Schwarzenbek. Viele Abiturienten hätten noch keinen Plan, weiß Kristin Krause, seit 1. Februar Chefin am Gymnasium Schwarzenbek. Das will sie ändern.
Es gibt viele Chancen auf dem Arbeitsmarkt – gerade jetzt in Zeiten, in denen fast alle Branchen um Mitarbeiter konkurrieren. Trotzdem wissen viele Gymnasiasten am Ende ihrer Schulzeit nicht, was sie danach machen wollen. Das will Kristin Krause ändern.
Seit wenigen Tagen ist die 48-jährige Pädagogin neue Leiterin des Gymnasiums Schwarzenbek mit 860 Schülerinnen und Schülern sowie rund 60 Lehrern. Einen Baustein in diesem Konzept gibt es bereits seit zwei Jahren. Am Freitag, 16. Februar, ging die Berufsmesse mit 30 Firmen im Forum der Europaschule in eine neue Auflage. Das Angebot richtet sich am Gymnasium speziell an Neuntklässler, weil für die dann die Berufsorientierung und die Praktika beginnen.
Die Berufsmesse ist ein erster Schritt für eine bessere Orientierung
„Das ist ein gutes Konzept, aber trotzdem wissen viele Schüler zum Abitur immer noch nicht genau, was sie machen wollen. Ich denke über weitere Formate nach, mit denen wir ihnen bei der Ideensuche helfen können“, sagt Krause, die in den vergangenen 13 Jahren an der Lauenburger Albinus-Gemeinschaftsschule Koordinatorin für die fünften und sechsten Klassen sowie für die Ganztagsangebote war.
Lauenburg bleibt ihr Wohnort, gemeinsam mit Ehemann Dirk, der an der Grund- und Gemeinschaftsschule in Schwarzenbek unterrichtet, kann sie dann den Weg zur Arbeit antreten. Allerdings in getrennten Autos, weil eine Schulleiterin vermutlich länger im Büro bleibt als ein Lehrer im Klassenzimmer.
Kooperationen mit Universitäten und Netzwerk mit Politik geplant
Die 48-Jährige plant unter anderem Kooperationen mit Universitäten, um Wissenschaftsabende für die Schüler anbieten zu können. Es soll aber auch Podiumsdiskussionen zu den unterschiedlichsten gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Themen in der Schule geben. Dabei setzt die Deutsch- und Sportlehrerin auch auf ein Netzwerk mit der Kommunalpolitik und der Verwaltung.
Aber auch ehemalige Schüler sollen ran, um den Gymnasiasten Tipps zu geben. „Es wäre gut, wenn wir die Schule ein oder zwei Mal im Jahr für Ehemalige öffnen und sie mit den aktuellen Schülern ins Gespräch bringen. Das kann bei der Ideenfindung für den Beruf helfen und schafft eine Bindung zum Gymnasium über die Schulzeit hinaus“, so die Pädagogin.
Zusammenarbeit mit dem TSV soll ausgeweitet werden
Ausweiten möchte sie auch gerne die Zusammenarbeit mit dem TSV Schwarzenbek, der gleich nebenan an der Buschkoppel seinen Sitz hat. Bereits jetzt sind viele Tischtennisspieler, die im Leistungszentrum des Landessportverbands an der Buschkoppel trainieren, Schüler des Gymnasiums. „Wir fördern das, weil Sport gut für die geistige Entwicklung und den Teamgeist ist. Es wäre durchaus wünschenswert, solche Kooperationen auf andere Sportarten auszuweiten“, betonte die ehemalige Leistungssportlerin (Leichtathletik), die am Donnerstag, 15. Februar, offiziell mit einem Festakt als Schulleiterin des Gymnasiums in ihr Amt eingeführt wurde.
Bürgermeister Norbert Lütjens als Schulträger zeigte sich erfreut über die Tatsache, dass es einen nahtlosen Übergang in der Schulleitung gegeben hat. Birgit Roschlaub wurde Ende Januar nach fast elf Jahren an der Spitze des Gymnasiums verabschiedet, Kristin Krause trat ihre Nachfolge bereits am 1. Februar an. „Kontinuität ist wichtig, denn uns liegt sehr viel an unserem Gymnasium. Digitalisierung war ein großes Thema, aber damit sind wir auf einem guten Weg. Jetzt geht es um die Einführung eines Kabinettsystems, auch das hat für uns Priorität“, betonte der Verwaltungschef.
Kabinettsystem soll den Unterricht revolutionieren
Denn der Unterricht am Gymnasium ist bereits jetzt anders als in anderen Schulen und soll sich noch weiter ändern. „Bei uns hat die Schulstunde nicht 45 Minuten, sondern 60. Außerdem kommen die Lehrer nicht mehr in die Klassen, sondern die Schüler zu den Lehrern. Dafür brauchen wir andere Möbel“, so Kristin Krause. Das Kabinettsystem setzt voraus, dass die Schüler auch auf den Fluren Sitzgelegenheiten haben oder sich in den Pausenräumen aufhalten können, um eigenständig zu lernen.
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Denn eigene Klassenzimmer haben sie dann nicht mehr. So ähnlich funktioniert das mit sogenannten Lerninseln auch im dänischen Aarhus, wo sich eine Delegation aus Schwarzenbek im vergangenen Jahr Anregungen für einen modernen Unterricht und den Neubau der beiden Grundschulen geholt hat. „Die Möbel kommen, sie sind zum Teil auch schon da. Sie müssen nur noch in die Schule kommen“, versprach Lütjens.
Gymnasium will sich europaweit engagieren
Zugleich warb er dafür, dass das Gymnasium als Europaschule sich auch noch stärker in die Arbeit der Europastadt bei der Verschwisterung einbringen könnte. In diesem Punkt sagte Kristin Krause spontan ihre Mitarbeit zu. „Es stehen schon bald die Schüleraustausche mit Sierre in der Schweiz und Kartuzy in Polen an. Wir werden aber auch gerne bei den Vorbereitungen für die Jumelage in 2025 dabei sein und uns etwas einfallen lassen“, sicherte die Rektorin zu.
Was ebenfalls ansteht, sind bauliche Veränderungen, wie der stellvertretende Schulleiter Peter Krull anmahnte. „Wir warten auf die Solaranlage auf unserem Dach. Die Begutachtung hat ergeben, dass unser Dach für die Stromgewinnung sehr gut geeignet ist. Wenn wir dann genug grünen Strom erzeugen, können wir an die Klimatisierung der Klassenräume gehen. Hier ist es im Sommer sehr heiß. Das hindert die Schüler nachmittags am Lernen“, sagt Krull.