Lauenburg. Wie kann ein Citymanagement die Innenstadt beleben? Viele Vorschläge landeten in der Schublade. Was jetzt anders laufen soll.

Die gute Nachricht war vor fast genau auf den Tag vor zwei Jahren gekommen: Lauenburg kann mit rund einer Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ rechnen. Das mit 250 Millionen Euro ausgestattete Förderprogramm soll helfen, den Strukturwandel in den Innenstädten auszugleichen, der durch die Pandemie noch beschleunigt wurde.

Was damals noch fehlte, war ein schlüssiges Konzept, das die Stadt nachreichen musste. Das wurde schließlich in Berlin geprüft und für gut befunden. Der Zuwendungsbescheid über 965.000 Euro ermöglicht es jetzt, in Lauenburg ein Citymanagement auf die Beine zu stellen, das den Namen auch verdient. Das Büro Stadt + Handel aus Dortmund soll zunächst ein Konzept erarbeiten. Anschließend wird auf dieser Grundlage die Stelle für den künftigen Citymanager für Lauenburg ausgeschrieben. Die wichtigste Nachricht: Das Konzept will das Büro nicht am grünen Tisch erstellen. Am Mittwoch, 6. Dezember, beginnt um 18 Uhr in der Kreissparkasse (Alte Wache 3) eine sogenannte Impulsveranstaltung zur Innenstadtplanung.

Abkehr von geplanten Einkaufstempeln

„Haben Sie Lust, gemeinsam mit uns die Innenstadt der Zukunft zu denken und zu gestalten? Sind Sie offen für kreative Impulse und neue Ideen?“, fragen die Stadtplaner in der Einladung. Lauenburger, die schon länger in der Stadt leben, werden sich vielleicht erinnern, dass es einen ähnlichen Ansatz vor zehn Jahren schon einmal gab. Zwischen 2012 und 2014 hatte die Stadt zu drei Zukunftswerkstätten eingeladen. Das Interesse damals war riesig. Bei allen drei Veranstaltungen ließen jeweils mehr als 100 Teilnehmer die Köpfe rauchen. In Kleingruppen brachten sie ihre Vorstellungen von einer lebenswerten Stadt aufs Papier.

Schon damals ging es vielen Teilnehmern an den Workshops darum, lieber Plätze zum Wohlfühlen zu schaffen, statt auf große Einkaufstempel zu setzen. Die meisten dieser Vorschläge verschwanden bald in der Schublade. Damals setzte die Stadt vor allem auf Großprojekte wie Markthalle, Marktgalerie und Luxushotel – Vorhaben, die inzwischen allesamt gescheitert sind.

„Der Mensch will mehr als digitalen Konsum. Das ,Mehr’ sollten die Innenstädte leisten.“  Jens Nussbaum, Büro Stadt & Handel
„Der Mensch will mehr als digitalen Konsum. Das ,Mehr’ sollten die Innenstädte leisten.“  Jens Nussbaum, Büro Stadt & Handel © Elke Richel | Elke Richel

Alternativen zur Nutzung leerstehender Geschäfte

Anders als in früheren Zeiten, als es vor allem darum ging, eine leer stehende Ladenfläche mit einem konventionellen Angebot wiederzubeleben, setzte schon die Bewerbung der Stadt einen anderen Schwerpunkt. So könnten leer stehende Ladengeschäfte zum Beispiel Start-up-Unternehmen einen Raum geben. Auch der Direktverkauf landwirtschaftlicher Produkte findet immer mehr Liebhaber. Ebenso sind Showrooms für den regionalen Onlinehandel denkbar. Und natürlich auch die sogenannten Co-Working-Spaces, die neue Formen der Arbeit möglich machen.

Eine Vision, wie eine solche Innenstadt aussehen könnte, hatte Jens Nussbaum vom Dortmunder Büro Stadt + Handel im August vergangenen Jahres gezeichnet. Der Experte für Innenstadtentwicklung hatte mit seinem öffentlichen Vortrag einen wichtigen Impuls für Lauenburg geliefert. Statt hilflos zuzuschauen, wie der Onlinehandel die Innenstädte ausblutet, sollten diese andere Bedürfnisse befriedigen. Der Experte warb für mehr Aufenthaltsqualität in den Innenstädten: „Der Mensch will mehr als digitalen Konsum. Das ,Mehr’ sollten die Innenstädte leisten.“

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Der Aufbau eines Citymanagements ist übrigens keine Lauenburger Erfindung. Was in vielen Städten schon gut funktioniert, wird in anderen jetzt eilig aus der Taufe gehoben. So setzt zum Beispiel auch Bergedorf auf professionelle Unterstützung bei der Entwicklung der Fußgängerzonen Sachsentor und Alte Holstenstraße. Dieses Projekt profitiert mit 863.850 Euro ebenfalls vom Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“. Allerdings ist man in Bergedorf schon ein paar Schritte weiter. In mehreren Workshops kristallisierte sich auch hier die Idee heraus, Bergedorf von einer reinen Einkaufsstadt zu einer „City für alle“ für alle zu machen.