Ratzeburg / Geesthacht. Der Kreisseniorenbeirat kritisiert den wachsenden Ärztemangel und die schwindende Versorgung mit Pflegeplätzen im Herzogtum Lauenburg.

In vielen Städten und Gemeinden wird noch dafür geworben, einen örtlichen Seniorenbeirat ins Leben zu rufen, auf Kreisebene ist das Gremium bereits gewählt. Einen Bericht mit Kritik an Gegebenheiten wie schwindender ärztlicher Versorgung, Pflegenotstand, schwachem öffentlichem Personennahverkehr und einigem mehr gibt der Vorsitzende im Kreis-Sozialausschuss im Berufsbildungszentrum Mölln (Trakt C, Kerschensteinerstraße 2). Die öffentliche Sitzung beginnt Donnerstag, 25. Januar, um 18 Uhr.

Vorzeitige Entlassungen aus Klinik überfordern Pflegedienste

Der Beirat ist von 15 auf nur noch neun reguläre Mitglieder geschrumpft. Der Umstand ist nicht allein der schwindenden Bereitschaft zuzuschreiben, sich zu organisieren. Tatsächlich wollten sich 18 Menschen über 60 Jahren zur Wahl stellen. Der Vorstoß, daraus 15 ordentliche Mitglieder zu wählen, war im Kreistag jedoch auf Ablehnung gestoßen: Jedem Mitglied soll eine Vertreterin oder ein Vertreter zugeordnet sein.

Aus Sicht von Reinhard Vossgrau (80), Vorsitzender des Kreisseniorenbeirats, eine folgenschwere Fehleinschätzung. „Viele, die antreten, möchten etwas bewegen. Und nicht in der zweiten Reihe warten, ob oder wann sie zum Zuge kommen.“ Zwei Vertreter seien bereits zurückgetreten, weil sie nicht genug Mitwirkungsmöglichkeiten für sich sahen.

Der Ärztemangel verschärft sich weiter

Dabei sei wichtig, viele Aktive zu gewinnen, um zumindest die vorrangigen Themen voranzutreiben. Für Vossgrau zählen dazu der schwache öffentliche Nahverkehr in der Fläche und der fortschreitende Ärztemangel: „Im Raum Geesthacht fehlen schon heute elf Hausärzte. Und nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung ist dies erst der Anfang einer verhängnisvollen Entwicklung.“

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Schließungen von Pflegeeinrichtungen und Kliniken, drohten die Situation weiter zu verschärfen. Hinzu komme der Mangel an Plätzen für Kurzzeitpflege. „Von den wenigen Plätzen sind dann noch einige vollzeit besetzt“, dies rechne sich besser für die Einrichtungen.

Blutige Entlassungen überfordern ambulante Pflege

Der Trend, Patienten viel zu früh aus Krankenhäusern zu entlassen, müsse eingedämmt werden: „Wir verurteilen blutige Entlassungen nach Operationen. Umso mehr, als sie sowieso schon überforderte ambulante Pflegedienste zusätzlich belasten.“ Der Seniorenbeiratsvorsitzende möchte den Kreis künftig stärker in die Verantwortung nehmen, etwa über regionale Pflegekonferenzen: „Sie können Ratschläge entwickeln und an die Politik weitergeben.“