Bergedorf. In den kommenden Wochen fällt die Entscheidung, was aus Bergedorfs Woolworth am Weidenbaumsweg und 310 weiteren Märkten in Deutschland wird. Insolvenzverwalter Ottmar Hermann plant, nur knapp die Hälfte zu erhalten, will besonders die kleineren Standorte (maximal 500 Quadratmeter Verkaufsfläche) abstoßen.

Während sich Interessenten vor allem um gute Lagen und Woolworth-Märkte mit großen Verkaufsflächen bemühen, herrscht in Bergedorf Verunsicherung. Der Standort war zwar über Jahre der umsatzstärkste in Norddeutschland: Die Strategie Hermanns, günstigere Mieten durchzusetzen, spielt in Bergedorf aber womöglich potenziellen Nachmietern direkt in die Hände.

"Betriebsräte und Ver.di wissen bis heute nicht, wie viele Filialen geschlossen und was mit den Mitarbeitern wird", klagt Ver.di-Sekretär Björn Krings, zuständig für den Hamburger Einzelhandel. Eine Meldung der "taz" von vergangener Woche, dass 150 der 311 Filialen "weiter geöffnet sind", hatte für Irritationen gesorgt. "Wir wissen nichts von geschlossenen Filialen in Hamburg." Ver.di gehe davon aus, dass es an vielen Standorten weitergehe. Krings: "Die Herbst- und Winterware ist bereits geordert."

Das Bankhaus Rothschild ist mit der Suche nach geeigneten Investoren für die "Neue Deutsche Woolworth" betraut. Doch die sind erheblich schwerer zu finden als Interessenten für Standorte: Lidl und Rewe geistern ebenso durch die Wirtschaftsgazetten wie mancher Textildiscounter, Drogerieketten ebenso wie Schuhhäuser.

Zu Details hält sich der Insolvenzverwalter bedeckt. "Das Bieterverfahren läuft, wir haben für fast jede Filiale einen Interessenten, häufig mehrere", sagt Hermann-Sprecher Pietro Nuvoloni. Im Mittelpunkt ständen die kleinen und die sehr großen Märkte: "Wir streben Paketlösungen an. Dabei soll eine möglichst große Zahl an Filialen mit möglichst vielen Mitarbeitern an neue Betreiber vermittelt werden".

Hermanns Zielvorgaben sind auch für die verbleibenden Filialen ambitioniert. "Im zweiten Halbjahr soll die 'Neue Woolworth' schwarze Zahlen schreiben. Die Braut soll hübsch gemacht werden, um die Investorensuche zu erleichtern", sagt Nuvoloni.

Um die Rentabilität zu erhöhen, sollen neben den Miet- auch die Personalkosten reduziert werden. Im Unternehmen werden, "weniger Vollzeitkräfte beschäftigt - dafür mehr Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte". Auch im Sortiment will Hermann den Rotstift ansetzen. Nuvoloni: "Das wird gestrafft, um umsatzschwache Produkte bereinigt. Statt neun wird es dann nur noch vier bis fünf Duschgels geben."