Schwarzenbek. Viele Kinder haben Deutsch-Defizite, auch Muttersprachler. Nur die Kita St. Elisabeth macht in Schwarzenbek ein spezielles Angebot.
Neun Kitas gibt es in Schwarzenbek, aber nur eine bietet eine intensive Sprachförderung an. „Das ist eigentlich zu wenig. Aber wir sind froh, dass es bei uns dieses Angebot gibt“, sagt Christina Bethien, Leiterin der Kita St. Elisabeth am Verbrüderungsring. Mit 200 Plätzen in zehn Gruppen ist diese Einrichtung die größte in der Europastadt. Angesiedelt im Stadtteil Nordost mit einem hohen Mietwohnungsanteil ist der Anteil der Flüchtlingskinder hier auch mit am größten. Gerade in den Vormittagsgruppen hat mehr als jedes zweite Kind einen Migrationshintergrund. Aber es sind nicht nur Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, denen das Sprechen schwerfällt. „Es gibt viele Familien, in denen bereits morgens der Fernseher läuft. Hinzu kommt die intensive Nutzung von sozialen Medien und Computerspielen, die sich negativ auf die Sprachkompetenzen auch von deutschsprachigen Kindern auswirken. Auch hier greift die alltagsintegrierte Sprachförderung“, sagt Claudia Kaufmann-Tiedemann (54), die als Sprachfachkraft in der Kita arbeitet.
In den Vormittagsgruppen spricht jedes zweite Kind kein Deutsch
Um die Probleme abzumildern, hat Familienministerin Aminata Touré (Grüne) im vergangenen Jahr ein Förderprogramm für 230 Kitas in Schleswig-Holstein aufgelegt, die eine besondere Sprachförderung anbieten. Sieben Millionen Euro hatte das Land im Sommer 2023 investiert, nachdem sich der Bund aus der Förderung von Sprachkitas zurückgezogen hatte. „Wir sorgen dafür, dass Kinder von Anfang an faire Chancen auf eine gute sprachliche Entwicklung haben“, so die Grünen-Politikerin. Allerdings ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, denn es gibt mehr als 1800 Kitas im nördlichsten Bundesland und Situationen wie in Schwarzenbek, wo nur eine von neun Kitas Sprachförderung anbieten, sind nicht selten.
Sprachkitas sind ein wichtiger Baustein für die Integration
Dabei ist die Sprachkita ein wichtiger Baustein für die Integration. „Wir haben viele Kinder aus Syrien und Afghanistan aber auch aus der Ukraine und andere Nationen hier. Deutsch wird für diese Kinder schnell ein Mittel der Kommunikation untereinander, wenn nicht zu viele Kinder einer Nationalität in einer Gruppe sind“, sagt Claudia Kaufmann-Tiedemann. Denn es liegt schon im eigenen Interesse der Kinder, dass sie sich untereinander verständlich machen können. Die gewünschte Mischung möglichst unterschiedlicher Nationalitäten in einer Gruppe kann aber nicht immer gewährleistet werden, räumt die Sprachexpertin ein.
„Da auch Flüchtlingsfamilien ihre Kinder regulär hier anmelden müssen und die Plätze gemäß der Warteliste verteilt werden, können viele Kinder aber auch schon ein bisschen Deutsch, weil sie schon längere Zeit hier sind und die Eltern mitunter bereits Sprachkurse besuchen. Das macht die Arbeit dann einfacher. Es kommen aber auch Kinder, die gar kein Deutsch können“, sagt die 54-Jährige. Bei der Vermittlung der deutschen Sprache setzt Claudia Kaufmann-Tiedemann auf zahlreiche Hilfsmittel wie Bilderbücher oder verschiedenste Gesellschaftsspiele oder Handpuppen - und natürlich auf die Unterstützung der Erzieherinnen in der Kita.
Deutsch lernen mit Bilderbüchern und Gesellschaftsspielen
„Wir führen die Kinder unter anderem über Bilderbücher, die den Kitaalltag zeigen, an die Sprache heran. Aber auch den Eltern können wir so über die Sprachbarrieren hinweg zeigen, was ihre Kinder hier erwartet“, sagt die Sprachfachkraft. Hinzu kommt, dass alle Tätigkeiten in der Kita vom Händewaschen über die Spiele und Aktivitäten bis hin zum Essen sprachlich begleitet werden. Auch zahlreiche Gesellschaftsspiele dienen der Vermittlung der deutschen Sprache. „So werden die Kinder spielerisch an die Sprache herangeführt. Wichtig ist es dabei, auch Frustmomente zu vermeiden“, so die 54-Jährige. Denn sonst können Kinder leicht in eine Verweigerungshaltung verfallen.
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Wichtig ist auch, den Kindern zu zeigen, dass ihre eigene Sprache genauso wichtig ist wie Deutsch. „Sie wachsen zweisprachig auf, das ist toll. Und das zeigen wir den Kindern auch“, so Claudia Kaufmann-Tiedemann. Am Ende der Kindergartenzeit sind dann viele Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund so weit, dass sie am Unterricht in der Grundschule weitgehend ohne Probleme teilnehmen können. „Es ist unser Ziel, die Kinder schulfähig zu machen“, so Claudia Kaufmann-Tiedemann - ein wichtiger Baustein für eine gelungene Integration.