Büchen. Von der britischen Besatzung bis zum modernen Büchen war ein weiter Weg. Historiker Bohlmann beleuchtet Nachkriegsjahre und Flüchtlingselend.

Kaum ein westdeutsches Bundesland hat nach 1945 einen so starken Bevölkerungszuwachs erlebt wie Schleswig-Holstein. Die Flüchtlinge aus dem ehemaligen deutschen Osten und später auch aus der DDR haben sich höchst unterschiedlich verteilt. Manche Kommunen wuchsen binnen weniger Jahre auf rund die doppelte Einwohnerzahl.

Am Mittwoch, 9. November, geht es in der Priesterkate von 19.30 Uhr darum, wie sich die Gemeinde Büchen von 1945 bis 1961 entwickelt hat, „von der britischen Besatzung zur modernen Wohngemeinde an der innerdeutschen Grenze“. Büchen sähe ohne dies Entwicklung heute anders aus.

Historie Das Luftbild zeigt den Bahnhof Büchen um das Jahr 1950. Schon damals spielte der Halt für die Entwicklung der Gemeinde eine bedeutende Rolle. 
Historie Das Luftbild zeigt den Bahnhof Büchen um das Jahr 1950. Schon damals spielte der Halt für die Entwicklung der Gemeinde eine bedeutende Rolle.  © BGZ | Amtsarchiv Büchen

Flüchtlinge ließen Büchen sprunghaft wachsen

Teils über viele Jahre von den Eingesessenen kritisch beäugt haben die vielen Hunderttausend Menschen, die nach Schleswig-Holstein geflohen waren, ihre Spuren überall im Land zwischen den Meeren hinterlassen. Wie es erst darum ging, die vielen Flüchtlinge zunächst notdürftig unterzubringen und mit dem Nötigsten zu versorgen, spielt in dem Vortrag von Heinz Bohlmann ebenso eine Rolle wie ihre Bedeutung für die weitere Entwicklung.

Forderte diese Zuwanderung aus dem Osten in den Nachkriegsjahren zunächst allen vieles ab, ging es bald auch darum, wie die Menschen aus Pommern und Preußen, aus Mecklenburg und Schlesien in die Gemeinde integriert werden konnten. Die Entwicklung Büchens nach 1945 war jedoch nicht nur von der Zuwanderung vieler Flüchtlinge getrieben. Der wachsende Ost-West-Konflikt, die Gründung der beiden deutschen Staaten und später die innerdeutsche Grenze rückten Büchen immer stärken an den Rand.

Tor zur Freiheit für Kriegsgefangene und Flüchtlinge

Anders als viele andere verfiel die Gemeinde darüber jedoch keineswegs in Agonie. Der nach dem Krieg wieder neu aufgebaute Bahnhof gewann in den 1950er-Jahren immer stärker an Bedeutung, erläutert Historiker Bohlmann. Für viele Spätrückkehrer aus Kriegsgefangenschaft war Büchen der erste Halt im „sicheren Westen“, oder das „Tor zur Freiheit“, wie ein Mahnmal auf dem Bahnhof erinnert. Hinzu kamen viele Aussiedler aus Osteuropa.

Ehrenamtliche der Bahnhofsmission helfen Reisenden beim Umsteigen auf dem Bahnhof Büchen.
Ehrenamtliche der Bahnhofsmission helfen Reisenden beim Umsteigen auf dem Bahnhof Büchen. © Verband der Ev. Bahnhofsmission in der Nordkirche e.V. | Verband der Ev. Bahnhofsmission in der Nordkirche e.V.

Als die Zahl der Zugreisenden aus der DDR immer weiter wuchs, hatte sich in Büchen längst die Bahnhofsmission der evangelischen Kirche etabliert. Mit einer Vielzahl an Ehrenamtlichen übernahm sie die Betreuung der Gäste. Auch wenn Spätaussiedler-Züge und innerdeutscher Grenzverkehr heute längst der Vergangenheit angehören, ist Büchen mit seinem Bahnhof weiter aufs Engste verbunden.

Vortrag ist mit historischen Fotos gespickt

Noch immer stoppen Züge von Hamburg nach Berlin in Büchen, ebenso auf der Strecke von Lübeck nach Lüneburg. Berufspendler nutzen den Bahnhof heute ebenso wie Menschen, die wohnortnah in einen IC nach Berlin steigen wollen. Der Bahnhof Büchen bleibt ein Knotenpunkt.

Karten zum mit vielen Fotos gespickten Vortrag von Heinz Bohlmann kosten 8 Euro. Sie sind erhältlich im Bürgerhaus Büchen, Amtsplatz 1, in Zimmer 1.21. Restkarten gibt es an der Abendkasse.