Geesthacht. Geesthacht. Zu viele Bausünden? Die SPD kritisiert „unpassende“ Bebauung in der Innenstadt, will mehr Einfluss nehmen.

Die Politik will mehr Einfluss auf das Stadtbild nehmen: Auf Vorschlag der SPD wird sich der Planungsausschuss in den kommenden Monaten damit befassen, welche Art der Bebauung sich die Politik für die weitere Innenstadtverdichtung vorstellen kann – und vor allem, welche nicht. Auslöser für die Debatte ist ein Neubau an der Hegebergstraße, der den Sozialdemokraten gar nicht passt.

Weil es für das Gebiet keinen Bebauungsplan (B-Plan) gibt, gilt für die Bebauung des Grundstücks Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Laut diesem müssen sich Neubauten „in den Bestand in der Nachbarschaft einfügen“ – eine schwammige Formulierung, die zunächst viele Auslegungsmöglichkeiten bietet.

Baugesetzbuch fordert keine uniforme Bebauung

Doch beim genaueren Hinsehen wird deutlich: Berücksichtigt werden müssen für die Bewertung, ob etwas ins Umfeld passt, in erster Linie die Art des Baus (Wohn- oder Gewerbebebauung), das Maß (Gebäudehöhen, Geschossanzahl), die Bauweise (offen oder geschlossene Front) und der Anteil der überbauten Fläche. „Das Merkmal ,einfügen’ heißt aber nicht, dass das Gebiet uniform aussehen muss. Die Gebäude können unterschiedlich aussehen – solange sie ins Gesamtbild passen“, erklärte eine Sprecherin des Eigentümerverbands „Haus und Grund“ auf Nachfrage.

Sie betont, dass nicht der subjektive Geschmack einzelner entscheidend sei. „Der Paragraf 34 kann nicht viel weiter gehen als ein Bebauungsplan – und in diesen werden Dinge wie die Fassadenfarbe und die Dachform gewöhnlich nicht geregelt, auch wenn das über eine zusätzliche Gebietssatzung möglich wäre“, sagte die Haus- und Grund-Sprecherin.

Kritik an Flachdach und weißer Fassade

Gerade an diesen optischen Elementen entzündet sich aber die Diskussion in der Lokalpolitik. „Der Bestand ist dort vor allem durch rote Mauersteine und Spitzdächer geprägt, während der Neubau ein Flachdach und eine weiß verputzte Fassade bekommen hat“, thematisierte Karla Rohde (SPD) ihr Problem mit der Hegebergstraße. Sie möchte von der Verwaltung nun wissen, wie die Bauaufsicht dieses Projekt in dieser Form genehmigen konnte.

Ähnliche Probleme hat Petra Burmeister (ebenfalls SPD) ausgemacht. Sie kritisiert, dass der Neubau am „Gelenk“ im Quarre zwischen Bergedorfer Straße, Sandstraße, Hafenstraße und Kurzer Weg genauso dicht an der Straße steht wie der Altbau. „Ich hätte mir gewünscht, dass dort die Chance genutzt wird, die Fassade zurückzusetzen, um mehr Platz auf dem Gehweg zu schaffen“, sagte sie.

Mehr Hinweise von der Verwaltung erwünscht

„Der Bestand sollte ja eigentlich erhalten bleiben, daraus entstanden dann die verschiedenen Konzepte“, erläuterte Bauamtsleiter Peter Junge. In dem Zusammenhang seien auch die Baufenster festgelegt worden. „Klar kann man das im Nachhinein als ungünstig empfinden“, sagte Junge.

Petra Burmeister berichtete, sie wünsche sich von der Verwaltung für die Zukunft, mehr für solche Fälle sensibilisiert zu werden. „Ich möchte so einem Plan nicht noch einmal zustimmen“, machte sie ihren Unmut deutlich.

Auf SPD-Vorschlag sollen nun realisierte Neubauten angeschaut werden. Burmeister: „Ich denke, an eine Art Checkliste, die wir dann bei künftigen Planungen abhaken können, was uns als gut und nicht so gut wichtig ist.“