Lauenburg. Schon vor dem offiziellen Termin ist das Interesse groß. Warum der Mietvertrag der Woolworth-Filiale nur für drei Jahre gilt.
Das Ereignis ist seit Wochen geplant. „Woolworth – Neueröffnung am 11. Januar“ steht in großen Buchstaben auf dem Plakat an der Eingangstür des ehemaligen Rossmann-Gebäudes an der Berliner Straße 16 in Lauenburg. Allerdings klingelt schon am Mittwoch, 10. Januar, ordentlich die Kasse. „Die Leute haben sich die Nase an der Tür platt gedrückt, und oft stand die ja auch auf. Da haben wir einfach schon mal zum Schnupperkaufen eingeladen“, sagt Filialleiterin Jutta Lübberstedt.
Noch sind im Verkaufsraum nicht alle Regale eingeräumt und nicht alle Warenständer gefüllt. Doch das neu zusammengestellte Team im Lauenburger Kaufhaus ist offenbar schon gut aufeinander eingespielt. „Wir waren schneller fertig, als wir dachten, aber jetzt sind alle doch ziemlich aufgeregt“, verrät die Chefin. Es bleibt nämlich dabei: Offiziell wird die Filiale am Donnerstag, 9 Uhr, eröffnet. Neben vielen Sonderangeboten wird es ein paar Überraschungen geben.
Woolworth: Lauenburger stürmen neues Kaufhaus noch vor Eröffnung
Bekleidung, Haushalts- und Dekorationsartikel, Schreib- und Spielwaren, Heimtextilien, Schuh- und Lederwaren – das ist das typische Sortiment einer Woolworth-Filiale. Jutta Lübberstedt kennt sich damit bestens aus. Seit 1986 ist sie in verschiedenen Positionen im Konzern beschäftigt, hat Höhen und Tiefen der Kaufhauskette erlebt. Nach Insolvenz und Schließung vieler Filialen 2009 ist die wirtschaftliche Lage von Woolworth seit Jahren wieder stabil.
„Als es hieß, es geht weiter, war ich gleich wieder mit an Bord. Ich bin mit Woolworth wohl verheiratet. Wie sagt man so schön: in guten wie in schlechten Zeiten“, sagt die 56-Jährige lachend. Als sie gehört hatte, dass für Lauenburg eine Filialleitung ausgeschrieben war, musste sie nicht lange überlegen, auch wenn sie dafür aus Niedersachsen zweimal am Tag über die Elbbrücke pendeln muss.
2016 eröffnete Woolworth das 300. Kaufhaus in Deutschland, drei Jahre später waren es mehr als 400. Das Unternehmen platziert sich als Nahversorger mit Artikeln des täglichen Bedarfs im Einzelhandel. Seit Mitte 2021 betreibt Woolworth rund 480 Kaufhäuser in Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt gab das Unternehmen das Expansionsziel bekannt, mittelfristig bis zu 1000 Standorte in Deutschland betreiben zu wollen. „Das ist schon überholt. Unser Ziel sind jetzt 1500 Filialen“, winkt Merve Karagül ab. Die New Open Managerin für den Bereich Nord will sich am Tag vor der Eröffnung ein Bild von der neuen Filiale in Lauenburg machen.
„Das Team hat hier richtig Gas gegeben“, sagt sie. Das manchmal zu hörende Vorurteil, dass Woolworth ein Ramschladen sei, dürfte übrigens seit vergangenem Jahr entkräftet sein. Das Unternehmen erhielt den wichtigsten Preis der Branche: den German Brand Award 2023. Vorrangig würdigte die Expertenjury damit die Arbeit des Kaufhauses, mit „exklusiven Fashion-Kollektionen eine modebewusste, aber zugleich preissensible Kundschaft anzusprechen“.
Woolworth Lauenburg: 10.000 Produkte auf 570 Quadratmetern
Zurzeit kann die Filialleiterin auf ein Team von zehn festangestellten Mitarbeitern zurückgreifen. Weitere Stellen sind ausgeschrieben. „Die vergangenen Wochen haben uns sehr zusammengeschweißt“, sagt sie. Alle hätten mitgezogen, damit alle Waren in den richtigen Regalen liegen. Aber wie das so ist: Auch am Tag davor ist noch allerhand zu tun. Die Eröffnungsangebote werden erst am ersten offiziellen Verkaufstag in die Regale geräumt. „Die Kunden können hier ordentlich Schnäppchen machen“, verrät die Chefin.
„Das ist eine gute Tradition bei uns, zur Eröffnung bieten wir Markenartikel zu besonders günstigen Preisen an, die sonst nicht dauerhaft im Sortiment sind“, sagt Merve Karagül. Auf etwa 570 Quadratmetern hat Woolworth in Lauenburg die gesamte Produktpalette des Unternehmens im Angebot. „Das sind etwa 10.000 Artikel. Dazu kommt aktuelle Aktionsware“, weiß die Filialleiterin.
Mietvertrag vorerst für drei Jahre abgeschlossen
Mehr als ein Jahr lang stand der alte Rossmann-Markt leer und bot einen trostlosen Anblick. Nach dem Umzug des Drogeriemarktes in den neuen Edeka-Markt auf der anderen Straßenseite kaufte die Stadt das leerstehende Gebäude. Langfristiges Ziel ist es, das Haus abzureißen und die Fläche in die geplante Markttwiete einzubeziehen.
Die Unternehmensgruppe Köhler & von Bargen hatte sich im Investorenauswahlverfahren mit einem kleinteiligen Gebäudekomplex aus Wohnungen und Geschäften durchsetzen können. Doch wann das Projekt umgesetzt wird, steht in den Sternen, die Investoren haben es auf unbestimmte Zeit zurückgestellt. Das hätte zur Folge haben können, dass der ehemalige Drogeriemarkt noch länger leer steht – und einen weiteren unschönen Anblick in der Innenstadt bietet
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Auf der anderen Seite beklagen Bewohner und Gäste der Stadt schon lange, dass es in Lauenburg kaum noch Möglichkeiten für ein Kauferlebnis gibt. „Seit meinem Amtsantritt führen wir Gespräche mit Woolworth. Es ging darum, Leerstand an so prominenter Stelle zu beenden und gleichzeitig für Lauenburg ein neues Angebot zu schaffen“, sagte Bürgermeister Thorben Brackmann nach Abschluss des Mietvertrages, der allerdings nur drei Jahre gilt, da das Gebäude abgerissen werden soll.
Die Expansionsabteilung von Woolworth hätte aber schon signalisiert, sich längerfristig in Lauenburg engagieren zu wollen. „Das wird letztendlich darauf ankommen, ob es dann geeignete Flächen zu für das Unternehmen wirtschaftlichen Konditionen gibt“, so der Bürgermeister.