Lauenburg/Büchen. Etwa 1400 Flüchtlinge sollen die Kommunen im Kreis 2024 unterbringen. Wie Lauenburg und Büchen es ohne Container schaffen wollen.
Ist weniger wirklich mehr? Viele Menschen denken mit Blick auf Tiny-Häuser an Personen, die sich auf das Wesentliche in ihrem Leben konzentrieren wollen, dafür als überflüssig empfundenen Ballast abwerfen. Dass kleine, dennoch komplett ausgestattete und häufig zudem mobile Unterkünfte auch gut geeignet sind, Flüchtlingen eine Bleibe zu bieten, spricht sich derweil in Deutschland herum. Das Amt Büchen hat die ersten vier Mini-Häuser aufgestellt und hat weitere bestellt. Es sucht zugleich weiter Menschen, die der Kommune Wohnraum für die Unterbringung vermieten oder verkaufen. Auch die benachbarten Städte Lauenburg und Schwarzenbek sind auf der Suche.
Amt Büchen stellt Tiny-Häuser für Flüchtlinge auf
Ohne zusätzlichen Wohnraum für Geflüchtete wird es auch 2024 nicht gehen. Dank guter Planung ist der Kreis Herzogtum Lauenburg bislang gut aufgestellt. Für das laufende Jahr rechnet er mit etwa 1400 Flüchtlingen, die Städte, Gemeinden und Ämter werden unterbringen müssen.
Lauenburg konnte bislang auf Container-Unterkünfte verzichten, im Amt Büchen werden drei kleinere betrieben, eine davon in Siebeneichen. Auf weitere wollen beide Städte wie auch das Amt Büchen möglichst verzichten. Nachbarn zeigen sich meist wenig begeistert, werden in ihrer Nachbarschaft Massenunterkünfte in Containern geplant. Schwarzenbek leidet zudem unter einem akuten Mangel verfügbarer Flächen, hat schon Probleme, Platz für dringend benötigte neue Kitas zu finden.
Kommunen planen ohne weitere Containeranlagen
Die Tiny-Häuser in Büchen „reichen bei Weitem nicht aus, um allen Geflüchteten im Amt eine Unterkunft zu sichern“, informiert Pressesprecherin Kristina Kriegs. Wer Räumlichkeiten zur Miete oder zum Kauf anbieten wolle, kann sich telefonisch an die Liegenschaft wenden unter 04155/8009-251 oder per E-Mail: lm@amt-buechen.eu. Doch nicht jede Offerte findet Berücksichtigung, nicht jeder Preis werde gezahlt.
Zu den aufgestellten vier Mini-Häusern hat das Amt fünf weitere geordert, erläutert Maria Hagemeier-Klose, zuständig für Umwelt und Planung. „Sie sollen ebenfalls auf der Fläche des ehemaligen Bauhofs in Büchen Platz finden.“ Die dort bereits stehenden Häuschen böten deutlich mehr Privatsphäre als Containeranlagen. Die Tiny-Häuser sind weitgehend eingerichtet, verfügen jeweils über Schlafräume, Küche und Bad.
Fünf weitere Minihäuser sind bestellt
Von Februar an sollen sie bezogen werden können. Bis dahin müssen letzte Arbeiten abgeschlossen werden, etwa die Gebäude komplett an Wasser und Abwasser angeschlossen sein.
Das Amt Büchen hält außer nach Wohnungen und Gebäuden auch Ausschau nach geeigneten Fläche etwa für weitere Mini-Häuser, bestätigt Hagemeier-Klose. Neben mehr Privatsphäre bieten sie weitere Vorteile: „Sie sind flexibler zu errichten als feste Unterkünfte oder auch Containeranlagen.“
Wo sind weitere Flächen für Unterkünfte?
Gut 300 Flüchtlinge hat das Amt Büchen derzeit untergebracht. In den 15 Gemeinden leben 15.300 Menschen. Die Stadt Lauenburg kommt auf gut 12.000 Einwohner und etwa 400 Flüchtlinge. Nur etwa 100 von ihnen fallen noch in die Verantwortung der Stadt.
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„Die Mehrzahl fällt in die Zuständigkeit des Job-Centers, doch das ändert wenig an der Unterbringungssituation“, erläutert Friederike Betge, in der Schifferstadt verantwortlich für Soziales und Bürgerservice. Die Suche nach einer eigenen Mietwohnung gestaltet sich für viele Flüchtlinge überaus schwierig. Ein Grund: „Viele Vermieter sind nicht unglücklich, wenn die Stadt die Miete zahlt“, weiß die Expertin.
Lauenburg kommt ohne Wohncontainer aus
Bis heute kommt Lauenburg ohne Wohncontainer für Flüchtlinge aus. „Wir haben bis heute Eigentümer, die uns Wohnungen anbieten, wir sind dankbar für Offerten“, betont Friederike Betge. Das Ziel bleibe, die Menschen möglichst dezentral unterzubringen: Maximal zehn bis zwölf Menschen an einem Ort helfe, das Konfliktpotenzial zu minimieren.
Dezentrale Unterbringung hilft, Konflikte zu vermeiden
Wie das Amt Büchen fährt auch Lauenburger auf Sicht: „Wir wollen Leerstände vermeiden, die die Stadt Geld kosten.“ Das erfordert andererseits ein großes Maß an Flexibilität.
Betge: „Wir hatten in einem Wohnblock neben der Grundschule zuletzt Ukraine-Fluchtlinie untergebracht, doch das Gebäude soll für die Schulerweiterung abgerissen werden.“ Diese Menschen leben inzwischen in anderen Wohnungen.
Alte Realschule fungiert als Notunterkunft
Die Stadt Schwarzenbek wiederum kann ihre frühere Realschule als Notunterkunft nutzen, wenn die anderen Kapazitäten ausgereizt sind. Vor Jahren für den Zweck hergerichtet, aber zunächst nicht genutzt, sind mehrere frühere Klassenzimmer inzwischen so möbliert, dass hier kurzfristig Flüchtlinge einziehen können.