Geesthacht. St. Salvatoris sagt Veranstaltungen mit Kindern vor Weihnachten ab. LKA sieht Bezug zu Nahostkonflikt und antisemitische Motivation.
Von besinnlichen Weihnachten ist die evangelische Kirchengemeinde St. Salvatoris Geesthacht derzeit weit entfernt. Gegen die Kirche wurden wiederholt Bedrohungen mit antisemitischem Hintergrund ausgesprochen. Diese sind so massiv, dass sich der Kirchengemeinderat am Montag sogar dazu entschlossen hatte, bis Weihnachten alle Termine mit Kindern und Jugendlichen abzusagen. Auch der Staatsschutz im Landeskriminalamt (LKA) Kiel wurde eingeschaltet. Das ist bislang zu dem Fall bekannt.
Im Vorfeld des traditionellen Weihnachtsmarktes am ersten Adventswochenende bei St. Salvatoris war ein auf Arabisch verfasster Drohbrief auf dem Kirchengelände gefunden worden. Daraufhin stand der zweitägige Weihnachtsmarkt unter Polizeischutz. Mehrere Beamte zeigten dauerhaft Präsenz vor Ort. Allerdings blieb es nicht bei einer einmaligen Bedrohung, wie das LKA bestätigt.
Nach Bedrohung: Gottesdienste an Heiligabend unter Polizeischutz?
„Es wurden mehrere Schreiben an die betroffene Kirchengemeinde übermittelt. Inhaltlich wurden in diesen Schreiben jedoch keine konkreten Bedrohungen genannt. Später folgten mehrere Kontaktaufnahmen über das Internet, teilweise mit Bedrohungen“, heißt es vom Landeskriminalamt, das auch eine Bewertung vorgenommen hat. „Es könnte sich bei den Schreiben und den weiteren Kontaktaufnahmen um eine Tat-Serie handeln, genauer gesagt um Bedrohungen aus dem Phänomenbereich, Hasskriminalität‘, die einen Bezug zum Nahostkonflikt haben und eine antisemitische Motivation erkennen lassen“, so das LKA. Strafrechtlich relevante Inhalte würden vorliegen.
Die Verbindung zu einer christlichen Kirche nach Israel besteht durch eine familiäre Verbindung eines Kirchenmitarbeiters. Seit dem Überfall der Terrormiliz Hamas auf Israel und dem Gegenangriff auf den Gaza-Streifen sehen sich Juden weltweit Anfeindungen ausgesetzt. Pastorin Saskia Offermann, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats von St. Salvatoris ist, macht der Fall merklich betroffen. Den Vorgang an sich hatte sie bestätigt, möchte sich derzeit aber nicht weiter dazu äußern. Das übernimmt Remmer Koch, Pressesprecher vom Kirchenkreis Hamburg-Ost. Dass eine Gemeinde derartigen Anfeindungen ausgesetzt ist, findet er einfach nur „erschreckend“.
Gottesdienste finden statt
Während des kirchlichen Weihnachtsmarktes hatte es aus Polizeikreisen geheißen, dass keine konkrete Bedrohungslage vorliegen würde. Ob sich dies inzwischen geändert hat, dazu wollte das Landeskriminalamt „aus ermittlungstaktischen Gründen“ keine Angaben machen. Die Polizei stehe aber im ständigen Austausch mit der Kirchengemeinde zur Bewertung der Gefahrenlage. „Diese hat sich daraufhin zur Absage der Veranstaltungen entschlossen“, so das LKA.
„Um die Kinder nicht in Situationen zu bringen, die sie verunsichern könnten“, lautete die Begründung der St. Salvatoris-Kirche. Betroffen sind unter anderem der Konfirmandenunterricht oder alle anstehenden Proben. Aus diesem Grund wird es auch kein Krippenspiel während der Weihnachtsgottesdienste geben, die trotz allem stattfinden: am Heiligabend um 14, 16 und 23 Uhr sowie am ersten und zweiten Weihnachtstag jeweils um 11 Uhr (Kirchenstieg). „Wir möchten weiter die Botschaft von Frieden und Hoffnung verbreiten“, sagt Pastorin Saskia Offermann.
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Möglich sein wird das wohl nur unter Polizeischutz. Welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, auch darüber macht die Polizei keine Angaben. Sie seien der Lage angemessen. Die weiteren Ermittlungen hat das Landeskriminalamt an das Kommissariat 5 der Polizeidirektion Lübeck übergeben.