Geesthacht. Eine Gruppe hatte sich für Donnerstag am Geesthachter Elbanleger zu der verrückten Idee verabredet. Was daraus geworden ist.

Kein Badespaß in Geesthacht. In der Facebook-Gruppe „Geesthachter“ (7500 Mitglieder) hatte ein Nutzer am Mittwochabend gepostet, mit einigen Gleichgesinnten zum Anbaden und Kaffeetrinken beim Anleger in die Elbe zu steigen – voll bekleidet. Um 13 Uhr sammelten sich rund 30 Schaulustige am Menzer-Werft-Platz, um dem Spektakel zu folgen.

Dort war aber niemand im Wasser zu sehen. Der Weg zu den Bänken auf dem überfluteten Schiffsanleger wurde inzwischen mit einem Bauzaun blockiert. Eine der Teilnehmerinnen verkündete vor Ort: „Wir wollten mit Leinen gesichert in die Elbe steigen. Das hat die Stadt aber verboten.“ Dem widerspricht Stadtsprecherin Wiebke Jürgensen: „Ein Verbot seitens der Stadt gibt es nicht. Die Bauzäune wurden jedoch wegen des Hochwassers aufgestellt.“

Über Facebook hatte sich eine Gruppe zum Anbaden verabredet – vollständig bekleidet

Gleichzeitig appelliert sie an die Geesthachter Bürger. In der aktuellen Notsituation sei es aus Sicht der Stadtverwaltung bedenklich, sich unnötig in Gefahr zu begeben. Auf Facebook schrieb einer der Organisatoren, dass man sich nicht über Recht und Ordnung hinwegsetzen wolle und deshalb darauf verzichtet habe, über den Zaun in die Elbe zu steigen.

Trotz der optisch zur Zeit eindrucksvollen Wassermassen der Elbe – die Stadtverwaltung bleibt bezüglich der Gesamtsituation gelassen: „Die Situation ist für uns in Geesthacht nicht unüblich und wir gehen nicht davon aus, dass es zu einer kritischen Lage kommen wird. Zur Verdeutlichung: Wir sind im Rahmen des vierstufigen Alarmplans, den es für Ereignisse wie Hochwasser gibt, auf Stufe eins – das bedeutet, wir beobachten die Lage. Es gibt aktuell keinen Grund zur Beunruhigung“, betont Sabine Erdmann, Leiterin des Fachdienstes Öffentliche Sicherheit im Geesthachter Rathaus

Täglich würden die vorhergesagten Pegelstände abgerufen und eingeordnet. Der Fachdienst Öffentliche Sicherheit mache sich zudem vor Ort ein Bild von den Uferbereichen und sei stetig mit der Feuerwehr im Austausch. „Wir sind sehr gut vorbereitet und kommen mit der aktuellen Situation gut zurecht. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren klappt sehr gut. Wir unterstützen uns gegenseitig und arbeiten Hand in Hand“, betont Sabine Erdmann.

Hochwaaserschutz besteht bis zu einer Höhe von 8,60 Meter über Normalnull

Üblich sind in Geesthacht Wasserstände von 4,50 Meter über Normalnull (üNN) oberhalb des Wehres und mit dem Gefälle der Elbe in Richtung Tesperhude ansteigend. Am Donnerstag (4. Januar) lag der Pegel um 17 Uhr bei 5,87 Meter. Gemessen wird nahe dem Freizeitbad. Es wird erwartet, dass der Wasserstand ab Freitag (5. Januar) wieder sinkt.

Der Hochwasserschutz ist für den Ortsteil Geesthacht auf 7,90 Meter üNN ausgelegt. Für Wind und Wellen werden Sicherheitsaufschläge gemacht, sodass ein Hochwasserschutz mit Deich und Spundwänden bis 8,60 Meter üNN gewährleistet werden kann.

Auf dem überfluteten Campingplatz wurden alle Fahrzeuge abgeholt – bis auf ein Auto

Gesperrt sind aktuell wegen des Hochwassers die Sitzterrassen am Hafen, der Anleger am Menzer-Werft-Platz sowie der Steg (Anleger samt „Seebrücke“) in Grünhof-Tesperhude. Der Strandweg in Grünhof-Tesperhude wird heute noch gesperrt, da auf Teilen der Straße Wasser steht.

Der an den Strandweg angrenzende Campingplatz des Heimat- und Fremdenverkehrsverein Grünhof-Tesperhude steht ebenfalls in großen Teilen unter Wasser. Besitzer wurden gebeten, ihre Wohnwagen abzufahren. Das einzige Fahrzeug, das vor Ort geblieben ist, gehört Wolfgang Lukas. Der ehemalige Platzwart ist zwar mittlerweile von dem Job zurückgetreten, da es bisher keinen Nachfolger gibt, regelt Wolfgang Lukas hier weiterhin die wichtigen Dinge.

Platz steht unter Wasser – trotzdem ist alles im grünen Bereich

Sein Nissan-SUV stehe bis jetzt mit den Rädern nicht einmal im Wasser, sagt er. Und ein Pkw-Anhänger auf dem Gelände sei so massiv und robust, dass er im Notfall überflutet werden könne. Zudem haben die Stadtwerke Geesthacht für den Bereich des Campingplatzes den Strom abgestellt. Da habe er noch vor Silvester angerufen, um das zu organisieren, berichtet Wolfgang Lukas.

„Der Platz ist zwar zum ersten Mal seit 2013 wieder so großflächig überflutet worden, trotzdem bleibt alles im grünen Bereich“, sagt Wolfgang Lukas. „Bis jetzt steht kein Haus im Wasser. Wenn es so bleibt, können wir zufrieden sein. Etwas Gravierendes ist bis jetzt nicht passiert“.

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Ob die Dauercamper ab dem 15. März wie in jedem Jahr wieder auf den Platz dürfen, könne er aber trotzdem noch nicht sagen. „Das ist zu früh für eine Beurteilung. Schließlich soll von Dresden aus ja noch eine zweite Welle kommen“, gibt sich Wolfgang Lukas skeptisch.