Geesthacht. Nicht nur für Antragsteller werden die Zeiten härter. Auch für den SoVD Geesthacht, der dringend Kandidaten für den Vorstand sucht.

Jährlich zum Ende des Jahres erscheint das Schwarzbuch des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) über besonders krasse Fälle aus dem Sozialrecht. Ein Rentner etwa, schwer an Diabetes erkrankt mit Amputationen des Unterschenkels auf der einen Seite und des Vorfußes auf der anderen, beantragte bei seiner Kasse die höchste Pflegestufe. Die lehnte ab. Begründung: Der Mann könne noch Treppen steigen. Der Fall landete beim SoVD, der sich bis zum Gang vors Sozialgericht für seine Mitglieder einsetzt

Auch Waltraud Schymura und Anne Niemand vom Büro des SoVD in Geesthacht in der Rathausstraße 34 können ein Lied singen von Fällen, bei denen die Krankenkassen mauern. Aus Sicht des SoVD viel zu oft zu Unrecht. „Wir vertreten gerade eine ältere Dame, sie hat nach einem Herzinfarkt einen Antrag für die Erhöhung ihres Pflegestufengrades von eins auf zwei gestellt“, erzählt Waltraud Schymura. Und genau diesen Satz habe sie auch bei der Ablehnung zu hören bekommen: Sie könne noch Treppen steigen. Ein Standardspruch mittlerweile?

Sozialverband kritisiert Krankenkassen – Anträge würden viel zu oft abgelehnt

„Sie kann keine Treppe mehr steigen“, sagt Anne Niemand bestimmt. Sie kennt die Seniorin. Es war die dritte Ablehnung, der SoVD hat Widerspruch eingelegt. „Sie lehnen aus Prinzip erstmal ab, es will keiner mehr Verantwortung übernehmen, so kommt es einem vor“, sagt Anne Niemand nicht ohne Verbitterung.

Der SoVD merkt es an den Mitgliederzahlen, dass die Zeiten härter werden für Antragsteller. Und das immer weniger durchblicken bei den Gesetzen und Verordnungen im Sozialrecht. Der SoVD, ein engetragener Verein, hat bundesweit etwa 600.000 Mitglieder, im Landesverband Schleswig-Holstein sind mehr als 16.000 Mitglieder und im Ortsverein Geesthacht sind es 1169 Mitglieder.

Die Beratung in sozialrechtlichen Fragen ist für SoVD-Mitglieder kostenlos

Für die Beratung in allen sozialrechtlichen Fragen steht den Mitgliedern ein dichtes Netz an Beratungsstellen zur Verfügung, in Geesthacht ist das Büro jeden Dienstag von 13 bis 17 Uhr für persönliches Vorsprechen besetzt. Wenn möglich, sollte unter Telefon 04152/885 36 73 angerufen werden, um einen Termin abzusprechen. Wichtig: Hier geht es zunächst um die Aufnahme von Fällen. Für eine Rechtsberatung und alle weiteren Schritte sorgt ausschließlich ein SoVD-Rechtsanwalt.

„Bei einem Antrag auf Schwerbehindertenausweis und Pflegestufe können wir hier vor Ort schon mal weiter helfen, alles weitere, wo wir nicht weiterhelfen können oder dürfen, leiten wir an unsere Kollegen und Kolleginnen im SoVD-Kreisverband Mölln weiter“, erklärt Waltraud Schymura. „Der SoVD ist eine Solidargemeinschaft und somit beraten wir unsere Mitglieder kostenlos. Es fallen dann Pauschalen an, wenn wir darüber hinaus tätig werden. Das Geld erhalten die Mitglieder allerdings zurück, wenn wir ihr Recht durchsetzen.“

Im April muss ein neuer Vorstand gewählt werden

Durchweg kostenfrei ist es für Mitglieder, die seit mehr als zehn Jahren im Verband sind. Empfänger von Grundsicherung im Alter oder Erwerbsminderung sind ebenso von der Pauschalen befreit, darüber hinaus kann ein Antrag auf Härtefall gestellt werden.

Wie bei Vereinen rechtlich notwendig, muss der Vorstand regelmäßig durch die Mitgliederversammlung gewählt werden. Die nächsten Wahlen für den Geesthachter Ortsverband stehen am Freitag, 12. April, auf der Jahresversammlung an. Dringend gesucht werden engagierte, ehrenamtliche Mitglieder. Wer Interesse hat, kann sich bis zum 10. März mit einem kurzen Schreiben bewerben.

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Zu besetzende Posten sind die Stellvertretung der 1. Vorsitzenden und der Schatzmeisterin, die Schriftführer und Stellvertreter, die Stellvertretung der Frauensprecherin, zwei Mitglieder als Beisitzer und zwei Mitglieder in der Revision. Darüber hinaus wird zur Unterstützung im Ortsverein ein Mitglied mit Computerkenntnissen benötigt. „Gerne können wir uns auch mal im Vorfeld treffen und alles persönlich besprechen“, bietet Waltraud Schymura an.

Die Suche nach Kandidaten hat einen ernsten Hintergrund. Ohne vollständig besetzten Vorstand kann im äußersten Fall die Auflösung des lokalen Ortsvereins drohen, trotz der guten Mitgliederzahlen. Dann würde er aufgeteilt und zusammengelegt mit Ortsverbänden aus der Nachbarschaft. So weit, finden Waltraut Schymura und Anne Niemand, sollte es nicht kommen.

Mehr Informationen unter sovd.geesthacht@t-online.de