Geesthacht. Ilse Timm und ihr Verein „Hilfe für das schwerkranke Kind“ sind mehr als stadtbekannt. Nicht nur dort setzt sie sich unermüdlich ein.

Vom Verein „Hilfe für das schwerkranke Kind“ und der Vorsitzenden Ilse Timm hat mit Sicherheit jeder Geesthachter schon einmal gehört, der nicht erst gerade gestern in die Elbestadt gezogen ist. Die Spendensumme, die seit der Vereinsgründung im Jahr 1987 zusammengekommen ist, geht in die Millionen. Die genaue Summe weiß die 86-Jährige gar nicht. An ihrem 75. Geburtstag im Juli 2012 waren es aber schon über zwei Millionen Euro, mit denen schwerkranken Kindern und deren Familien geholfen werden konnte.

Für ihr ehrenamtliches Engagement hat die Frau mit dem großen Herzen für Kinder schon diverse Auszeichnungen erhalten, darunter die Kreisplakette (1991) und zweimal das Bundesverdienstkreuz (2000 und 2011). Das zweite war sogar „am Bande“. Eine Ehrung ihrer Heimatstadt, für die sie sich auch in diversen anderen Institutionen eingesetzt hat, war bislang nicht darunter. Das ändert sich beim diesjährigen Neujahrsempfang der Stadt Geesthacht am Sonntag, 14. Januar.

Gründerin von „Hilfe für das schwerkranke Kind“ wird ausgezeichnet

Bei der Veranstaltung, zu der alle Geesthachter in den Ratssaal im Rathaus eingeladen sind (11 Uhr, Markt 15), erhält der „Engel der kranken Kinder“ das Ehrenzeichen der Stadt, das 2022 erstmals verliehen wurde. Zuvor hatten lediglich verdiente Mitglieder der Ratsversammlung Medaillen bekommen. Nun besteht auch die Möglichkeit, dass verdiente Bürger geehrt werden. Diese müssen entweder vom Bürgermeister, den Fraktionen der Ratsversammlung oder einzelnen Ratsmitgliedern vorgeschlagen werden und benötigen in dem nicht-öffentlichen Verfahren eine Zweidrittelmehrheit.

Ilse Timm (Mitte) mit ihren Schützlingen Mario, Nele, Annika, Steffen, Maike, Ilka, Inga und Heiko (v.l.) beim traditionellen Weihnachtsessen.
Ilse Timm (Mitte) mit ihren Schützlingen Mario, Nele, Annika, Steffen, Maike, Ilka, Inga und Heiko (v.l.) beim traditionellen Weihnachtsessen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Nachfolger von Frank Techet, Bärbel Zeppelin, Waltraut Rutsch und Sabine Thieme (Preisträger 2022) ist außer Ilse Timm auch der am 3. Juni 2023 mit 75 Jahren verstorbene Jochen Meder. Für den Mitbegründer des Förderkreises Industriemuseum Geesthacht nimmt dessen Witwe Hannelore Meder die Auszeichnung entgegen.

Ilse Timm ist sehr froh, dass sie die Ehrung selbst erleben darf. Nach einem Nierenversagen lag sie im März 2022 für drei Tage im Koma. „Ich hatte zu wenig getrunken. Aber habe jetzt mein Lehrgeld gezahlt. Ich bin wieder da“, sagt die 86-Jährige, die sich sehr über die Auszeichnung freut.

In ganz Hamburg und Schleswig-Holstein aktiv

Mit einigen ihrer Schützlinge aus der Umgebung, die heute längst das Erwachsenenalter erreicht haben und überwiegend geistige Beeinträchtigungen haben, sowie deren Angehörigen gibt es ein monatliches Treffen. Vor Weihnachten gab es beim traditionellen Grünkohlessen dann zusätzlich noch ein Geschenk. Einmal im Jahr geht es für eine Woche zur Erholung in einen Center Parc und auch wöchentliche Schwimmkurse für kranke Kinder organisierte sie.

Die Geesthachter Grande Dame Ilse Timm in der St.-Salvatoris-Kirche.
Die Geesthachter Grande Dame Ilse Timm in der St.-Salvatoris-Kirche. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Hilfe für das schwerkranke Kind“ ist aber in ganz Schleswig-Holstein und Hamburg aktiv. Als Ilse Timm anfing, gab es beispielsweise auf der Kinderkrebsstation der Uniklinik in Kiel noch keinen Förderverein. Ilse Timm sprang so lange ein, kaufte von den Spenden Bettwäsche und Besteck. Zudem organisierte sie Kinderfeste mit dem beliebten Kinderliederstar Rolf Zuckowski. „In Kiel habe ich traurige und schöne Zeiten erlebt. Ein Arzt meinte mal zu mir: Er hätte hier noch keine Frau gesehen, die kein eigenes Kind hier liegen hat.“

Eine Frau mit vielen Ämtern

Ilse Timm wurde 1937 geboren und wuchs als Tochter einer alteingesessenen Geesthachter Familie auf. Ihr Großvater Louis Haberland machte sich 1937 mit einer Spankorb- und Kistenfabrik selbstständig. Auf die Idee für den Verein „Hilfe für das schwerkranke Kind“ wurde sie von ihrer Freundin Liselott Schürmann, einer Geesthachter Kinderärztin gebracht. „Ich mache es aus Dankbarkeit für mein eigenes gesundes Kind“, sagt Ilse Timm.

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Ilse Timm ist eine höchst engagierte Frau. Sie ist auch Vorsitzende des Grundeigentümerverbandes Haus und Grund (seit 45 Jahren), Kirchengemeinderätin (seit 47 Jahren), langjähriges Mitglied im Senioren- sowie im Frauenbeirat der Stadt Geesthacht, war ehrenamtliche Richterin in Kiel und Lübeck, Mitbegründerin des Fördervereins „Peter Pan“ (Vamed-Klinik) und sitzt im schleswig-holsteinischen Altenparlament. Diese Aufzählung ließe sich fast beliebig fortsetzen.

Ilse Timm sucht einen Nachfolger für ihren Verein

Also Ehre, wem Ehre gebührt: Ilse Timm hat sich das Ehrenzeichen der Stadt Geesthacht redlich verdient. Eine Sorge treibt sie derweil sie um. „Ich finde keinen Nachfolger für ,Hilfe für das schwerkranke Kind‘. Derjenige bräuchte Verbindungen. Im Moment mache ich fast alles alleine“, sagt die 86-Jährige.

Übrigens: Die höchste Auszeichnung der Stadt Geesthacht, das Ehrenbürgerrecht, wurde in der 100-jährigen Stadtgeschichte erst einmal verliehen – am 25. März 1955 an Wilhelm Holert, den Gründer der Kalksandsteinfabrik. Das ist fast 69 Jahre her.