Geesthacht. Nicht alle Proteste der Bauern haben Hamburg als Ziel. Zwei Trosse sorgen für Stress zwischen Geesthacht und Reinbek. Was geplant ist.
Der Plan ist einfach, aber effektiv: Am Morgen des 8. Januar, trifft sich die Treckerkolonne mit bis zu 40 Fahrzeugen beim Hof von Hendrik Stahmer in Dassendorf. Dann geht es den Bornweg runter zum Dassendorfer Kreuz. Dort teilt sich der Tross auf. Ein Teil steuert Geesthacht an und sorgt dort für Verkehrsstörungen, der andere Teil fährt über Wentorf weiter nach Reinbek und zurück. Und dann könnte nichts mehr gehen auf den Straßen.
Die Demonstrationen wütender Landwirte gegen die Sparpläne der Bundesregierung mit den Streichungen von Vergünstigungen beim sogenannten Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für Landwirtschaftsfahrzeuge – sie machen auch vor dem Südkreis nicht halt.
Treckerdemos der Bauern: Auch auf der B5/B404 droht Chaos
Speziell am Montag kommt es landesweit zu längeren Trecker-Korsos, die den Verkehr erheblich beeinträchtigen werden. Die Polizei auf der anderen Elbseite im Landkreis Harburg/Winsen sorgt sich vor einem gänzlichen Stillstand des Verkehrs. Wer Pendler ist und nach Niedersachsen muss: Auch hier ist einiges los.
Ob es so weit auch rund um Geesthacht kommt? Es gibt die angemeldete Demonstration, die in der Kernzeit von 6 bis 16 Uhr unterwegs sein will. Gegen 10.30 Uhr kommt der Tross auf einer Wiese an der Mercatorstraße neben dem Unternehmen Küpper für eine Pause mit Unterstützung von dort ansässigen Firmen zusammen, bevor es wieder weitergeht. Auch die Industrie und das Gewerbe – sie stehen hinter den Bauern.
Wie viele „wilde“ Aktionen hinzukommen, vermag niemand zu sagen
Wo es zudem noch zu Störungen durch spontane, nicht angemeldete Aktionen kommt, kann niemand vorhersagen. Der Kreis hat auf seiner Internetseite (www.kreis-rz.de/index.php) nebst einer Karte zusammengetragen, wo die angemeldeten Behinderungen zu erwarten sind.
Das ist für den Südkreis die Variante ab Dassendorf über die B207 nach Wentorf bis Reinbek, mit Schlossstraße, Bergstraße, Hermann-Körner-Straße, Gutenbergstraße, Kreuzung Edeka Kratzmann Sachsenwaldstraße, Alte Schulstraße und zurück über Reinbek oder Aumühle nach Dassendorf.
Nur die Autobahn selbst soll frei von Treckern bleiben
Die Route ab Dassendorf nach Geesthacht verläuft nach Worth und Hamwarde über Hansastraße und B5/B404 nach Besenhorst und weiter bis zur Kreuzung vor der A25 nach Escheburg, über die Elbbrücke bis Marschacht und zurück. Betroffen sind auch Düneberger Straße, Am Schleusenkanal und die Elbuferstraße bis nach Grünhof-Tesperhude. So gut wie das gesamte Stadtgebiet also. Auf die Autobahn will der Tross hingegen nicht fahren.
In Schwarzenbek steuert eine Gruppe aus Mölln kommend bis zum Kreisel die B207/B209 hinunter und wieder zurück, eine weitere von Schulendorf über die B209 nach Schwarzenbek und weiter über die B207 bis nach Bergedorf. Diese Aktion soll laut Anmeldung aber nur von 6 bis 8 Uhr dauern. Eher ruhig könnte es zugehen zwischen Geesthacht und Lauenburg.
Aktion an der Nordsee wird scharf verurteilt
Die Gruppe aus dem Südkreis um die Landwirte Markus Mayer (Geesthacht/Wiershop), Hendrik Stahmer (Dassendorf) und Carsten Dreves (Fahrendorf) legt Wert darauf, dass die Demonstration in zivilisierten Bahnen abläuft. Die jüngste Aktion an der Nordseeküste, wo Wirtschaftsminister Robert Habeck samt Familie im Urlaub attackiert wurde, kritisieren sie scharf.
Aber auch bei ihnen sitzt der Frust tief. Für die Gruppe, die sie vertreten, sind die jüngsten Sparmaßnahmen die Tropfen, die das Fass mit den Verschlechterungen der vergangenen Jahre nun zum Überlaufen brächten, sagen sie. Dazu zählen auch die zunehmende Bürokratisierung und die Flächenstillegungen.
Bauern setzen auf Diesel – E-Mobilität hat „nicht die Power“
Und nun soll der Diesel nicht mehr subventioniert werden. 21 Cent pro Liter können sich die Landwirte durch einen Antrag beim Zoll zurückerstatten lassen. Ohne diesen Kraftstoff gehe in der Landwirtschaft aber immer noch nichts, beteuern die drei Landwirte. E-Mobilität sei nicht möglich. „Nicht mal ansatzweise“, sagt Carsten Dreves. „Die hat nicht die Power, die wir brauchen“. Niemand hier kann sich einen Mähdrescher mit Batterie vorstellen.
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Sollten die Landwirte mit ihren Protestaktionen bei der Politik auf Granit beißen, würde man sich zusammensetzen, um über weitere Maßnahmen nachdenken. „Im Winter haben die Bauern viel Zeit“, sagt Carsten Dreves. Es könnte also nicht bei den Demonstrationen in der kommenden Woche bleiben.