiteren Abbrüchen gewarnt. Was bedeutet das für die Bewohner in den Gebäuden darüber?
Als am 14. Februar der Elbhang in Lauenburg gegenüber der Schleuse ins Rutschen kam, ahnte wohl niemand, welche Folgen das Geschehen für die Kommune haben würde. Aus der umgestürzten Eiche quer über der Hafenstraße (B209) wurde ein Naturereignis, das Fachleute noch lange beschäftigen wird und Kosten verursacht, die heute noch niemand abschätzen kann.
Auf das Urteil der Experten vom Büro Lehners & Wittorf aus Lübeck am Dienstag (27. Februar) hatte die Stadt große Hoffnung gesetzt. Doch die hatte sich nach der Begutachtung durch die Statiker zerschlagen: Der Berg droht besonders bei Regenwetter weiter abzurutschen. Mit mulmigem Gefühl dürften die Bewohner der beiden Häuser oberhalb des Erdrutsches diese Nachricht zur Kenntnis genommen haben. Neben und unter ihren Häusern ist inzwischen eine Fläche von 6000 Quadratmetern gerodet worden, um den Hang zu entlasten. Ein reine Vorsichtsmaßnahme, es drohe keine unmittelbare Gefahr, hieß es bisher.
Erdrutsch an B209: Sind die Häuser am Hang wirklich sicher?
„Natürlich hat der Statiker auch Sicherheit der beiden Häuser beurteilt. Aktuell müssen die Bewohner nichts befürchten “, versichert Bauamtsleiter Christian Asboe. Die Wohngebäude am Mühlenberg 22 und 24 mit Blick auf die Schleuse wurden 1995 errichtet, mit allen Genehmigungen, die dafür nötig sind. „So und an dieser Stelle würde man heute nicht mehr bauen“, räumt er ein. Die Gebäude stehen derzeit nur wenige Meter von der großen Abbruchkante entfernt.
Allerdings, auch das ist mittlerweile klar: Wenn es darum geht, den Elbhang dauerhaft zu sichern, müssen auch die beiden Wohngebäude einbezogen werden. Wie diese Lösung am Ende aussehen wird, ist derzeit noch völlig unklar. Eine Überlegung ist, mittels Stahlgittern, die mit Steinen beschwert werden, den Hang zu halten. In früheren Zeiten behalfen sich die Lauenburger damit, dem Hang durch das Anlegen von Terrassen mehr Stabilität zu verleihen. Das ist an manchen Stellen hinter den Häusern auf der vom Wasser abgewandten Seite der Elbstraße zu sehen. Auch diese Variante käme infrage. Die radikalste Lösung wäre es, den sandigen Elbhang an dieser Stelle weitgehend abzutragen.
Hangsicherung wird Monate in Anspruch nehmen
Was allen Möglichkeiten gemeinsam ist: Sie sind teuer. Die Eigentumsverhältnisse vor Ort sind kompliziert. Im Dezember 2021 beschloss die Stadtvertretung, den sogenannten Butterberg einem Berliner Eigentümer als ökologische Ausgleichsfläche abzukaufen. Nicht allerdings die Hangfläche davor, an der der Abrutsch passierte. „Dieses Grundstück ist herrenlos. Die Eigentümer haben es seit Jahren aufgegeben. Insofern werden wir wohl auf den Kosten sitzenbleiben. Wie hoch die sein werden, kann ich noch gar nicht abschätzen“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe.
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Bürgermeister Thorben Brackmann schrieb in einer Lauenburger Facebookgruppe von einer „großen schlechte und einer kleinen guten Nachricht“, die er zu überbringen hätte. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund. „Bis eine nachhaltige und dauerhaft wirksame Hangsicherung aufgebracht werden kann, werden noch mehrere Monate vergehen“, kündigte er an. Jetzt ginge es zunächst um eine provisorische Sicherung, die es ermögliche, die Bundesstraße zumindest halbseitig freizugeben. „Der Plan ist es, durch ein großes Netz den Hang provisorisch zu sichern und durch zwei Reihen Big Bags die Sicherheit für den Straßenverkehr zu gewährleisten.“ Mit der einseitigen Freigabe der Hafenstraße sei aber frühestens nächste Woche zu rechnen.
Seine „kleine gute Nachricht“ bezog sich auf die Freigabe des Weges zu den Fährtreppen. Auf dem Hang konnten am vergangenen Freitag die Wurzeln einen mächtigen Baum nicht mehr im Erdreich halten. Drei Tage lang musste die Fußgängerverbindung zwischen Schloss und Altstadt gesperrt werden.